Dienstag, 18. Dezember 2012

PLAYLST VOM 17. DEZEMBER (Jahrescharts)

Platz #13:
1) PSYCHO BOY HAPPY von Sizarr - Purple Fried

Platz #12:
2) FANTA DORADO & DER INNERE KREIS von Fanta Dorado & Der Innere Kreis - Die Königin

Platz #11:
3) SHIELDS von Grizzly Bear - Sleeping Ute

Platz #10:
4) LIGHT ASYLUM von Light Asylum - Angel Tongue

Platz #9:
5) KILL FOR LOVE von Chromatics - Lady

Platz #8:
6) A DIFFERENT ARRANGEMENT von Black Marble - Safe minds

Platz #7:
7) NOCTURNE von Wild Nothing - Rheya

Platz #6:
8) CONFESS von Twin Shadow - You call me on

Platz #5:
9) COEXIST von The xx - Chained

Platz #4:
10) LONERISM von Tame Impala - Mind Mischief

Platz #3:
11) GIVE YOU THE GHOST von Polica - Lay your cards out

Platz #2:
12) I PREDICT A GRATEFUL EXPULSION von Cold Specks - Steady

Platz #1:
13) DOUZE POUZE von Stabil Elite - Milchstraße 14) Gold


Auf den weiteren Plätzen im Facebook-Countdown:
Platz #14: Japandroids - CELEBRATION ROCK
Platz #15: Grimes - VISIONS
Platz #16: Efterklang - PIRAMIDA
Platz #17: DIIV - OSHIN
Platz #18: Camera - RADIATE!
Platz #19: Peaking Lights - LUCIFER
Platz #20: ultraísta - ULTRAISTA
Platz #21: Animal Collective - CENTIPEDE HZ
Platz #22: Nite Jewel - ONE SECOND OF LOVE
Platz #23: The Weeknd - TRILOGY
Platz #24: Lower Dens - NOOTROPICS
Platz #25: Beach House - BLOOM

Nächste Sendung am 7. Januar um 23 Uhr

Dienstag, 4. Dezember 2012

Das große WILD NOTHING Interview

Am 14. November präsentierten Wild Nothing, eine der zur Zeit angesagtesten Indiepop-Bands, im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus ihre aktuelle Platte NOCTURNE (im August Album des Monats beim Gelben Tango). Bei Konzerten steht zwar eine komplette Band auf der Bühne, de facto handelt es sich bei Wild Nothing um das Ein-Mann-Projekt von Jack Tatum. Vor dem Soundcheck war der Gelbe Tango mit dem 24-Jährigen zum Interview verabredet. Wir sprachen über seinen Werdegang vom skatenden Blink-182-Fan zum hippen Indiekünstler, in dessen Video sich sogar ein Hollywood-Star die Ehre gibt. Gesellschaftliche und popkulturelle Themen wurden angeschnitten, ebenso wie so einiges Paradoxes. Vieles davon konntet ihr gestern Abend schon in der Sendung hören. Hier nun das komplette Interview: 

Als erstes würde ich mit dir gerne über das neue Video zu 'Paradise' sprechen, in dem Michelle Williams die Hauptrolle spielt. Ich war sehr überrascht, einen Hollywood-Star wie Williams in einem offiziellen Video von Wild Nothing zu sehen. Wie kam es dazu!? 
Für mich war es auch eine Überraschung. Es war mehr oder weniger ein Produkt des Zufalls. Wir hatten mit mehreren Leuten darüber gesprochen, ein Video für das Album zu produzieren. Darunter auch Matt (Amato), der letztlich Regie führte bei dem Video. Ich kannte ihn schon vorher und wir hatten deshalb bei ihm angefragt, ob er irgendwelche Ideen hätte. Als er ein kleines Brainstorming machte, kam ihm Michelle in den Sinn, mit der er befreundet ist. Matt fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, mit ihm etwas für Wild Nothing zu machen. Und ich schätze sie hatte einfach etwas Zeit übrig, ihr gefällt die Musik von Wild Nothing und wollte ein Teil davon sein. Ein glücklicher Umstand - mit einem richtig schönen Ergebnis. Es war also nicht so, dass wir auf Michelle zugingen, um zu sehen, ob sie Interesse hat, es war eher eine natürliche Angelegenheit. Das fühlte sich richtig gut an. Und klar, als Matt uns sagte "Hey, Michelle ist interessiert!!", ließen wir uns diese Chance nicht entgehen. Denn es kommt nicht allzu häufig vor, mit einer so bekannten Schauspielerin zusammenarbeiten zu können. Was auch ein bisschen seltsam war. Aber es hat wirklich Spaß gemacht und das spiegelt sich auch in dem Video wider. Es ist zwar nicht supergrandios oder so, es ist eher schlicht und natürlich. Dafür war Michelle einfach die perfekte Besetzung. Wohingegen eine größere, aufwändigere Produktion des Videos vielleicht nicht den gleichen Effekt gehabt hätte.


Michelle schaute sogar im Studio vorbei, während du gerade NOCTURNE aufnahmst!? 
Ja genau, denn Matt hatte die Idee, dass Michelle in dem Video einen Ausschnitt aus diesem Buch von Iris Murdoch vorliest. Michelle lebt in New York und kam zu uns ins Studio, in dem wir das Album aufnahmen. Wir unterhielten uns ein wenig und sie sprach den Monolog ein, der in dem Video zu hören ist. Es hat Spaß gemacht, es war zwar nichts Verrücktes oder so, ein eher kurzes Treffen, aber sehr schön.

Was hat es mit dem Roman von Iris Murdoch auf sich!?
Das war eine Sache des Regisseurs, seine Vision für das Video. Matt sah eine Art Beziehung zwischen dem Song und dem Buch und insbesondere der Passage, die Michelle vorliest. Matt hatte diese Idee, hat uns aber natürlich mit einbezogen, wir haben viel darüber gesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass es dem Charakter des Songs entspricht und diesen gut ergänzt. Daraus eine Art separate Sache zu machen und nicht einfach nur den reinen Song im Video zu haben, ist ein schöner Zusatz wie ich finde.


Nachdem das Video seine Premiere bei Pitchfork hatte, ist zuletzt ein kleiner Hype entstanden. Merkst du da was von oder ist es lediglich die Anzahl an Facebook-Likes, die sich verändert hat!?
Mir ist da nichts aufgefallen. Also, mir war bewusst, dass es bei Pitchfork diese Premiere gab, abgesehen davon habe ich die Verbreitung des Videos im Internet nicht allzu sehr verfolgt.

In einem Pitchfork-Interview sagtest du vor einigen Monaten: "In a lot of ways, the internet is the best thing that's ever happenend to music. In a lot of ways it's the fucking worst." Glaubst du, dass du heute immer noch in deinem Schlafzimmer aufnehmen würdest ohne das Internet!?
Ja genau, das sehe ich definitiv so. Wild Nothing begann ja ganz klein, es war im Prinzip nur ich in meinem Schlafzimmer, wo ich Sachen aufgenommen habe. Sehr schlicht und persönlich. Das Internet bietet die Möglichkeit, ein größeres Publikum abseits des eigenen Bekanntenkreises zu erreichen. Es ist ein großartiges Instrument für Musiker, insbesondere junge Musiker, und Leute wie mich, die alles selbst machen. Aber es gibt wie immer Vor- und Nachteile. Obwohl ich ohne das Internet nicht in der Lage wäre dies zu tun, und als Musiker ganz sicher nicht in diesem Ausmaß existieren würde, verabscheue ich die Musikkultur im Internet. Ich kann mich einfach nicht damit identifizieren beziehungsweise ich kann das irgendwie nicht abkaufen. Es ist vergleichbar mit Klatschmagazinen, alles ist so schnelllebig. Man geht auf Seiten wie Pitchfork oder so, klickt herum und hört sich was an und dann geht es weiter zur nächsten. Bald ist dann alles vergessen, alles ist so schnelllebig, jeder schaut ständig nach dem nächsten großen Ding. Es entwertet Musik also in vielerlei Hinsicht, was wirklich schade ist. Denn ich glaube, dass die Leute Musik nicht mehr so die Chance geben. Sei es bezüglich der Künstler, Songs oder der Alben im Ganzen, die Leute sind weitaus ungeduldiger geworden durch das Internet.

Hast du den Diskurs über Simon Reynolds' Buch 'Retromania' verfolgt!?
Ich habe davon gehört, es aber nicht gelesen. Ich nehme mir es immer vor, denn es klingt sehr interessant. Ich weiß so ungefähr, worum es geht. Du kannst mir sicherlich mehr darüber erzählen.


Reynolds vertieft in seinem Buch u.a. das Thema, das du gerade angesprochen hast. Dass die Leute durch das Internet weniger geduldig geworden sind. Reynolds vergleicht das heutige digitale Zeitalter mit der analogen Ära, in der alles nur sehr langsam vorangegangen sei. Man musste früher zum Beispiel auf neue Platten oder Nachrichten warten. Während sich die Kultur damals stetig weiterentwickelte. Von Progressive Rock über Punk und Postpunk, New Wave bis hin zu Grunge usw. In der digitalen Gegenwart bestehe der Alltag nun aus Hyper-Beschleunigung und Beinahe-Augenblicklichkeit. Man kann sich alles sofort herunterladen, Nachrichten werden aktualisiert noch während man sie liest, es gibt Smartphones und so. Auf einer makrokulturellen Ebene sei laut Reynolds nun hingegen alles statisch und festgefahren, alles werde nur recycelt. Das Lustige daran ist, dass ich an Wild Nothing denken musste, als ich dies las. Denn Reynolds resümiert, dass wir uns gerade in einem paradoxen Zustand zwischen Geschwindigkeit und Stillstand befänden. Wild Nothing ist dafür der perfekte Inbegriff. 'Wild' steht für die Beschleunigung des Alltags, während 'Nothing' den in Reynolds' Augen herrschenden kulturellen Stillstand symbolisiert. 
Das ist ein großartiger Vergleich. Mir gefällt das sehr. Dieses Paradoxe wollte ich mit dem Namen auch ausdrücken. Nicht exakt so wie du das eben beschrieben hast, du bringst es viel präziser auf den Punkt. Mein grundsätzlicher Gedanke bezüglich des Namens war jedoch der gleiche. Aber das ist wirklich schön, ich stimme dir vollkommen zu.

Reynolds bemängelt in Retromania, dass es in der zeitgenössischen Popmusik keine Innovation mehr gäbe. Die Archive der Popmusik, im Internet jederzeit mit wenigen Klicks abrufbar, hätten die Innovation ersetzt. Reynolds spricht von einer Retroschleife der Popmusik.
Es gibt einen riesigen Überschuss von Referenzpunkten, auf die du dich beziehen kannst. Und ich bin mehr als jeder andere schuldig daran!! Auf jeden Fall eine interessante These. Ich denke, dass diese alten Sachen jeder Generation zur Verfügung standen, die Musik der Vergangenheit war stets erhältlich. Aber das Internet hat dieses Fenster ganz weit aufgerissen. Heutzutage muss man sich keine große Mühe mehr geben, man geht einfach auf Spotify, gibt irgendeinen Künstler ein und kann dort dann die komplette Diskographie durchhören. Das ist wirklich verrückt. In der Vergangenheit gab es auch immer Musik, auf die sich bezogen wurde, aber dann wurde daraus ein eigenes Ding gemacht. Das ist heutzutage immer schwerer geworden. Ich muss sagen, dass ich aktuelle Bands, die als innovativ bezeichnet werden, oft gar nicht mag. Innovativ zu sein bedeutet nicht gute Musik zu machen. [lacht]

Würdest du deine Musik als 'retro' bezeichnen? 
Ja, es ist retro. Diesem Label aus dem Weg zu gehen wäre äußerst schwierig für mich. Ganz einfach weil ich mich auf so vieles aus der Vergangenheit beziehe und ich diesbezüglich auch sehr offen bin. Einige Leute würden sicherlich versuchen zu vertuschen, dass sie von bestimmten vergangenen Generationen und Musikrichtungen direkt beeinflusst worden sind. Mir persönlich ist es nicht wichtig, der Musik, die ich mag, in irgendeiner Art nachzueifern. Es ist vollkommen beabsichtigt so zu klingen. Ja, es ist retro. Ich bezeichne es allerdings lieber als "referential music", weil es darum geht, bestimmte Referenzpunkte zu verwenden. Und das bezieht sich nicht unbedingt auf komplette Genres, manchmal ist es nur ein Song, eine Melodie eines Künstlers, den ich mag, was mich dazu inspiriert, etwas Ähnliches zu kreieren und all diese Einflüsse auf meine eigene Version davon herunterzureduzieren. Ich denke nicht, dass es einen Einfluss gibt, auf den ich mich direkt-direkt beziehe. Es ist eher eine Kombination aus vielen verschiedenen Einflüssen.

Was genau sind diese Referenzpunkte für deine Musik? Wild Nothing wird oft mit C86-Bands in Verbindung gesetzt.
Vor allem britischer Indiepop und einige C86-Bands. Ich mag jedoch nicht alle dieser C86-Bands. Es wundert mich manchmal, warum das so oft geschrieben wird. Also ich mag Primal Scream, The Wake, grundsätzlich jede britische Band aus der Ära [lacht]. Es ist schwierig, irgendwas hervorzuheben.

Auch The Cure werden oft als Referenz genannt.
The Cure sind für mich eine sehr wichtige Band, ganz einfach weil sie mit ihrer Musik einen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Ich finde das wirklich interessant, denn was Robert Smith mit The Cure machte, war nicht großartig anders als viele andere Sachen zu der Zeit. Es war jedoch pop-orientierter und hatte eine breitere Anziehungskraft. Vollkommen verschiedenen Leuten gefällt die Musik von The Cure und das macht es so interessant für mich. Zumal ich bestimmte Aspekte von Popmusik wirklich schätze. Ich mag Hooks und Melodien, die etwas weitreichender sind. Ich stehe auf diese 'Catchiness', diese Eingängigkeit. Deshalb versuche ich das in meine Musik zu integrieren, ohne dabei zu geradeheraus zu sein.

Du betonst oft, wie wichtig dir Popmusik ist. Aber ich habe das Gefühl, dass viele Leute ein Problem mit diesem Begriff haben. Wer sagt schon von sich selbst, dass er Popmusik hört?!
[lacht] Ja, das ist echt schräg. Wir Menschen haben immer das Bedürfnis, für alles einen Namen zu haben. Wenn ich von Popmusik rede, wenn ich versuche jemandem Popmusik zu erklären, bin ich mir sicher, dass meine Auffassung eine andere ist als die der anderen. Für mich bedeutet Popmusik nicht populär, es bedeutet nicht Mainstream oder Radiomusik. Ich weiß nicht genau, was Popmusik bedeutet, aber ich weiß es, sobald ich es höre. Es geht dabei um den Aufbau eines Liedes, um die Melodie und eine Art von Unmittelbarkeit. Wenn ich einen Song höre, der mich unmittelbar packt, das ist Popmusik.

Beim Gelben Tango »Indie» Nacht geht es neben dem Begriff der Popmusik natürlich auch um Indie und die Wahrnehmung von Indie. Redet man in Deutschland von Indie, haben die meisten Leute ein vorgefertigtes Bild im Kopf. Indie wird oft mit Bands wie Franz Ferdinand oder Mando Diao verbunden. In der Radiosendung geht es darum zu vermitteln, dass hinter dem Indiebegriff mehr steckt. Dass es gar nicht so konkret um eine bestimmte musikalische Ausrichtung geht, sondern vielmehr um die Grundhaltung, die dahintersteckt.
So sehe ich das auch. Die wahre Definition des Wortes bedeutet unabhängig veröffentlichte Musik abseits des Mainstreams. Es ist komisch, dass daraus ein starres Bild in den Köpfen der Leute geworden ist. Wie ein bestimmtes Genre. Anderserseits denke ich, dass Leute genau wissen, was gemeint ist, wenn von Indiepop die Rede ist. Zumindest in meinen Augen impliziert dies eine bestimmte Musikart. Wenn ich an Indiepop denke, denke ich an Belle & Sebastian oder so. Aber es ist schon müßig, dieses ganze Schubladendenken und der Versuch, den Sound einer Band genau benennen zu wollen. Es ist echt lustig, was manchmal dabei herauskommt, nur um Sachen eine Bezeichnung zu geben.

Wo wir gerade von Schubladen reden. Hörst du auch Musik, die nicht mehr als Popmusik durchgehen würde?
Ich weiß nicht [lacht]. Ich denke es ist vor allem Popmusik aus verschiedenen Ären. Ich stehe einfach auf Popmusik. Wie gesagt, ich denke ich habe eine etwas andere Auffassung von Popmusik als andere. Ich kann mir Sonic Youth anhören und da bestimmte Popaspekte herausziehen. Dennoch würden andere Leute Sonic Youth vielleicht nicht als Popmusik beschreiben. Wahrscheinlich eher nicht.

Eher Noise. 
Ja, Noise. Ich mag solche Bands, so Noise-Krams, etwas chaotischere Musik. Aber vor allem eben 60er Musik, Gitarren, Motown, alles mögliche.


Was ist die Musik deiner Kindheit, womit bist du groß geworden?
Ganz viel alternativer Radiorock. Die ersten Sachen, an die ich mich erinnere, die ich durch meine Eltern gehört habe, sind REM und Beck. Meine Eltern fanden Beck richtig toll, irgendwie komisch!! Aber nicht nur meine Eltern. Als ich älter wurde, wurde es dann erstmal schlechter bevor es besser wurde [lacht]. In der Middle School hörte ich einige richtige schlimme Bands, aber das war wohl meiner Generation geschuldet.

Schlimme Bands?!
Ja, ganz viele Pop-Punk-Bands und die ganzen Blink-182s dieser Welt, all so'n Kram. Aber sowas hörte man eben, als ich aufwuchs. Ich bin 24. Als diese Sachen gerade angesagt waren, war ich also 11, 12 Jahre alt. Und das dürfte ja der Zielgruppe entsprechen [lacht]. Zu der Zeit war ich Skateboarder, da gehörte diese Musik auch dazu. Wie auch immer, ich bin da glücklicherweise herausgewachsen und habe mich besseren Sachen zugewandt.

Wann hast du die Bands kennengelernt, die deine heutige Musik beeinflusst haben?
Das ging während der High School los. Ich hörte alle mögliche Musik, vor allem aber die Indiemusik jener Zeit. Ich war ein riesiger Fan von Broken Social Scene. Dann kamen Bands wie New Order oder The Smiths hinzu. Das waren die ersten Bands aus dieser Ära, die ich für mich entdeckte. Und dadurch bin ich dann auf viele weitere Bands gestoßen. Das muss so gegen Ende der High-School-Zeit gewesen sein, als ich auf die Musik kam, die heute wichtig für mich ist.

Dann fingst du an, selbst Musik zu machen. Jack and the Whale hieß dein erstes "Projekt", wenn man das so nennen kann.
Oh ja [lacht]. Ich würde es nicht einmal ein Projekt nennen. Mit 15 begann ich damit, Musik aufzunehmen. Bei mir Zuhause, ich habe es mir selbst beigebracht. Ich habe tonnenweise Songs geschrieben, die niemals jemand zu hören bekommen wird. Ich experimentierte herum, wie man Songs schreibt und aufnimmt. Wild Nothing ist für mich das erste, was ich wirklich als Projekt bezeichnen würde. Mein erstes ernsthaftes Projekt, was Musik angeht. Alles davor war wie eine Lernerfahrung. Aber vielleicht ist das auch nur mein Versuch mich nicht schämen zu müssen [lacht].

Als alles dann mehr Formen annahm und ernsthafter wurde, ging es los mit Wild Nothing?
Ja, Wild Nothing und [das Debütalbum] GEMINI waren meine erste bewusste Entscheidung, etwas zu tun, was über das reine Aufnehmen hinausgeht. Ich hatte die Entscheidung getroffen, ein Album aufzunehmen. Ein greifbares Produkt. Mit Liedern, die zusammen einen Sinn ergeben und aufeinander abgestimmt sind. Davor habe ich hier und da mal Songs aufgenommen, die aber nie so recht zusammenpassten, nicht zusammengehörten. GEMINI war mein erster Versuch dies zu tun.

Gab es in deinem Heimatstaat Virginia eine entsprechende Musikszene beziehungsweise Leute, die dich unterstützten!?
Was diese Art von Musik anbetrifft: Nein, ganz und gar nicht. Es gab zwar einige ganz coole Bands in der Gegend, aber ich habe mich nie als Teil irgendeiner Musikszene in Virginia begriffen. Vor allem in Blacksburg, wo ich zur Schule ging. Es ist so eine kleine Stadt, es gab dort keine wirkliche Musikszene. Beziehungsweise keine, an der ich interessiert war. Ich machte immer mein eigenes Ding, weil es auch keine andere Möglichkeit gab. Ich hatte ein bestimmtes Bild vor Augen, wie meine Musik klingen sollte, deshalb konnte ich nicht einfach eine Band mit irgendwelchen anderen Leuten gründen. Ich musste das alleine machen. Mein Freundeskreis unterstützte mich natürlich, viele Freunde waren sehr interessiert an meiner Musik und wir unterhielten uns über bestimmte Musikrichtungen. Aber es war ein eher kleiner Kreis.

Dann bist du nach Georgia gezogen? 
Ja, wir waren viel auf Tour, immer hin und her, nach den Konzerten wieder zurück nach Virginia. Für ein Jahr zog ich dann nach Georgia, wo ich den größten Teil des neuen Albums geschrieben habe. Vor acht Monaten ging es weiter nach New York.

Wohnst du eigentlich in Williamsburg [ein Szeneviertel in Brooklyn]?
Nein, die Gegend, in der ich wohne, heißt Greenpoint. Ein polnisch geprägtes Viertel nördlich von Williamsburg, sehr nah an Williamsburg.

Der Ort in Virginia, aus dem du stammst, heißt auch Williamsburg. Deshalb meine Frage.
[lacht] Ja genau. Diesen Witz machen viele meiner Freunde. Ich bin in einer Kleinstadt namens Williamsburg aufgewachsen. Es ist ziemlich anders als das Williamsburg in Brooklyn. Das ist ganz amüsant.

Zum Abschluss noch etwas anderes Amüsantes. In den 70ern gab es einen Footballspieler namens Jack Tatum, auch 'The Assassin' genannt, er gilt als gefürchtetster und härtester Verteidiger der Ligageschichte. Waren deine Eltern sportinteressiert?
[lacht] Ja, ich kenne ihn. Ich glaube nicht, dass meine Eltern das realisiert haben. Ein wirklich seltsamer Zufall. Zumal er das komplette Gegenteil von mir ist. Meine Eltern hätten mir sicherlich einen anderen Namen gegeben, wenn sie das gewusst hätten.

Nächste Sendung am 17. Dezember um 23 Uhr: Die Gelber-Tango-Jahrescharts mit den besten Indie-Alben aus 2012.

Montag, 3. Dezember 2012

PLAYLIST VOM 3. DEZEMBER (Wild-Nothing-Spezial)

Das komplette Interview mit Wild Nothing zum Nachlesen: Morgen hier auf dem Blog.

1) Beach Fossils feat. Wild Nothing - Out in the Way 
"Wir hängen viel zusammen herum", sagte Wild Nothing-Mastermind Jack Tatum im Gelber-Tango-Interview über Labelkollege Dustin Payseur von den Beach Fossils, "aber wir haben zur Zeit keine Pläne, wieder Musik zusammen zu machen". Schade. Es wird also erstmal bei dieser einmaligen Zusammenarbeit bleiben, zu finden auf der letztes Jahr veröffentlichten Beach-Fossils-EP WHAT A PLEASURE.

2) Wild Nothing - Paradise 
Ein dreifach oscarnominierter Hollywood-Star in dem Video einer Indie-Band!? Wie es dazu kam, könnt ihr im großen Wild-Nothing-Interview nachlesen. Hier das Video mit Michelle Williams (u.a. bekannt aus Brokeback Mountain, Blue Valentine und der Teenie-Serie Dawson's Creek):


3) Wild Nothing - Vultures like Lovers 
Dass dies einer der ersten Wild-Nothing-Songs ist, ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Ursprünglich ist dieser Song schon zu Zeiten entstanden, als Tatum noch als Jack and the Whale auftrat. Was man auch hört, hier klingt Tatum fast eher wie Panda Bear. 'Vultures like Lovers' wurde 2009 als B-Seite der ersten Wild-Nothing-Single 'Summer Holiday' veröffentlicht.

4) Dignan Porch - Darkness 
Nostalgisches Gitarrengeschrammel, dafür steht das New Yorker Label Captured Tracks, zu dessen Aushängeschild sich Wild Nothing gemausert hat. Die einzige britische Band des Labels sind Dignan Porch. Die fünf College-Rock-Verehrer aus London haben am 28. September ihr neues Album NOTHING BAD WILL EVER HAPPEN veröffentlicht.

5) Pavement - Gold Soundz 
Ein Pavement-Klassiker aus dem Jahr 1994. Von Pitchfork als bester Song der 90er Jahre ausgezeichnet. Und die Zeile "keep your address to myself / 'cause we need secrets" bekommt in Zeiten von Facebook und Co. eine völlig neue Bedeutung.

6) Grizzly Bear - Alligator 
Grizzly Bear steuerten den Soundtrack zu dem großartigen Film 'Blue Valentine' bei. Ein Beziehungsdrama mit Ryan Gosling und Michelle Williams. Die Assoziation zu diesem Song dürfte klar sein, oder!? ;)

7) Lower Dens - Rosie 
"Warm und kuschelig und auch gespenstisch", so beschreibt der Musikexpress die atmosphärischen Popentwürfe der Lower Dens. Aufgrund des Beifalls für ihre im Frühjahr erschienene Platte NOOTROPICS wurde nun ihr ebenso überzeugendes 2010er Debütalbum TWIN HAND MOVEMENT (VÖ: 9.11./Domino Records) nachträglich hierzulande veröffentlicht

8) Sufjan Stevens - Justice delivers its Death 
Wem die weihnachtliche Standardbeschallung auf die Nerven geht, auf etwas Besinnlichkeit aber nicht verzichten möchte: Sufjan Stevens beschert uns mal wieder ganz viele neue und alte Weihnachtslieder mit der 5-CD-Box SILVER & GOLD - SONGS FOR CHRISTMAS VOLUMES 6-10 (VÖ: 16.11./Asthmatic Kitty Records).

10) The Japanese Popstars feat. Robert Smith - Take Forever 
11) The Cure - The Caterpillar 
Jack Tatum wünschte sich vom Gelben Tango einen Song, der älter ist als er selbst: 'The Caterpillar' vom 1984er Album THE TOP. Robert Smith und The Cure sind große Vorbilder für Tatum, verriet er im Interview. Warum genau, könnt ihr morgen hier auf dem Blog nachlesen. 'Take Forever' stammt vom 2011 erschienenen Album CONTROLLING YOUR ALLEGIANCE des nordirischen Elektronik-Trios The Japanese Popstars.

12) Broken Social Scene - Anthems for a seventeen year old girl 
Zu High-School-Zeiten war Jack Tatum ein großer Fan des kanadischen Indie-Kollektivs Broken Social Scene. Da war dieser BSS-Song übers Erwachsenwerden quasi Pflicht. "Used to be the one of the rotten ones / And I liked you for that / Now you're all gone, got your make-up on / And you're not coming back." Wunderschön.

13) Destroyer - Chinatown  
14) Wild Nothing - Pessimist
KAPUTT von Destroyer, eines der Alben des Jahres 2011. Wer wird 2012 das Rennen machen!? Die Gelber-Tango-Jahrescharts: Am 17. Dezember auf radio leinehertz 106.5. Ob Wild Nothings akttuelles Album NOCTURNE auch dabei sein wird!?

Nächste Sendung: Gelber-Tango-Jahrescharts am 17. Dezember um 23 Uhr.

Mittwoch, 21. November 2012

Großes Interview mit WILD NOTHING am 3. Dezember

Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit beschränken sich die derzeitigen Veröffentlichungen auf Reissues, Best-of-Sammlungen, Live-Mitschnitte und sonstigen Schnickschnack. Ein guter Zeitpunkt für ein Gelber-Tango-Spezial:
 
Letzten Mittwoch traf sich der Gelbe Tango vor dem Wild Nothing-Konzert im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus mit Jack Tatum und sprach mit ihm über Retromania und das Internet, Vorbilder und Jugendsünden, den perfekten Bandnamen und Schubladen. Und natürlich über sein wundervolles neues Video mit Hollywood-Star Michelle Williams, u.a. bekannt aus Brokeback Mountain und Blue Valentine. Wie es wohl dazu kam!?

Das große Wild-Nothing-Interview: Am 3. Dezember von 23 bis 24 Uhr auf radio leinehertz 106.5

Montag, 19. November 2012

PLAYLIST VOM 19. NOVEMBER

1) Broadcast - Before we begin
2) Melody's Echo Chamber - Bisou Magique
3) Melody's Echo Chamber - Endless Shore
In Anspielung auf den Song 'Bisou Magique' bezeichnet SPIEGEL ONLINE das Debütalbum der Französin Melody Prochet alias Melody's Echo Chamber als "fürwahr magisches Küsschen". Prochet wird oft mit Trish Keenan verglichen, der letztes Jahr so tragisch verstorbenen Broadcast-Sängerin. So schreibt zum Beispiel Pitchfork: "The self-titled debut from Melody's Echo Chamber is a record of psych-tinged pop with just the right amount of thematic darkness and grime around the edges. Prochet has a way with melody and a voice that places her among the top-tier graduates of the Trish Keenan and Laetitia Sadier school of dream pop". MELODY'S ECHO CHAMBER, am 2. November bei Domino Records erschienen, ist das Album des Monats beim Gelben Tango.

4) Mac DeMarco - My kind of woman
Erinnert sich noch wer an die Teenie-Komödie Ferris macht blau?! In der Rezension von Mac DeMarcos Debütalbum namens 2, am 19. Oktober bei Captured Tracks veröffentlicht, resümiert das NME Magazine, der junge Kanadier mit der schelmischen Zahnlücke sei "Ferris Bueller with a guitar". Musikalisch wandelt DeMarco irgendwo zwischen Arctic Monkeys-Sänger Alex Turner, Jonathan Richman und Pavements Stephen Malkmus, wofür der 22-Jährige Bestnoten von NME und Pitchfork absahnte.

5) The Soft Moon - Lost Years
Ebenfalls bei Captured Tracks herausgekommen ist das neue Album von The Soft Moon, das einen in die düstere Sterilität der 80er Jahre eintauchen lässt. "Zurück zu Joy Division, Sonic Youth, Suicide und The Danse Society. Neo-Post-Punk wurde das schon getauft, inspiriert von Krautrock und ganz viel New Wave", schreibt ByteFM über ZEROS (VÖ: 9.11).

6) Black Marble - A different arrangement
"There's no need to hide your limitations / You're wasting your time", brummt Black-Marble-Sänger Chris Stewart auf A DIFFERENT ARRANGEMENT (VÖ: 19.10./Hardly Art), das sicherlich keine Zeitverschwendung ist. Vielleicht sogar ein Kandidat für die Gelber-Tango-Jahrescharts am 17. Dezember!?

7) Clinic - You
8) Clinic - Sun and the Moon
FREE REIGN, so heißt das mittlerweile siebte Studioalbum von Clinic, das am 9. November bei Domino Records erschienen ist. Die Band aus Liverpool hat übrigens prominente Fans: Zum Beispiel Arcade Fire, Radiohead oder die Flaming Lips. Das psychedelisch-krautige, leicht jazzige neue Album ist von Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never produziert und abgemischt worden.

9) The Emeralds - Just to feel anything
"So schön kann kontemplative Nostalgie sein", schreibt Intro Magazin über die neue Platte des US-Synth-Kraut-Trios Emeralds. Ihr neues Album JUST TO FEEL ANYTHING, am 13. November bei dem Wiener Label Editions Mego erschienen, ist wieder eine kosmische Klangreise geworden.


10) Eno Moebius Roedelius - The Belldog
Brian Eno, der Vater des Ambient, hat ein neues Album: LUX (VÖ: 9.11./Warp Records). Vier Tracks, 75 Minuten und 21 Sekunden lang. "There's a reason Eno's name has become synonymous with ambient and why his thoughts on the music remain the gold standard", ist Pitchfork begeistert. Und im Musikexpress erntet Eno erstmalig Platte-des-Monats-Ehren, satte 39 Jahre nach seinem Solodebüt. "Die schönen Welten, die der 64-Jährige auf LUX errichtet, sie bestehen aus kargen aber klaren herbst-winterlichen Klanglandschaften, die an einem Stück und ohne Rast durchwandert werden wollen." Der Song 'The Belldog' stammt aus Enos bahnbrechende 1978er Zusammenarbeit mit Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius von Cluster.


11) Michael Mayer feat. Jeppe Kjellberg - Good Times
"Ein großer Wurf, eine der schönsten und unterhaltsamsten Dance-Platten des Jahres", schreibt ZEIT ONLINE über Michael Mayers neues Album MANTASY (VÖ: 19.10./Kompakt Records). In der Anti-Smartphone-Hymne 'Good Times' singt Jeppe Kjellberg von den dänischen Labelkollegen WhoMadeWho: "No hesitation / no obligation / sweet temptation / let's just have a good time“.

12) Wild Nothing - Confirmation 
Eine der Dreampop-Bands der Stunde (des Jahres!!) ist zweifellos Wild Nothing. Im August war NOCTURNE Album des Monats beim Gelben Tango. Letzte Woche traf sich der Gelbe Tango vor dem Konzert im Bremer Lagerhaus mit Wild-Nothing-Mastermind Jack Tatum und sprach mit ihm über Retromania und das Internet, Vorbilder und Jugendsünden, den perfekten Bandnamen und Schubladen. Und natürlich über sein wundervolles neues Video mit Hollywood-Star Michelle Williams. Das große Wild-Nothing-Interview: Am 3. Dezember beim Gelben Tango.


Nächste Sendung, mit großem Wild-Nothing-Interview, am 3. Dezember um 23 Uhr

Montag, 5. November 2012

PLAYLIST VOM 5. NOVEMBER

1) Futurisk - Lonely Streets
Zum Auftakt der Sendung eine kleine futuriske Zeitreise ins Jahr 1982. Anlässlich aktueller Synthwave-Veröffentlichungen wie Fanta Dorado und Der Innere Kreis, Black Marble oder Emeralds (deren neues Album nächste Woche erscheint).

2) Fanta Dorado & Der Innere Kreis - Pose
3) Fanta Dorado & Der Innere Kreis - Das Geister Floß
"Bring mich dorthin übers offene Meer / 100 Tage / 200 Tage / Die Reise ist es wert."
Und was für ein fantastischer Trip, ein einziger Ohrwurm, das Debütalbum von Stabil Elites Nikolai Szymanski doch ist. FANTA DORADO UND DER INNERE KREIS ist am 26. Oktober bei dem Berliner Label italic erschienen - the sound of young Düsseldorf at its very best!!


4) Hans Unstern - Mit schwarzen Lippen sitzen wir hinten
"Ich schäme mich, yeah", singt Hans Unstern auf seinem neuen Album THE GREAT HANS UNSTERN SWINDLE (VÖ: 26.10./Staatsakt). Dabei hat Unstern keinen Grund sich zu schämen. Die Spex feiert das zweite Album des Berliner Liedermachers gar als "die wichtigste Veröffentlichung deutschsprachiger Wort-Musik-Kunst" seit Blumfelds 1994er Meilenstein L'ETAT ET MOI. Yeah!

5) Sons of Noel and Adrian - The Yard
Wer in den letzten Jahren gelegentlich bei Feinkost Lampe vorbeigeschaut hat, dem dürften Sons of Noel and Adrian und verwandte Bands wie The Miserable Rich oder The Leisure Society nicht entgangen sein. Das Kollektiv aus Brighton gilt als folkiges Pendant zu Broken Social Scene. Das neue SONAA-Album heißt KNOTS und ist am 12. Oktober bei K&F Records erschienen.

 6) Spring Offensive - Not drowning but waving
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Spring Offensive sind morgen Abend beim Ruby Tuesday zu Gast im Cafe Glocksee. "Eine Band aus Oxford, die spielend vertrackte Rhythmen, mehrstimmigen Gesang und tolle Harmonien zu einem komplexen Post-Indie-Rock vereint." Der epische und melodramatische Indie-Rock erinnert ein wenig an The Twilight Sad oder We Were Promised Jetpacks. Eintritt ist wie immer beim Ruby Tuesday frei.

 7) Bat for Lashes - Lilies
"Wer sich an Vorbildern wie Kate Bush und Björk abarbeitet, kann eigentlich nur verlieren. Insofern darf man Natasha Khan alias Bat For Lashes angesichts nunmehr drei gelungener Alben schonmal anerkennend auf die Schultern klopfen", schreibt auftouren.de über THE HAUNTED MAN (VÖ: 12.10./Parlophone) und resümiert: "Ein Album voll Kunstwillen, Eigensinn und kühler musikalischer Anmut." Ihre Meriten verdiente sich die mittlerweile 33-jährige Engländerin übrigens einst als Vorband von Radiohead.

8) Melody's Echo Chamber - Mount Hopeless
9) Melody's Echo Chamber - You won't be missing that part of me
10) Tame Impala - Why won't they talk to me
Bei einem Konzert in Paris sprach Melody Prochet vor zwei Jahren Tame Impala-Mastermind Kevin Parker an. Die klassisch ausgebildete Multiinstrumentalistin wollte nicht mehr so blumig klingen wie mit ihren bisherigenen Projekten. "So I asked Kevin to destroy everything", erzählt Prochet, die mittlerweile auch mit Parker liiert ist. In Parkers Studio im australischen Perth entstand so das psychedelisch verwaschene Debüt von MELODY'S ECHO CHAMBER (VÖ: 2.11./Domino Records). Ein äußerst charmantes und zugleich wundervoll entrücktes Album, "hübsch schepprig und retroromantisch" (Musikexpress), das der jungen Französin bereits Vergleiche mit Broadcasts Trish Keenan und Stereolabs Laetitia Sadier bescherte. Und deshalb das Album des Monats November beim Gelber Tango.
Tame Impalas aktuelles Album LONERISM ist am 5. Oktober erschienen.

11) Tamaryn - Prizma 
12) Slowdive - Souvlaki Space Station
Auf ihrem neuen Album TENDER NEW SIGNS (VÖ: 19.10./Cooperative Music) lassen Tamaryn wieder süße Erinnerungen an legendäre Dreampop-Bands wie Slowdive oder die Cocteau Twins aufkommen. "Nichts Weltbewegendes, aber trotzdem toll", vermerkt auftouren.de. Das mittlerweile in San Francisco ansässige Duo besteht aus der Neuseeländerin Tamaryn und dem New Yorker Rex John Shelverton. Als wichtige Referenz für ihr Schaffen geben die beiden SOUVLAKI an, das 1993 erschienene Meisterwerk der britischen Dreampop/Shoegaze-Legenden Slowdive.

 
Nächste Sendung am 19. November um 23 Uhr

Montag, 15. Oktober 2012

PLAYLIST VOM 15. OKTOBER

1) Tame Impala - Feels like we only go backwards
Psych-Rock, Psychedelic-Pop und Krautrock seien trotz Achtziger-Revival und beginnender Neunziger-Wiederkäuerei die derzeit dominantesten Einflüsse, referiert Andreas Borcholte auf Spiegel Online in seiner Rezension von Tama Impalas neuer Platte LONERISM (VÖ: 5.10./Modular) - "ob im avangardistischen Gitarrenrock der Brooklynites um Yeasayer, Grizzly Bear und Animal Collective oder im Post-HipHop der L.A.-Szene um Flying Lotus." Und deshalb steht die heutige Ausgabe des Gelben Tango im Zeichen von Psychedelik und Krautrock - das Motto dazu liefern Tame Impala selbst: 'Feels like we only go backwards'.

2) Tame Impala - Nothing that has happened so far has been anything we could control
Auf dem zweiten Album der australischen Psych-Rocker um Mastermind Kevin Parker (übrigens Jahrgang 1986) versammeln sich "zwölf Beatlesken, Melodien für 21. Jahrhundert", schwärmt der neue Musikexpress vergibt eine astreine 5½-Sterne-Wertung. Beim Gelben Tango Zuhause läuft das Meisterwerk zur Zeit hoch und runter und erweist sich als heißer Anwärter für die Jahrescharts am 17. Dezember  - am besten den Termin schonmal vormerken.

3) Ultraísta - Wash it over
"Electronic Kraut Pop" - so nennen ultraísta ihre Musik. Hinter Ultraísta stecken keine Unbekannten: Mit Nigel Godrich ("sechstes Radiohead-Mitglied") und Schlagzeuger Joey Waronker (The Smashing Pumpkins, Beck, Elliott Smith, R.E.M.) sind gar zwei namhafte Produzenten an dem Projekt beteiligt. Komplettiert wird das Trio von Sängerin Laura Bettinson. ULTRAÍSTAs Debütalbum ist hierzulande bislang lediglich als Download und Import zu haben.

4) Jason Lytle - Your final setting sun
Jason Lytle, Frontmann der kalifornischen Indie-Rocker Grandaddy, veröffentlichte letzten Freitag ein weiteres Soloalbum. Mit seinem Synthrock-Spacefolk auf DEPT. OF DISAPPEANCE (VÖ: 12.10/Anti Records) tüftele Lytle am perfekten Soundtrack für einen abendfüllenden Captain-Future-Film, meint Intro Magazin.

5) Moon Duo - Circles
Das Moon Duo dreht sich gerne im Kreis, immer und immer wieder, um sich irgendwann in der Musik zu verlieren. Wie passend also, dass ein Labyrinth das 2011er Debütalbum MAZES zierte. Die neue Platte, die am 5. Oktober bei dem tollen Berliner Label Souterrain Transmissions erschienen ist, hat einen ebenso treffenden Titel: CIRCLES. Das Psych-Rock-Duo aus San Francisco besticht darauf erneut mit hypnotisch-repetitiver Minimalistik und vernebeltem Spacerock in der Tradition von The Velvet Underground, Neu! und Spacemen 3.

6) Toy - Dead & Gone
7) Toy - Make it mine
Das Album des Monats beim Gelben Tango: Toy mit ihrem Debütalbum TOY (VÖ: 21.9.). Über Toy schrieb The Guardian vor einigen Monaten, sie sähen aus "wie eine Krautrockband aus dem Jahr 1972". Epigonentum ist dem Londoner Quintett jedoch fremd. Von einer reinen Retro-Band unterscheide Toy, betont ZEIT ONLINE, "dass sie geschickt den Bogen von den psychedelischen 60er Jahren über den Krautrock der frühen 70er und das Shoegazing der 80er und 90er bis in die vom ätherischen Dream Pop geprägte Jetztzeit schlagen. Wenn man so will, errechnen Toy den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Neu!, My Bloody Valentine und ein bisschen The xx." Zu den Krautrock-Vergleichen äußerten sich Toy übrigens im Musikexpress: "Wir mögen diesen Stil, die Art der Wiederholungen. Aber das macht es nicht zu Krautrock. Stereolab und Pulp nutzen dieselben Techniken."

 8) Stereolab - Cybele's Reverie
Stereolab nutzten dieselben Techniken wie Toy, betont sei hier der Tempus, denn die Londoner Kraut-Postrocker sind leider Geschichte. Nach der Trennung von Tim Gane wandelt Laetitia Sadier nun auch musikalisch auf Solopfaden, zuletzt erschien im Juli ihr Album SILENCIO. Gegründet 1990, veröffentlichten Stereolab bis 2010 etwa ein Dutzend Alben und gelten mit ihrer sehr eigenen Auffassung von Krautrock als Pioniere. Als gemeinhin bestes Werk gilt das 1996er EMPEROR TOMATO KETCHUP (hieraus stammt auch 'Cybele's Reverie'). Im Vergleich zu den vorangegangenen Werken sei EMPEROR TOMATO KETCHUP irgendwie grooviger, jazziger, zugänglicher und soundorientierter, jedoch keinesfalls konventioneller geraten, schrieb der werte Leinehertz-Musikredakteur Jens Dreiser, selbst ein großer Fan von Stereolab, einst in einem Fanzine.

9) Black Marble - Pretender
Kürzlich noch Vorband von etablierten Coldwave-Acts wie Light Asylum oder The Soft Moon, könnten Black Marble mit ihrem grandiosen Debütalbum A DIFFERENT ARRANGEMENT (VÖ: 12.10/Hardly Art) aus deren Schatten heraustreten. Nur leider verschiebt sich der VÖ-Termin von Woche zu Woche nach hinten, aktuell gibt Cargo Records den 19. Oktober an.

10) Sizarr - Lucky (Radiohead Cover)
11) Sizarr - Cat Mountaineer
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Am Dienstag 30. Oktober sind Sizarr zu Gast im Weidendamm. "Wann schillerte Pop aus D einmal in solchen Farben?", schwärmt der Musikexpress. Und die Spex meint, die drei Jungs aus der Pfalz besäßen "die Gabe, die Wunderwelt des Pop nach den besonders bunten Steinchen zu durchforsten und diese zu einem ureigen schimmernden Klangkaleidoskop zu verbauen". Ihr gefeiertes Debütalbum PSYCHO BOY HAPPY ist am 14. September bei Four Music erschienen.

12) Godspeed You! Black Emperor - Storm: Lift yr. skinny fists, like antennas to heaven
Die kanadischen Postrock-Ikonen Godspeed You! Black Emperor sorgten Anfang Oktober für Schlagzeilen, als sie ihr erstes Album seit zehn Jahren ankündigten. Und 'ALLELUJAH! DON'T BEND! ASCEND! (VÖ: 19.10./Constellation) erscheint nun sogar schon diese Woche.

Nächste Sendung am 5. November um 23 Uhr

Montag, 1. Oktober 2012

PLAYLIST VOM 1. OKTOBER

1) The Smiths - Still Ill
2) The Fresh & Onlys - Presence of Mind
The Fresh and Onlys aus San Francisco haben in den USA bereits mehrere Alben veröffentlicht, ihr neuestes Werk LONG SLOW DANCE (VÖ: 31.8.) ist nun via Souterrain Transmissions erstmals auch ganz regulär in Europa zu haben. "Eine Art moderne Smiths mit großem Herz und noch größeren Bierbäuchen", schreibt das VICE-Magazin.

3) The Sea and Cake - Harps
"Meer und Kuchen. Weit und süß", sinniert der aktuelle Musikexpress über The Sea and Cake. Und genau diese Eigenschaften hat auch ihr mittlerweile zehntes Album RUNNER (VÖ: 21.9./Thrill Jockey Records). Die Chicagoer Band klingt nach fast 20 Jahren im Geschäft noch immer so seltsam frisch und vertraut "wie sonst nur Muttis Weichspüler riecht" (motor.de Redaktion).

4) Black Marble - A Great Design
Ich sag's ganz offen: A DIFFERENT ARRANGEMENT (VÖ: 12.10/Hardly Art) von dem Coldwave-Duo Black Marble aus Brooklyn sollte hier das Album des Monats werden. Leider wurde der VÖ-Termin kurzfristig eine Woche nach hinten verschoben, so dass die Promo-CD hier nicht mehr rechtzeitig ankam. "The old, warm melodies of New Wave and the rigid post-punk spines are all there, but they've been pixelated and slushed around into a new product--a different arrangement, if you will. The result is a quietly infectious record (...) whose textural complexities and depths sink in further, quietly addictive, play after play", schwärmt Prefixmag. Black Marble spielten übrigens bereits als Support von bekannteren Coldwave-Bands wie Light Asylum oder The Soft Moon (die auch 2012 noch ein neues Album veröffentlichen), haben aber ungleich mehr Pop-Appeal. Quasi Future Islands in düster.

5) The Raveonettes - Observations
Das neue Album OBSERVATOR (VÖ: 14.9.) des dänischen Duos klingt weitaus fröhlicher als das letztes Jahr erschienene RAVEN IN THE GRAVE. Wie immer mit schön viel Hall. Darunter zuckersüße Popperlen wie 'She owns the streets':


6) Menomena - Don't mess with Latexas
MINES von Menomena war eine der herausragenden Platten des Jahres 2010. Kurz darauf verließ Mastermind Brent Knopf die zerkrachte Band, um sich auf sein Soloprojekt Ramona Falls zu konzentrieren. Vom Trio zum Duo geschrumpft, erscheint in zweieinhalb Wochen das erste Knopf-lose Album. Experimentell, vielschichtig, subtil, zugleich offensiv und vor allem bunt - so wird MOMS (VÖ: 19.10./Barsuk Records) in der Presseinfo beschrieben. Pitchfork spricht gar von "the most aggressive record Menomena have ever made".

7) Amanda Palmer feat. The Grand Theft Orchestra - Grown Man Cry
Die ehemalige Frontfrau der Dresden Dolls ging für die Produktion ihres neues Albums völlig neue Wege. Am 1. Mai startete Palmer eine Kampagne bei der Crowdfunding-Plattform Kickstarter und sammelte dort innerhalb weniger Wochen von etwa 25.000 Unterstützern knapp 1,2 Millionen Dollar ein. So könnte sie unabhängig von einer Plattenfirma ihr neues Album THEATRE IS EVIL herausbringen, das seit 14. September in den Plattenläden steht.

8) Divine Fits - Civilian Stripes
Divine Fits bestehen u.a. aus Dan Boeckner (Wolf Parade/Handsome Furs) und Britt Daniel von Spoon. Das Album heißt konsequenterweise A THING CALLED DIVINE FITS und ist am 24. August erschienen. "Da steckt alles drin, was man von der gemeinsamen Band der beiden Typen (...) so erwartet hätte", ist auf dem geschätzten Indie-Blog auftouren.de zu lesen. "Räudige Synthesizer treffen auf unrockistisch sich im Zaum haltende Gitarren, ab und zu weht etwas Bowie der Low-Phase durch die stickige Luft."

9) Toy - My Heart skips a Beat
10) Toy - Lose my Way
Der neueste Hype aus England: TOY mit ihrem gleichnamigen Debütalbum (VÖ: 21.9.), das die fünf Londoner vorletztes Wochenende ganz frisch beim Reeperbahn Festival präsentierten. "Music for people with beards. And Germans, of course", verklausuliert das renommierte NME Magazine seine Begeisterung. SPIEGEL ONLINE macht's besser und schwärmt: "Genial gestrig." Und deshalb Album des Monats Oktober beim Gelben Tango.

11) Dinosaur Jr. - Almost Fare
"Wir sind die Beach Boys in laut", behauptet Dinosaur Jr.-Frontmann J Mascis im aktuellen Musikexpress. Die neue Platte der Indierock-Dinosaurier heißt I BET ON SKY (VÖ: 14.9./PIAS) und "dass J Mascis niemals Präsident wurde, wie Sonic Youth es 1988 forderten in 'Teen Age Riot', dass er niemals Trommler bei Nirvana wurde wie von Kurt Cobain gewünscht, sondern im Herzen immer Dinosaur blieb, zahlt sich wieder einmal aus", begründet der Musikexpress seine 5-Sterne-Wertung. 

12) The Gaslamp Killer feat. Amir Yaghmai - Nissim
13) Flying Lotus feat. Erykah Badu - See thru to u
14) Flying Lotus - Me Yesterday / Corded 
"Was als abstrakter Instrumental-HipHop begonnen hat, wird immer mehr zu einer psychedelischen Multi-Musik", schreibt der werte Albert Koch über das neue Flying Lotus-Album UNTIL THE QUIET COMES, das am 28. September auf Warp Records erschienen ist und im Musikexpress als Platte des Monats gefeiert wird. Auch Intro Magazin ist hellauf begeistert: Selbst illustre Gäste wie Radioheads Thom Yorke oder R'n'B-Ikone Erykah Badu blieben in den spirituellen Fieberträumen eher Randnotizen, so dass die verwegenen Collagen aus zeitgemäßen Bass-Experimenten und Sun Ra’schem Afrofuturismus auch in der jüngsten Ausprägung nichts von ihrer Faszination einbüßten.
2008 gründete Steven Ellison alias Flying Lotus in seiner Heimat Los Angeles sein eigenes Label Brainfeeder. Der wohl bekannteste Brainfeeder-Schützling ist The Gaslamp Killer, der am 14. September sein neues Album BREAKTHROUGH veröffentlichte. "Grandioses Gruselkino", schwärmt der Musikexpress. Teilweise sogar mit einer kräftigen Prise Weltmusik wie in dem großartigen Song mit Amir Yaghmai.
 
Nächste Sendung am 15. Oktober um 23 Uhr.

Mittwoch, 26. September 2012

retro:perspektive : cafe glocksee : 25.9. : die playlist

 
In der Spotify-Playlist leider nicht angezeigt werden können: 
23) Grimes - Vanessa 
41) Onuinu - Happy Home 
82) Camera - Ausland 

Folgende Songs waren Remixe:  
8) Arcade Fire - No Cars Go (Christian Strobe Remix) 
48) Whitest Boy Alive - Golden Cage (Fred Falke Remix)

Montag, 17. September 2012

PLAYLIST VOM 17. SEPTEMBER

1) King Creosote - Ankle Shackles
Mit ihrem gemeinsamen Werk DIAMOND MINE waren King Creosote & Jon Hopkins 2011 für den begehrten Mercury Prize nominiert. Nun wieder solo und fleißig wie eh und je, hat der schottische Singer/Songwriter Kenny Anderson alias King Creosote seine zweite Vinyl-Single des Jahres veröffentlicht: TO DEAL WITH THINGS (VÖ: 27.8./Domino Records). Zauberhaft und fesselnd zugleich.

2) Grizzly Bear - Speak in Rounds
3) Grizzly Bear - Sun in your Eyes
Mit ihrem neuen Album SHIELDS (VÖ: 14.9./Warp Records) streben Grizzly Bear laut Spex nicht weniger als das Opus Magnum des Pop an. "Das Changieren zwischen Obskurem und Gefälligem, zwischen Festivaltauglichkeit und Verschrobenheit, zwischen Indie-Rock und Folk, zwischen unberechenbarem Noise und Phil Spector'schem Zuckerguss macht sie ganz einfach zu einer der besten Bands der Gegenwart." Pitchfork sieht das ganz genauso und verpasste SHIELDS heute mit einer herausragenden 9.1-Wertung das begehrte best new music-Label.

4) xrFarflight - Triangle
"Es lohnt sich, mal wieder nach Hamburg zu schauen", schrieb SPIEGEL ONLINE vor eineinhalb Jahren anlässlich der Veröffentlichung der zweiten xrFarflight-Platte namens UNDER THE SPELL OF THE CYCLOP'S VIEW. Zum zweiten Mal falle bei xrFarflight all das zusammen, "was man einmal anbetungswürdig fand: Gebremste, mathematisch genau gesetzte Sonic-Youth-Gitarren, um die Ecke gedachte Deerhoof-Schnittmuster, gebrochene Blüten und der psychedelische Zauber von Camel oder Caravan".
Vor allem live ist das Duo - das auf der Bühne von der wunderbaren Nadja Rüdebusch alias Binoculers ergänzt wird - ein echtes Erlebnis: Nächsten Dienstag 25. September spielen xrFarflight im Café Glocksee. Eintritt ist wie immer am Ruby Tuesday frei. Und nach dem Konzert geht es in die retro:perspektive mit DJRENEGUTT & Gelber Tango »Indie» Nacht.


5) Die Heiterkeit - Die Liebe eines Volkes
Über die Hamburger Band Die Heiterkeit ist zur Zeit viel zu lesen. So schreibt So was von da-Autor und Uebel & Gefährlich-Mitbegründer Tino Hanekamp im aktuellen Kulturspiegel über deren Debütalbum HERZ AUS GOLD (VÖ: 24.8./Staatsakt): "Drei Damen singen elegant abgehangen von den großen Themen des Lebens, also Liebe, Größenwahn und Weggehen. Jedes Lied ein heimlicher Hit und jede zweite Zeile zum Klauen gut." Auch SPIEGEL ONLINE ist begeistert: "Zum Glück ist die Platte so gut wie Bandname und Bandlogo, denn Stella Sommer, Stephanie Hochmuth und Rabea Erradi (ausgedachte Namen: immer geil!) zocken eine ausreichend gelangweilte, beiläufig-trotzige Mischung aus entlärmten Tocotronic (Frühwerk), mittleren Pavement, akustischen Sonic Youth, The Velvet Underground und dem Gesamtwerk von Christiane Rösinger." 

6) The Dropout Patrol - The unwanted Gift
"Schroffer Indie mit betörenden Melodien und unverhofften Brüchen, beinahe ein bisschen aus der Zeit gefallen." Die Rede ist vom Debütalbum der Berliner Band The Dropout Patrol (VÖ: 31.8.) - eine weitere sympathische Veröffentlichung des sympathischen Dresdner Labels K&F Records. Ganz bezaubernd, à la Kraków loves Adana.

7) Mount Eerie - Ocean Roar
Aus Folk, ominöser Kammermusik und ambienten Metalklängen bastelt Phil Elverum die Musik seines Soloprojekts Mount Eerie zusammen. Erst im Mai brachte Elverum das von Pitchfork hochgelobte CLEAR MOON heraus. Das am 4. September veröffentlichte, erneut selbst verlegte Nachfolgewerk heißt OCEAN ROAR - laut Elverum "more challenging and weird and darker and heavier".

8) Efterklang - Monument
9) Efterklang - Between the Walls
Auf unzähligen Field-Recordings aus einer verlassenen Spitzbergener Bergarbeitersiedlung basiert das neue Efterklang-Album PIRAMIDA, das kommenden Freitag auf dem Traditionslabel 4AD erscheinen wird. Herausgekommen ist "schlicht das wunderbarste Album des Jahres" (Intro Magazin). Opulent uraufgeführt im Opernhaus von Sydney, wird die dänische Ausnahmeband auf ihrer Konzertreise auch wieder in Hannover Halt machen, und zwar am Samstag 15. Dezember im Café Glocksee.

10) The xx - Reunion
11) The xx - Sunset
Am vorletzten Freitag veröffentlichten The xx ihr neues Album COEXIST. Wie vor drei Jahren auf dem ausgezeichneten Debütalbum gelingt dem schüchternen Trio damit der Spagat zwischen Abgekehrtkeit und Dancefloor, zwischen Schwarz und Weiß, minimalistisch und doch voller Energie. Ein Kunststück, das so eindrucksvoll keine andere Band beherrscht. Und deshalb zieren The xx völlig zurecht die aktuellen Ausgaben von Intro, Spex und Musikexpress.

12) Animal Collective - Applesauce
Das Album des Monats September beim Gelben Tango: CENTIPEDE HZ von Animal Collective (VÖ: 31.8.). Ein Centipede ist zu deutsch ein Tausendfüßler, Hz bekanntlich die Frequenzeinheit - und dieser Titel ist bei der Band aus Baltimore Programm: "Alles ist Gezappel und Gewusel wie von Hunderten kribbeligen Frequenzbeinchen", umschreibt Spex sehr passend. Nirgendwo wird dies so deutlich wie in der abgefahrenen ersten Single 'Today's Supernatural', die leider nicht mehr in die Sendezeit passte - aber vielleicht dann ja im Dezember in den Gelber-Tango-Jahrescharts seinen Platz finden wird:
 

Nächste Sendung am 1. Oktober um 23 Uhr.

Montag, 3. September 2012

PLAYLIST VOM 3. SEPTEMBER

1) Cat Power - Could we
2) Cat Power - Sun
"We've lived in bars / And danced on tables / Hotels, trains and ships that sail / We swim with sharks / And fly with aeroplanes out of here / Out of here", reflektierte Cat Power auf ihrem 2006er Meisterwerk THE GREATEST ihren damals ausschweifenden Lebensstil. Nach schweren Jahren, immer wieder gezeichnet von Suchtproblematik und Depression, ist die "Ikone des Indiepoprock" (NDR-Kulturjournal) zurück. Letzten Freitag erschien ihr recht heiteres neues Album SUN, das eine neue Phase ihres musikalischen Schaffens einläutet.

3) Touchy Mob - Crooked Lust
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Am Freitag ist im Café Glocksee Jimmy Tamborello alias Dntel zu Gast, als Support spielt Touchy Mob.
"Jimmy Tamborello ist einer der kreativsten Köpfe der elektronischen Musik, und muss als einer der Erfinder von Indietronics, Glitch und später Chillwave gesehen werden. Zusammen mit Ben Gibbard von Death Cab for Cutie erschuf er als The Postal Servive eines der erfolgreichsten und schönsten Indietronic-Alben ever, das genauso wie Dntels THIS IS THE DREAM OF EVAN AND CHAN im Cafe Glocksee für vollste Tanzflächen und glückliche Gesichter sorgte. Mit seinem neuen Album AIMLESSNESS hat er ein wunderschönes Album zwischen Bedroom, Songs und Dancefloor geschaffen, das Ambient, House und Minimal ins Chillwave-Universum transportiert. Genau wie Dntel packt auch Touchy Mob eine große Wärme in elektronisch generierte Musik, die zwischen Tanzboden und spooky Folk auf der Klang-Welle von Four Tet schwingt."

4) Twin Shadow - Five Seconds
Noch ein Veranstaltungstipp: Nach Touchy Mob + Dntel schaut doch Freitagnacht mal im Chez Heinz vorbei bei der Clubpremiere des Gelben Tango:
5) Ariel Pink's Haunted Graffiti - Farewell American Primitive
Ariel Pink wurde einst entdeckt und gefördert von Animal Collective. Mittlerweile hat sich Pink zum Oberweirdo der kalifornischen Freakfolk-Szene gemausert. Die neue Platte von Ariel Pink's Haunted Graffiti heißt MATURE THEMES (VÖ: 17.8./4AD) - ein etwas missverständlicher Titel, dreht es auf dem Album sich doch um Klaumauk-Themen wie den "Schnitzel Boogie", Nymphomanie und G-Punkte. Typisch Pink.

6) Teengirl Fantasy feat. Panda Bear - Pyjama
Das Elektronik-Duo Teengirl Fantasy hat für seinen "farben-, schichten- und texturenreichen Pop-Entwurf des House" (Spex) zahlreiche prominente Gäste gewinnen können. Auf dem neuen Album tummeln sich Panda Bear, Laurel Halo und Romanthony (der einst 'One More Time' für Daft Punk sang).

7) Animal Collective - Amanita
8) Animal Collective - New Town Burnout
Das Album des Monats September beim Gelben Tango: CENTIPEDE HZ von Animal Collective, erschienen am Freitag auf Domino Records. "Der schrillste Psych-Trip des Jahrzehnts", schwärmt Auftouren.de vom neuen Animal-Collective-Album, das so viele Ideen habe, dass es für fünf Alben gereicht hätte. Die Reizüberflutung wirke als Strategie, den Informationsüberfluss unseres Alltags mit seinen eigenen Mitteln zu kanalisieren - und ihn dabei in etwas aufregend Schillerndes zu verwandeln, ergänzt die Spex. "Ich frage mich, ob die Dichte dieser Songs ein Spiegelbild davon ist, wie sich die Welt heute tagtäglich anfühlt", reflektiert Noah Lennox alias Panda Bear, das wohl prominenteste Mitglied des Quartetts.

9) Yeasayer - Glass of the Microscope
10) Yeasayer - Folk Hero Shtick
"Indie-Rock, der eigentlich viel lieber R'n'B wäre", so beschreibt Plattentests.de das neue, dritte Album der Brooklyner Psych-Weltmusikanten Yeasayer. Mal klinge FRAGRANT WORLD (VÖ: 17.8./Mute Records) wie die Electro-Streber Junior Boys, nur um kurz darauf den kürzesten Weg zwischen Michael Jackson und Animal Collective abzustecken. Auch Prince und Peter Gabriel lassen grüßen.

11) How To Dress Well - Set it right
Indie-R'n'B - manchmal auch verschrien als Hipster-R'n'B - ist ein Thema, das sich in den einschlägigen Blogs großer Beliebtheit erfreut. Frank Oceans Debüt wird allseits bereits zur Platte des Jahres erklärt, The Weeknd vermarktet sich weiter fleißig selbst und Yeasayer wären ja auch "eigentlich viel lieber R'n'B". Ein weiterer Blogger-Darling ist Tom Krell alias How To Dress Well. Sein neues Album heißt TOTAL LOSS und erscheint am 14.9. auf Domino Records.

12) Rudi Zygadlo - The Domino Quivers
Sein für den 21. September angekündigte neue Album hat der Glasgower Produzent Rudi Zygadlo aus einer Vielzahl verschiedenster Einflüsse zusammengebastelt. "Dass man diese Bastelei mit Vergnügen anhören kann, liegt daran, dass die große Klammer, die TRAGICOMEDIES zusammenhält, sich P-O-P buchstabiert", schreibt die aktuelle Spex, in der TRAGICOMEDIES das Album der Ausgabe ist.

13) Holy Other - In Difference
Mit Künstlern wie Holy Other, Clams Casino oder How To Dress Well war Tri Angle Records 2011 immer wieder Thema beim Gelben Tango. Im schauderhaften Dunkel zwischen Mainstream und Underground wabere der Sound des Labels umher, schrieb damals ZEIT ONLINE. Der enigmatische Holy Other, der sein Gesicht bei Auftritten mit einem schwarzen Tuch verhüllt, hat am 24. August sein langerwartetes Debütalbum HELD vorgelegt. Wie Dubstep-Ikone Burial verkörpere auch Holy Other "eine Idee von Modernität, die sich deutlich abhebt vom gegenwärrigen Überfluss trauriger Elektronik. Und so ist HELD auch (...) der Kulminationspunkt der Tri-Angle-Ästhetik", schreibt Spex.

Nächste Sendung am 17. September um 23 Uhr.

Montag, 20. August 2012

PLAYLIST VOM 20. AUGUST

1) Bloc Party - Lean
Dass Bloc Party nochmal zueiander finden würden, war nach dem ewigen Egotrip von Sänger Kele Okereke kaum mehr zu erwarten. Vier Jahre nach INTIMACY erscheint nun das vierte Album der Londoner Indierocker. Folgerichtiger Titel: FOUR (VÖ: 24.8.). Der Song 'Lean' stammt von der FOUR MORE EP, welche dem aktuellen Musikexpress beiliegt. Hier sei endlich wieder eine Band am Werk, "die, ohne eine Kopie ihres Frühwerks zu erstellen, ihren Nutzen aus dem Input der einzelnen Mitglieder zieht", resümiert der Musikexpress.

2) Wild Nothing - Nocturne
3) Wild Nothing - Paradise
Das Album des Monats August beim Gelben Tango: NOCTURNE von Jack Tatum alias Wild Nothing, das am kommenden Freitag erscheinen wird. Hierzulande auf Bella Union, in Amerika wie gehabt auf Captured Tracks. Der nostalgische 80s-Pop des Ein-Mann-Projekts lässt einen schweben "zwischen Melancholie und Glückseligkeit" (Plattentests.de). Eine wunderschöne Sommerplatte!!

4) Angus Stone - Bird on the Buffalos
Der nach wie vor aktuelle Indie-Folk-Boom hat so einige Bands hervorgebracht, die eigentlich kein Mensch braucht. Da passt's ins Bild, dass Angus Stone nun auch mit einem Album daherkommt - zum ersten Mal ohne Schwesterherz Julia Stone (selbst unterwegs auf Solopfaden). Gähn, war der erste Gedanke. Doch auf BROKEN BRIGHTS (VÖ: 13.7.) überrascht uns der australische Barde "mit trägen Tönen, hinreißender Nostalgie und unbeschwerter Volkstanz-Attitüde", so die motor.de-Redaktion.

5) Daughter - Youth
Zu einer eher ungünstigen Nachmittagszeit mussten Daughter beim Dockville Festival auf die Bühne - und wurden trotzdem bejubelt wie kaum eine andere Band am vorletzten Wochenende. Denn Sängerin Elena Tonra weiß ähnlich zu bezaubern wie Florence and the Machine oder The xx. Das heiß erwartete Debütalbum wird hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen.

BootBooHook-Tipps:
6) Gravenhurst - I found the F (Broadcast-Cover)
Samstag 25. August / 18.30 Uhr / Tent Stage
"Wäre der Begriff 'wall of sound' nicht bereits zur Marke erstarrt, könnte man ihn gut auf die Musik von Nick Talbot aus Bristol alias Gravenhurst anwenden. Der Mann mit der Knabenstimme begann seinen Weg Ende der Neunziger alleine mit Zupfgitarre in den Fußstapfen von Nick Drake und Bert Jansch. Er produzierte und veröffentlichte die ersten zwei Platten selbst, bis er von Warp entdeckt wurde, die bis dato nur mit Künstlern der elektronischen Musik gearbeitet hatten. Gravenhursts erste Platte beim Major-Indie erregte Aufsehen. Die Medien priesen den liebevollen Umgang mit dem Erbe von My Bloody Valentine, The Cure und The Smiths. Tatsächlich erinnert Nick Talbots Gesang aus der Ferne an den jungen Morrissey, und das Zurückgenommene der Musik hat etwas vom Shoegaze der frühen Neunziger; doch trifft man bei Gravenhurst auf mehr Eigenes als Angeeignetes. Wirklich faszinierend (nicht Beckmann-faszinierend) ist, wie Nick Talbot es schafft, in seinen fragilen Popsongs mit ihren soften Melodiebögen und Harmoniegesängen den allerschönsten Gitarrenkrach aufleben zu lassen. Auch die Lieder vom aktuellen Album "Ghost in Daylight" sind voll von überraschenden Wendungen und laut/leise-Achterbahnen, die aber nie zu Stadionatmo oder Sounddesign verkommen. Nick Talbot hat den Mut, den es braucht, um aus schöner Musik gute Musik zu machen und live mit der Band Gravenhurst hat er das Zeug dazu, eine Abendstunde im August zum Ereignis werden zu lassen."

7) Camera - Utopia is
Freitag 24. August / 18.30 Uhr / Tent Stage (Achtung: Von Samstag auf Freitag verschoben!!)
"Wenn der Pop – mal wieder – im Sterben liegt: das hier ist der Soundtrack zum Untergang", schreibt die motor.de Redaktion über das Debütalbum von Camera. Das Berliner Trio hat sich durch spontane Gigs in U-Bahnhöfen oder auf dem Herrenklo bei der Echo-Verleihung einen Ruf als "Krautrock-Guerilla" gemacht. Mit RADIATE! (VÖ: 3.8./Bureau B) positionieren sich Camera neben Stabil Elite als hoffnungsvollste Erben legendärer westdeutscher Bands wie Neu! oder CAN. Krautrock lebt!!

8) Can - Millionenspiel
Die Kölner Krautrock-Legenden Can, eine der wichtigesten und einflussreichsten deutschen Bands überhaupt, hat letzten Monat auf Mute Records ein 3-CD-Box-Set namens THE LOST TAPES mit bisher unveröffentlichten Material veröffentlicht. "Ein Fest für CAN-Freunde und Liebhaber experimenteller Rockmusik", schwärmt ein Amazon.de-Rezensent. Der Song 'Millionenspiel' ist 1969 für den gleichnamigen Fernsehfilm entstanden. Ein sehr empfehlenswerter Film, spannend und unglaublich visionär. Denn das Millionenspiel nimmt die Entwicklung zum quotengeilen Privatfernsehen und voyeuristischen Reality-TV vorweg. Mit Didi Hallervorden als Auftragskiller und der paradoxen Kombi Dieter Thomas Heck + Can. 


9) Laetitia Sadier - Auscultation to the Nation
Die Stereolab-Frontfrau ist auf ihrem neuen Soloalbum SILENCIO (VÄ: 27.7./Drag City) politisch wie eh und je: "Rating agencies / financial market / and the G20's / were not elected by the people / in the name of what are we letting them govern our lives? / they are politically illegitimate / enough already with the dictatorship / tyranny of money / we want a real, a real democracy / democracy", fordert die gebürtige Französin in 'Auscultation to the Nation'.

10) Holograms - Monolith
"One of the finest stabs of proto-punk brilliance to come out in ages", preist der NME das selbstbetitelte Debütalbum der Stockholmer Holograms, das Ende Juli bei Captured Tracks erschienen ist. Eine ungewohnt punkige Veröffentlich ung des Brooklyner Labels, das sonst eher bekannt ist für den nostalgiegetränkten Lo-Fi-Pop von Bands wie Beach Fossils, Craft Spells oder Widowspeak.

11) Unwinding Hours - Knut
Sommerloch ade: Letzten Freitag kamen neue Platten von Ariel Pink's Haunted Graffiti und Yeasayer, es folgen diesen Monat u.a. noch Wild Nothing, Cat Power, Animal Collective, Bloc Party oder auch The Unwinding Hours. Letztere sind die Nachfolgeband der schottischen Postrock-Helden Aereogramme und bringen jetzt am Freitag ihr zweites Album AFTERLIVES heraus.

12) John Maus - Castles in the Grave
Ausgefallen und einzigartig sei das Schema, nach der John Maus seine Musik stricke, schreibt der Indie-Blog auftouren.de über A COLLECTION OF RARITIES AND PREVIOUSLY UNRELEASED MATERIAL (VÖ: 16.7./Domino Records). Und das obwohl oft Jahre zwischen den Aufnahmen liegen. "Dazu gibt es mit 'Castles in the Grave' aus dem Jahr 2010 einen Song, der nicht nur in einer gerechten Welt, sondern auch in der real existierenden ein Überhit sein müsste", ergänzt der Musikexpress. Im aktuellen Musikexpress ist Maus übrigens der Coverboy.

13) Delicate Steve - Two Lovers
"Between this album and the last one, I was really turned on by the guitar music of Delicate Steve. It made me excited about the guitar again", verrät Anand Wilder von Yeasayer über deren neues Album FRAGRANT WORLD (VÖ: 17.8./Mute Records), das ihr nächstes Mal beim Gelben Tango hören werdet. Das aktuelle Album des Multiinstrumentalisten Steve Marion alias Delicate Steve heißt POSITIVE FORCE und ist am 13. Juli erschienen.

Nächste Sendung am 3. September um 23 Uhr

Montag, 6. August 2012

PLAYLIST VOM 6. AUGUST

1) John Maus - No Title (Molly) 
Kaum zu glauben, dass John Maus das Cover des aktuellen Musikexpress ziert. "Der Mann, der Pop ins 22. Jahrhundert führt", lautet der etwas reißerische Titel. 'No Title (Molly)' stammt von Maus' neuestem Werk, eine ausgezeichnete, albumhaft anmutende Raritätensammlung namens A COLLECTION OF RARITIES AND UNRELEASED MATERIAL (VÖ: 13.7./Domino Records). Call me a Believer.

2) Chromatics - Back from the Grave 
3) Chromatics - These Streets will never look the same 
Die Veröffentlichung der allseits so hochgelobten neuen Chromatics-Platte hatte schon fast Guns N' Roses'sche Züge, damals, CHINESE DEMOCRACY und so. Kürzlich im Plattenladen, kaum zu fassen, lag sie dann auf einmal da, so ganz unschuldig: KILL FOR LOVE. "Ein wirklich großartiges Album zum Verlieben, Verführen, Sonnenbrille tragen und von mir aus auch zum schluchzend auf dem Balkon stehen", schreibt der Musikexpress.

4) Cooly G - He said I said 
"Das Sommeralbum dieses Jahres", schreibt De:bug über PLAYIN' ME von Cooly G. Ihr elektronisches Singer/Songwritertum sei eine der wenigen wirklich modernen Dub-Interpretationen, meint das Elektronikmagazin. Das Debütalbum der zweifachen Mutter, die bürgerlich Merissa Campbell heißt, ist am 20. Juli bei dem Londoner Vorzeige-Dubstep-Label Hyperdub Records erschienen.

5) The XX - Angels
Drei Jahre haben uns The XX warten lassen, im September erscheint nun endlich ihr zweites Album COEXIST. "So düster wie die Euro-Krise", beschreibt der KulturSPIEGEL die atmosphärischen Songs des schüchternen Trios. 'Angels' ist die erste Single vom neuen Album.

6) Arrange - Caves
Zarte 19 Jahre alt ist Malcom Lacey, der mit seinem Schlafzimmer-Projekt Arrange auf den Spuren des jungen Conor Oberst wandelt. Sein neues Album NEW MEMORY (VÖ: 10.7.) hat der Portlander wieder selbst verlegt und klingt wie eine reduzierte Version des Bright Eyes-Meisterwerks DIGITAL ASH IN A DIGITAL URN - und das nicht nur weil Laceys Stimme verblüffend an Oberst erinnert. Auf seiner Bandcamp-Seite kann man sich New Memory herunterladen - den Preis kann jeder selbst bestimmen.

7) John Maus - Fish with broken Dreams
8) Gary War - World After
Vor einigen Monaten twitterte John Maus: GARY WAR IS THE FUTURE. Ende Juli ist Gary Wars neues Album JARED'S LOT erschienen. Darin durchstreife War als Kosmonaut, Höhlenforscher und Tiefseetaucher seine psychedelischen Klangterrains, sinniert Auftouren.de. Maus und War sind übrigens beides ehemalige Mitglieder von Ariel Pink's Haunted Graffiti, von denen uns diesen Monat ebenfalls ein neues Album erwarte.

9) Kate Bush - Cloudbusting
10) Wild Nothing - Disappear always
11) Wild Nothing - Only Heather
12) Wild Nothing - This Chain won't break
Das Album des Monats August beim Gelben Tango: NOCTURNE von Wild Nothing, das am 24. August erscheinen wird. Vor zwei Jahren erschien mit GEMINI das Debütalbum des Ein-Mann-Projekts, dieses war jedoch lange Zeit hierzulande nur als Import zu haben und kam deshalb nie über den Status eines Geheimtipps hinweg. NOCTURNE hat hingegen bessere Voraussetzungen: Es erscheint ohne Verspätung auf Bella Union, das Label von u.a. Beach House und den Fleet Foxes. NOCTURNE ist jedenfalls ein ganz wundervolles Sommerpopalbum. "I don't think it's going to be a secret that I care about pop music," kommentiert Jack Tatum alias Wild Nothing sein neuestes Werk, "but it's definitely more my sense of what pop music used to be or even what pop music would be in my ideal world." Erstmals auf sich aufmerksam machte Tatum übrigens im Frühjahr 2010 mit seiner Version des Kate-Bush-Songs 'Cloudbusting':
BootBooHook-Tipps:
13) Japandroids - The House that Heaven built
Freitag 24. August / 19.30 Uhr / Main Stage
"Ich habe gelesen, die JAPANDROIDS aus Vancouver werden mit Achtziger/Frühneunziger-Legenden wie The Minutemen, Sonic Youth, Dinosaur Jr., Black Flag und Hüsker Dü verglichen, alles Bands, die ich wohl respektieren sollte, aber kaum oder gar nicht gehört habe. Dennoch kann ich mehr als mir lieb ist (zu laut!) mit der Musik der JAPANDROIDS anfangen. Vielleicht, weil man hört, dass sie wissen, es geht um Wut, nicht um Eier. Weil sie wissen, wie man taumelt und sich überschlägt und dennoch die Spannung eines Songs bis zum letzten Ton hält. Weil sie singen und schreien können, ohne zu hassen oder heulen. Und zuletzt, weil sie nur zwei sind und klingen wie (hier beliebiges vielköpfiges dampfbetriebenes Monstrum einsetzen). Ja richtig, zwei! Brian King (Gitarre/Gesang) und David Prowse (Schlagzeug/Gesang) haben drüben mit ihrem Erstling POST-NOTHING viel Kritikergold geerntet und mit ihrer Live-Energie so ziemlich jede amerikanische Stadt geknackt. Und jetzt kommen sie nach Europa, Deutschland, Hannover, zum BootBooHook, um mich von meiner Rockallergie zu heilen. Wie nett sie einen vom Cover ihres neuen Albums CELEBRATION ROCK anlachen. Ich glaube, die sind nicht mal tätowiert. Ich liebe sie."

14) Tarwater - Inside the Ships
Samstag 25. August / 16.45 Uhr / Tent Stage
"Eine der international renommiertesten deutschen Bands. Mit ihrem neuesten Album INSIDE THE SHIPS loten sie die Möglichkeiten elektronischer Musik aus. Für Tarwaters gewagte Soundlandschaften schuf das britische Mojo Magazine eigens das Genre "Euro Cool". Das Berliner Elektronik-Duo Tarwater (Ronald Lippok und Bernd Jestram) gibt es seit 1995. Bislang zehn reguläre Studioalben und diverse Kollaborationen (u. a. mit Piano Magic, Tuxedomoon, B. Fleischmann). Zahlreiche Film- und Theatermusiken. Lippok spielt außerdem seit 1995 in der Band To Rococo Rot. Tarwater haben die Ordnungsfanatiker unter den Pop-Analysten schon immer irritiert. Die beim Hören des neuen Albums erzeugte Synästhesie - das Sehen fremder Welten mittels akustischer Reize - kreieren Jestram und Lippok geschickt auf ihre eigene, spezielle Art und Weise: Sie verzichten auf kühle und vordergründig technoide Klänge. Science-Fiction-Folklore bleibt außen vor. Das »Andere« entsteht beispielsweise durch den Einsatz von Bläsern (Tuba, Saxophon, Horn, Trompete und Posaune) und anderen Instrumenten, die meist fern des Pop-Kontexts Einsatz finden, zum Beispiel ein Zymbal. Man muss schon zweimal hinhören, um die jeweiligen Instrumente herauszuhören: Tarwaters Klangkosmos bleibt auch mit ungewöhnlichen Elementen ein organisches Ganzes, das bereits beim ersten Hören gefangen nimmt. Tarwaters Ästhetik entzieht sich der Kategorisierung. Während die deutsche Presse in der Vergangenheit gern mit dem bewusst schwammigen Begriff »Indietronics« arbeitete, assoziierten die englischen Kollegen das Duo gern mit einer Tradition, die direkt zum Krautrock führt."

Nächste Sendung - mit weiteren BootBooHook-Tipps - am 20. August um 23 Uhr