Mittwoch, 22. Juni 2011

Neuer Sendeplatz: Montags nach dem "Heimspiel"

Ab sofort läuft der Gelbe Tango jeden 1. und 3. Montag im Monat, wie gehabt von 23 bis 24 Uhr, und damit direkt im Anschluss an Das Heimspiel - Die Sendung der Leinehertz-Musikredaktion.

Der nächste Gelbe Tango läuft also bereits am 4. Juli von 23 bis 24 Uhr, unter anderem mit dem großartigen Debütalbum von WU LYF:


Samstag, 18. Juni 2011

PLAYLIST VOM 18. JUNI (Singer/Songwriter-Spezial)

Als Urlaubsvertretung bei der Singer/Songwriter-Sendung Pink Moon stellte der Gelbe Tango am Samstagabend zwischen 19 und 20 Uhr fünf seiner liebsten Singer/Songwriter vor:

1) José González & The Göteborg String Theory - Cycling Trivialities
2) Sufjan Stevens - Impossible Soul
3) Hans Unstern - Endlos Endlos
4) Smog / Bill Callahan - The Well
5) Destroyer - Suicide Demo for Kara Walker


Die nächste »reguläre» Sendung erwartet euch am ersten Montag (nicht mehr donnerstags!!) im Juli - zur gewohnten Zeit: 
Am Montag, 4. Juli von 23 bis 24 Uhr

Donnerstag, 16. Juni 2011

»EILMELDUNG»» Gelber-Tango-Spezial am Samstag...

...von 17 bis 18 Uhr. Und zwar bei Pink Moon, der Sendung für Singer/Songwriter-Musik auf Radio LeineHertz. Spontan vertritt der Gelbe Tango den urlaubenden Pink-Moon-Kollegen und wird seine zur Zeit liebsten Singer und Songwriter präsentieren. Nachdem die gestrige Mondfinsternis so ein Reinfall war, wird übermorgen (18.6.) am späten Nachmittag ein Gelber Mond aufgehen. Versprochen. Und garantiert zum ersten Mal. Zur Feier des Tages wird der Tango mal in »pink» getanzt (-:


Die Playlist der heutigen Sendung findet ihr im nächsten Eintrag - ein Stückchen weiter unten.

PLAYLIST VOM 16. JUNI

1) Wild Beasts - Reach a bit further
'Smother', das seit Anfang Mai erhältliche Drittwerk der Wild Beasts, ist eine der besten Platten 2011 und aus diesem Grund eröffnen die vier Briten um den falsettsingenden Frontmann Hayden Thorpe die zehnte Sendung des Gelben Tango. "Der verträumte, manchmal elegische Synthesizer-Pop kuschelt sich auf 'Smother' perfekt um Thorpes in sich versunkene Texte", schreibt Plattentests. "Eine einzige Liebeserklärung in zehn Akten an die Schönheit des Synthesizer-Pop in seiner anspruchsvolleren Ausführung."

2) EMA - The Grey Ship
Hinter EMA steckt Erika M. Anderson, die ursprünglich aus dem ländlichen South Dakota stammt, aber bereits in jungen Jahren nach Los Angeles "auswanderte". Mit ihrer Noise-Folk-Band Gowns heimste Anderson bereits so einige positive Kritiken ein und nachdem die Gowns ad acta gelegt wurden, folgte nun das Solodebüt mit dem Titel 'Past Life Martyred Saints' (VÖ: 03.06.) - "eine Supersymbiose aus Post-Punk-Rotz und mürbem Riot-Pop vor knarzendem Akustikfolk und Westcoast-Hipness", findet Intro.

3) Destroyer - Savage Night at the Opera
Nein, Destroyer ist keine Metalband, sondern das Bandprojekt des kanadischen Songwriters Daniel Bejar - "ein Sänger und Autor vom Format Costellos oder Morrisseys, bei dem man sich langsam echt lächerlich vorkommt, wenn man ihn nach 14 Jahre noch als Geheimtipp anpreist", war im Rolling Stone Magazin zu lesen. Mit 'Kaputt' (VÖ: 10.06.) ist nun das mittlerweile neunte Album von Destroyer erschienen - übrigens ein sattes halbes Jahr nach dem US-Veröffentlichungstermin, im schnelllebigen Musikbusiness eine halbe Ewigkeit. Auf 'Kaputt' gelinge Bejar die Unglaublichkeit, so der Rolling Stone, "eine Popmusik zu erfinden, wie man sie noch nicht gehört hat: Eine Art Lounge-Sound aus Melancholie und Hohn, bei dem die Berieselung aber wie Hagel prasselt und der Fluff schillernde Klumpen wirft. (...) Das ist so irrsinnig schön und vernichtend zugleich, dass man wieder eine greifbare Hoffnung für die Zukunft des Pop sieht." Softrock lebt...

4) Beirut - East Harlem
Mit zarten 16 Jahren schmiss Zach Condon die High School und machte sich auf nach Osteuropa, in die Heimat seiner Großeltern. Er trampte herum, trank viel und - so will die Legende - ließ sich in durchfeierten Nächten in die Geheimnisse von Zigeunermusik, Klezmer und Polka einweihen. Zurück in der US-Heimat nahm er in Eigenregie in seinem Wohnzimmer 'Gulag Orkestar' auf, das 2006 veröffentlich wurde. Dass auch Deutschland bei Condons Reisen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben scheint, davon zeugen Songtitel wie 'Prenzlauerberg', 'Brandenburg' oder 'Rhineland'. Andere Songs auf dem Debütalbum heißen 'Bratislava' oder 'Postcards from Italy'. Mit der Platte gelang Condon der Brückenschlag zwischen Indie- und Weltmusik, und diese Balkanromantik entzückte die Kritiker weltweit. Mittlerweile können sich Beirut eine feste Größe in Indie-Kreisen nennen. Das dritte Album 'The Rip Tide", das für Ende August angekündigt ist und dessen erste Single 'East Harlem' ist, wird schon jetzt sehnsüchtig erwartet.

5) Touchy Mob - Easy on the Eye
Konzerttipp #1: Touchy Mob spielt am Mittwoch 29. Juni im Rahmen des Festival Theaterformen im Innenhof des Schauspielhauses. Eintritt ist frei!!
In der Intro wurde Ludwig Plath alias Touchy Mob als "unser Conor Oberst für 2011" beschrieben. Woanders ist von einer "Mischung aus Kalkbrenner und Grizzly Bear und Animal Collective" zu lesen. Am treffendsten finde ich da noch die Beschreibung aus dem Programmheft des Festival Theaterformen: "Es gibt eine Gitarre und eine Klettverschlussverbindung zum Laptop, ein altes Casiotone-Brett aus dem Mitternachtsshopping. Und vielleicht steht irgendwo noch ein Klavier rum. Live ist das sehr unterhaltsam - ein bisschen Hans Unstern, nur noch etwas verrückter, schräger und sicher auch elektronischer."
Der Song 'Easy on the Eye' stammt aus dem Ende April veröffentlichten Album 'Atlantic Back', das man sich auf seiner Webseite kostenlos herunterladen kann. Wenn ihr euch dort ein wenig umschaut, werdet ihr auch Material seiner großartigen (nicht wundern: polnischen) Band Kyst finden - auch sehr sehr empfehlenswert!!

6) Kreidler - New Earth
Konzerttipp #2:  Kreidler spielen am Sonntag 26. Juni im Rahmen des Festival Theaterformen im Innenhof des Schauspielhauses. Eintritt auch hier frei!!
Auch die Beschreibung von Kreidler aus dem Theaterformen-Programmheft gefällt mir äußerst gut, warum also unnötig Arbeit machen, hehe?! "Kreidler kommen aus Düsseldorf. Da im Rheinland deutsche Musikgeschichte geschrieben wurde, müssen immer wieder Vergleiche herangezogen werden. Das nervt Kreidler manchmal. Sie sagen ja zur Musik und Haltung von Neu! oder Kraftwerk, verstehen aber Querverweise zu CAN nun gar nicht und fühlen sich überhaupt nicht als Post-Rocker."
Sondern wohl eher - hoffentlich können Kreidler mit dieser Schublade leben - als Krautrocker. Krautrock 2.0 quasi. David Bowie, Pavement und Stereolab, so ist auf wikipedia zu lesen, haben der Band bereits ihre Wertschätzung erwiesen. "Avantgarde, die auf Anhieb Spaß macht", schrieb die ZEIT einst über Kreidler, deren Ursprungsbesetzung aus dem Jahr 1994 bestehend aus Thomas Klein, Andreas Reihse und Detlef Weinrich noch immer nahezu intakt ist. Einzig Stefan Schneider verließ die Band Ende der 90er, um sich ganz seiner "Zweitband" To Rococo Rot zu widmen. To Rococo Rot sind übrigens ihrerseits eine durchaus einflussreiche Band - im Postrock-Bereich.
PS: Kreidler spielen im August auch beim Bootboohook!!

7) Cluster - Heiße Lippen
Bei dem Songtitel 'Heiße Lippen' von einem Album namens 'Zuckerzeit' (1974) könnte man spontan an Schlagermusik denken. Aber nein: Cluster (auch: Kluster, Qluster) gehören zu den Pionieren der elektronischen Musik und des Krautrock. Gegründet wurde die Band 1969 von Conrad Schnitzler, Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius. Schnitzler stieg ziemlich bald aus der Band aus, während Moebius und Roedelius in der folge gemeinsam über ein Dutzend Alben aufnahmen. Zudem arbeiteten Moebius & Roedelius mehrfach mit anderen Künstlern zusammen: Mit Michael Rother von den Düsseldorfer Krautrock-Kollegen Neu! bildeten sie Harmonia, kurz darauf folgten bahnbrechende Kollaborationen mit Ambient-Pionier Brian Eno. "The late 1970s and early 1980s were a fantastically exciting time to be making electronic music, as technology changed almost daily and possibilities expanded exponentially. In such a chaotic and unfixed environment, it took smart people with a strong musical sense to make the most of it. These guys fit the bill", schreibt Pitchfork über Cluster & Eno.

8) When Saints go Machine - Add ends
"When the Saints go marching in" ist ein weitverbreitetes Kirchen-/Gospellied. Vier Kopenhagener Jungs, die sich seit ihrer Kindheit kennen, haben diesen Liedtitel als Wortspiel verpackt zu ihrem Bandnamen gemacht. "When Saints go Machine hat etwas von dieser Idee, dass Organisches auf Elektronisches trifft", erklärt Sänger Nikolay Manuel Vonsild, der mit seinen dreißig Jahren der Älteste in der Band ist. Die vier Dänen, allesamt perfektionistische Vollblutmusiker, machen formvollendeten elektronischen Kunstpop, bei dem jedes Tönchen seinen festen Platz hat, abgerundet von einer androgynen Stimme, die an Antony Hegarty erinnert. In Dänemark haben sich WSGM bereits einen Namen gemacht. Hierzulande ist das Debütalbum 'Konkylie' (was auf deutsch 'Muschelhorn' bedeutet) seit dem 3. Juni zu haben.

9) No Joy - You Girls smoke Cigarettes
10) No Joy - Ghost Blonde
'Ghost Blonde' von No Joy ist das Album des Monats Juni beim Gelben Tango. Ähnlich wie schon beim März-Album-des-Monats von Yuck macht auch das Debütalbum der beiden Kanadierinnen schon alleine aus Nostalgiegründen Laune. No Joys noisiger Shoegaze-Grunge - oder wie auch immer man das nennen will - erinnert an 90er-Größen wie My Bloody Valentine, Lush oder Sonic Youth. Mit einem Mini-Budget haben No Joy, bestehend aus Laura Lloyd und Jasmine White-Gluz, das Album selbst aufgenommen und produziert. Gemischt wurde 'Ghost Blonde' (VÖ: 27.05.) von Sune Rose Wagner von den Raveonettes - deren aktuelles, im April erschienenes Album 'Raven in the Grave' übrigens auch sehr schön geworden ist.

11) Lush - Laura
Lush gehörten zu jenen Shoegaze-Bands, die in den 90er Jahren stilprägend für das Londoner Indie-Label 4AD waren. Der Shoegaze-Sound zeichnet(e) sich vor allem durch seine melodischen, aber auch sehr dichten Gitarrenwände aus. Der Begriff Shoegaze - zu deutsch: auf die Schuhe starren - stammt übrigens aus der britischen Musikpresse und begründet sich darin, dass die Gitarrist(inn)en der entsprechenden Bands bei Konzerten meist auf den Boden starrten, entweder aus Verträumt- bzw. Schüchernheit oder ganz einfach, weil sich dort die Gitarren-Effektgeräte befanden.
Lush gründeten sich 1987 in London, zwei Jahre später folgte die Unterschrift bei 4AD, zu deren Aushängeschildern die Cocteau Twins gehörten. Cocteau-Twins-Gitarrist Robin Guthrie stand dann auch Pate bei den ersten Lush-Veröffentlichungen und produzierte deren Debütalbum 'Spooky', das im Januar 1992 veröffentlicht wurde und es auf Platz 7 der UK-Albumcharts schaffte. Nach zwei weiteren, in England ebenfalls sehr erfolgreichen Alben beging Schlagzeuger Chris Acland im Oktober 1996 Selbstmord. Kurz darauf lösten sich Lush auf.

12) Craft Spells - Party Talk
Uuups, da habe ich doch glatt in der ersten Version dieser Playlist die Craft Spells völlig unterschlagen. Doch einem aufmerksamen Leser dieses Blogs entging dieser Fauxpas nicht: "den besten song willst du also allen vorenthalten!!!!! der song vor den battles und nach lush war ein song, der in deutschland noch nicht........ raus mit der sprache!!!" Also gut, hehe: Hinter Craft Spells steckt Justin Vallesteros aus Stockton, einem 300.000-Einwohner-Ort eine gute Autostunde von San Francisco entfernt. Craft Spells hat so einige Parallelen mit Wild Nothing aus der letzten Sendung: Beides sind Ein-Mann-Projekte mit tollem Retrosound, beide sind beim gleichen Label unter Vertrag und in Deutschland bisher nur als Import zu haben. Immerhin gibt's auf Pitchfork (<---) drei kostenlose mp3s vom aktuellen Album 'Idle Labor', das im Frühjahr in den USA erschienen ist. Luftig-lockere Musik für Freunde von The Radio Dept.   

13) Battles feat. Yamantaka Eye - Sundome
Die New Yorker Experimental-Rocker Battles gründeten sich vor knapp zehn Jahren aus Mitgliedern verschiedener namhafter Underground-Bands, weswegen auch oft von einer "Supergroup" die Rede ist. Die Battles, passenderweise unter Vertrag bei Warp Records, verbinden Post-, Prog- und Mathrock mit Kraut, Psychedelia, Avantgarde, Elektronik und Afrobeats. Der Sound der Band klinge wie der Rock des Jahres 2097, schrieb Pitchfork anlässlich des letzten Albums. Das neue Album 'Gloss drop' ist gerade erschienen (VÖ: 03.06.) und wieder sehr großartig geworden, obwohl Sänger Tyondai Braxton während der Aufnahmen aufgrund bandinterner Differenzen mir nichts, dir nichts ausstieg. Als Ersatz mussten eben Gastsänger her, darunter New-Wave-Pionier Gary Numan oder Boredoms-Zeremonienmeister Eye Yamantaka, der mit seinen lautmalerischen Beschwörungen den Abschlusstrack 'Sundome' abrundet.
Wie versprochen noch ein paar Worte zu den Boredoms, eine sehr spannende Band wie ich finde: Die Boredoms wurden 1986 von Yamantaka Eye gegründet, nachdem seine vorherige Band Hanatarash wegen der haarsträubenden Bühnenshows, bei der ohne Rücksicht aufs Publikum allerlei Dinge zerstört wurden, an vielen Orten Auftrittsverbote bekommen hatte. Die Boredoms - benannt nach einem Song der britischen Punkrocker Buzzcocks, musikalisch sicherlich aber eher von avantgardistischeren Bands wie den Berliner Einstürzende Neubauten inspiriert - machten sich bald auch über Japan hinaus einen Namen. So freundete sich Eye zum Beispiel mit Sonic Youth an. Das 1998 erschienene Album 'Super Ae' wurde von Pitchfork sogar unter die fünfzig besten Alben der 90er Jahre gewählt. "Boredoms are like a moon on a lake", versucht sich Eye in mystischen Erklärungen. "Only there is no moon and no lake. Only Boredoms." Aha.

14) Wire - Field Day for the Sundays
Die britischen (Post-)Punk-Helden Wire spielen im August beim Bootboohook. Grund genug, dass sie mit dem 30-Sekunden-Stück 'Field Day for the Sundays' von ihrem legendären 1977er Debütalbum 'Pink Flag' die Sendung beschließen dürfen.

Nächste Sendung - Achtung, neuer Sendeplatz - am Montag 4. Juli von 23 bis 24 Uhr

Sonntag, 12. Juni 2011

Zum zehnten Mal läuft am Donnerstag...

...die »Indie»Sendung eures Vertrauens auf Radio LeineHertz 106einhalb. Zur Feier des Tages erwartet euch: Ein brandneuer Song von Beirut. Eine kleine Vorschau auf den Hannoverschen Festivalsommer und das nun anstehende Festival Theaterformen (22.6.– 3.7.) mit seinem sehr ansprechenden musikalischen Rahmenprogramm. Es gibt Fahrstuhlmusik, die einem "greifbare Hoffnung für die Zukunft des Pop" macht. Dazu eine Prise Kraut, einen ganz und gar nicht langweiligen japanischen Gastsänger und ein (zum Glück nicht im wahrsten Sinne des Wortes) »spaßloses» neues Album des Monats, das Lust auf Lush macht. Bleibt nur noch die Frage: When Saints go Machine, werden daraus dann Past Life Martyred Saints?!

Wie auch immer - seid dabei, wenn es zum zehnten Mal heißt: Gelber Tango »Indie» Nacht. Kommenden Donnerstag 16. Juni von 23 bis 24 Uhr.

Donnerstag, 2. Juni 2011

PLAYLIST VOM 2. JUNI

1) The Feelies - Should be gone
Should be gone?! Die Feelies sind zum Glück nicht mehr 'gone' und sollten es auch nicht: Ganze zwanzig Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung erscheint am 17. Juni das fünfte Album der ehemals "besten New Yorker Underground-Band", die schon zusammen mit Showgrößen wie Lou Reed, Patti Smith, REM und Bob Dylan aufgetreten ist. Von ihrem jugendlichen Charme haben die Feelies nichts eingebüßt, 'Here Before' ist ein wundervolles Comeback-Album.

2) The Head and The Heart - Honey come home
Zufällig auf einem Open-Mic-Abend in Seattle lernten sich die Mitglieder von The Head and the Heart kennen. Die Harmonie war so groß, dass Sänger Jonathan Russell der Band zuliebe kurzerhand von der Atlantik- an die Pazifikküste zog und Co-Songwriter Josiah Johnson kam immerhin aus Kalifornien hoch nach Seattle. Schnell erspielten sich The Head and the Heart mit ihrem erfrischend-melancholischen Folk-Pop in der ehemaligen Grunge-Hochburg einen Ruf als exzellente Live-Band. Zunächst vermarkteten sie sich und ihr Debütalbum komplett selbst, bevor dann kein geringeres Label als Sub Pop anklopfte. Was für eine Erfolgsgeschichte - irgendwie auch typisch amerikanisch. Das selbstbetitelte Debütalbum ist in hiesigen Plattenläden seit dem 22. April zu haben.

3) The Sea and Cake - Covers
Zu den bekanntesten Bands des New Yorker Labels 'Thrill Jockey Records' gehören The Sea and Cake - und weil Thrill Jockey Mitte der 90er Jahre als "Epizentrum der Postrock-Szene" galt, wurden bzw. werden The Sea and Cake oft auch in diese Schublade einsortiert. Zumal Schlagzeuger John McEntire parallel auch bei der Postrock-Band Tortoise spielt. Egal ob Postrock oder nicht: Das neunte Album ('The Moonlight Butterfly', VÖ: 27.05.) der 1994 in Chicago gegründeten Band ist wieder richtig schön geworden. Der Bandname leitet sich übrigens ab aus einer bewussten Fehlinterpretation des Songs "The C in Cake" von Gastr del Sol.

4) Hauschka - Ping
Der Düsseldorfer Experimental-Pianist Volker Bertelmann alias Hauschka ist ein Meister des präparierten Pianos. Wer auf youtube nach Hauschka sucht, wird schnell zahlreiche Videos finden, in denen zu bestaunen ist, wie der Mittvierziger sein Klavier präpariert, um seine Klanglandschaften zu - im wahrsten Sinne des Wortes - basteln. Für sein beeindruckendes aktuelles Album 'Salon des Amateurs' (VÖ 29.04.) hat er in seinem eigenen Düsseldorfer Studio in Kleinstarbeit etliche nacheinander aufgenomme Tonspuren zusammengepuzzelt. Die zwanzig einzelnen Tonspuren aus Ping kann man sich hier zwecks eines (leider bereits abgelaufenen) Remix-Wettbewerbs herunterladen - oder einfach nur, um nachzuvollziehen, wie Hauschka seine Songs konstruiert. "Curious, constantly in motion, full of puzzle-like counterpoints and arresting chord changes", schreibt Pitchfork über Hauschkas aktuelles Album. "It's a joy to listen to, and one of the brightest, most invigorating records I've heard all year."
PS: Im Rahmen der Ballklang-Serie wird Hauschka am Freitag, 30. September im Ballhof Eins spielen. Schon mal vormerken, das wird großartig!!

5) 13&God - Janu Are
6) 13&God - Sure as Debt
"Own your Ghost" (VÖ 13.05.), das aktuelle Album des Monats beim Gelben Tango, entstand im Gegensatz zum Erstwerk des transatlantischen Projekts 13 & God nicht durch Austausch von Sounddateien per E-Mail, sondern in einem Studio im kalifornischen Oakland. "Es wird viel geknistert und verhallt, gesampelt und verschachtelt", schreibt Plattentests. "Die Kreuzung von experimentellem Indie-Pop mit experimentellem Psychedelic-Hip-Hop funktioniert bei 13 & God so gut und ist so einleuchtend, dass die Vielseitigkeit und Komplexität des Albums kaum auffällt." Wer mehr über The Notwist und deren zahlreiche Nebenprojekte wie 13&God oder auch das Tied & Tickled Trio erfahren möchte, dem sei die Lektüre des sehr interessanten taz-Artikels "Neues vom Kollektiv Weilheim - Alles ist Teil von allem" ans Herz zu legen.

7) Eddie Vedder - Longing to belong
Vor vier Jahren war Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder in aller Munde, als er zu dem großartigen Kinofilm 'Into the Wild' über den abenteuerlustigen Gesellschaftsaussteiger Christopher McCandless alias Alexander Supertramp einen nicht minder großartigen Soundtrack beisteuerte, der in den US-Billboard-Charts gar an den Top 10 kratzte. Dies mit dem neuen Album zu toppen quasi unmöglich - das wird sich auch Vedder gedacht haben. Deshalb schnappte er sich eine Ukulele und nahm damit ein komplettes Album auf ('Ukulele Songs', VÖ 27.05.). Hörenswert!

8) Wild Nothing - Summer Holiday
Durch einen Tipp einer Freundin aus Spanien (muchas gracias, Lucia!) bin ich auf dieses Ein-Mann-Projekt aus dem US-Ostküstenstaat Virginia aufmerksam geworden. Denn das 2010er Debütalbum 'Gemini' ist in Deutschland bislang - leider - nur als Import zu haben. Wild-Nothing-Mastermind Jack Tatum bedient sich für seine Musik bei 80er-Jahre-Größen wie The Smiths, den Cocteau Twins oder The Cure und spinnt daraus feinen Indie-Pop, der es durchaus mit populäreren Acts wie The Pains of being pure at Heart oder The Radio Dept. aufnehmen kann.

9) Atlas Sound & Laetitia Sadier - Quick Canal
Der Konzerttipp: Laetitia Sadier spielt am morgigen Freitag 3. Juni im Cafe Glocksee.
Zusammen mit ihrem langjährigen Lebenspartner Tim Gane gründete Sadier 1990 Stereolab (mehr Infos zu Stereolab findet ihr ein Stückchen weiter unten) und die derzeitige stereolabsche Kreativpause nutzte die gebürtige Französin, um vergangenes Jahr ihr Solodebüt 'The Trip' zu veröffentlichen. "Solo macht sie da weiter, wo Stereolab sich auch gerne rumtrieben, also irgendwo in frankophilen Post-Rock-Bereich mit einem Hang zum Pop und leichtem karibischen Sixties-Flair", schreibt die Glocksee in ihrer Ankündigung.
Der Song 'Quick Canal' erschien auf dem letzten Album von Atlas Sound ('Logos', 2009), dem Soloprojekt von Deerhunter-Mastermind Bradford Cox.

10) Stereolab - Metronomic Underground
Ein Dutzend Alben haben die Londoner Kraut-Postrocker Stereolab veröffentlicht, als gemeinhin bestes Werk wird oft das 1996er 'Emperor Tomato Ketchup' bezeichnet (hieraus stammt auch 'Metronomic Underground'). Im Vergleich zu den vorangegangenen Werken sei 'Emperor Tomato Ketchup' irgendwie grooviger, jazziger, zugänglicher und soundorientierter, jedoch keinesfalls konventioneller geraten, schrieb der werte LeineHertz-Musikredakteur Jens Dreiser, selbst ein großer Fan von Stereolab, einst in einer Musikzeitschrift. Co-produziert wurde 'Emperor Tomato Ketchup' - das nach einem obskuren japanischen Underground-Film aus den 70ern benannt ist - im Übrigen vom bereits weiter oben erwähnten John McEntire (The Sea and Cake/Tortoise). Da schließt sich - wie so oft - der Kreis.

11) Death Cab for Cutie - Monday Morning
Ihre Popularität verdanken Death Cab for Cutie zu großen Teilen der TV-Teenieserie "O.C., California". Einer der Hauptdarsteller ist ein großer Fan von DCFC und schwärmte auch in der Serie in schöner Regelmäßigkeit von seiner Lieblingsband. Der schöne Indie-Pop war zudem bestens geeignet zur emotionalen Hintergrunduntermalung. In einer Folge hatte die Band um Benjamin Gibbard und Chris Walla sogar einen Auftritt. "Wer oder was verbirgt sich eigentlich hinter DCFC", fragt der Musikexpress in seiner aktuellen Ausgabe, in der Death Cab ein zehnseitiges Dossier gewidmet ist. "Eine fragil-gefällige Emo-Band ohne Kajal? Eine Band, die vor allem auf Serien-Soundtracks glänzt und still und leise ganze Arenen ausverkauft? Oder einfach nur vier von süßem Schmerz geplagte Herren, die auf ihrem neuen Album langsam mit der Welt ihren Frieden schließen?" Fragen über Fragen, fest steht: Wenigen Bands gelingen so zuckersüße Melodien wie DCFC. Das gilt auch wieder für das neue Album 'Codes & Keys', das letzten Freitag erschienen ist.

12) Baths - Hall
Hintergrundtrack: Geotic - Union
Sowohl hinter Baths als auch Geotic steckt Will Wiesenfeld aus Los Angeles. Auf 'Cerulean', dem im Sommer 2010 veröffentlichten Debütalbum von Baths, ist es dem 1989 geborenen Soundtüftler auf faszinierende Weise gelungen, "ein Korsett aus HipHop-Beats, elektronischen Mustern und melancholischen Stimmen zu einer spannenden Gesamtheit zu vermengen, ohne dabei je angestrengt oder bemüht zu wirken", schreibt Plattentests. Eines der Highlights von 'Cerulean' ist der rückwärtsgaloppierende Track 'Hall'. Wiesenfelds jüngste EP mit dem Ambient-Projekt Geotic kann man sich seit zwei Wochen hier kostenlos herunterladen - neben zahlreichem anderen Material.

13) ClickClickDecker - Schutzraum (PEER Cover)
Als alter ClickClickDecker-Fan ist es mir eine Ehre, den neuesten Song des Hamburgers vorzustellen. Erst vor einer Woche ist das Cover eines Stückes der Berliner Band PEER fertig geworden, die 200 freien Downloads waren innerhalb weniger Stunden aufgebraucht. ClickClickDeckers letztes Studioalbum 'Den Umständen entsprechend' stammt aus dem Jahr 2009. Zuletzt erschien am - kein Scherz - 1. April das Live-Album 'Du ich wir beide zu den fliegenden Bauten'. Ansonsten betreibt Kevin Hamann, so sein bürgerlicher Name, noch einige weitere Projekte. Mit Der Tante Renate bildet er das Duo Bratze, eines der Aushängeschilder des beliebten Elektropunk-Labels Audiolith. Und Hamann engagiert sich übrigens auch als Radiomacher, und zwar mit der lobenswerten Initiative 'Herz Statt Kommerz'.

Nächste Sendung am 16. Juni um 23 Uhr.