Montag, 20. August 2012

PLAYLIST VOM 20. AUGUST

1) Bloc Party - Lean
Dass Bloc Party nochmal zueiander finden würden, war nach dem ewigen Egotrip von Sänger Kele Okereke kaum mehr zu erwarten. Vier Jahre nach INTIMACY erscheint nun das vierte Album der Londoner Indierocker. Folgerichtiger Titel: FOUR (VÖ: 24.8.). Der Song 'Lean' stammt von der FOUR MORE EP, welche dem aktuellen Musikexpress beiliegt. Hier sei endlich wieder eine Band am Werk, "die, ohne eine Kopie ihres Frühwerks zu erstellen, ihren Nutzen aus dem Input der einzelnen Mitglieder zieht", resümiert der Musikexpress.

2) Wild Nothing - Nocturne
3) Wild Nothing - Paradise
Das Album des Monats August beim Gelben Tango: NOCTURNE von Jack Tatum alias Wild Nothing, das am kommenden Freitag erscheinen wird. Hierzulande auf Bella Union, in Amerika wie gehabt auf Captured Tracks. Der nostalgische 80s-Pop des Ein-Mann-Projekts lässt einen schweben "zwischen Melancholie und Glückseligkeit" (Plattentests.de). Eine wunderschöne Sommerplatte!!

4) Angus Stone - Bird on the Buffalos
Der nach wie vor aktuelle Indie-Folk-Boom hat so einige Bands hervorgebracht, die eigentlich kein Mensch braucht. Da passt's ins Bild, dass Angus Stone nun auch mit einem Album daherkommt - zum ersten Mal ohne Schwesterherz Julia Stone (selbst unterwegs auf Solopfaden). Gähn, war der erste Gedanke. Doch auf BROKEN BRIGHTS (VÖ: 13.7.) überrascht uns der australische Barde "mit trägen Tönen, hinreißender Nostalgie und unbeschwerter Volkstanz-Attitüde", so die motor.de-Redaktion.

5) Daughter - Youth
Zu einer eher ungünstigen Nachmittagszeit mussten Daughter beim Dockville Festival auf die Bühne - und wurden trotzdem bejubelt wie kaum eine andere Band am vorletzten Wochenende. Denn Sängerin Elena Tonra weiß ähnlich zu bezaubern wie Florence and the Machine oder The xx. Das heiß erwartete Debütalbum wird hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen.

BootBooHook-Tipps:
6) Gravenhurst - I found the F (Broadcast-Cover)
Samstag 25. August / 18.30 Uhr / Tent Stage
"Wäre der Begriff 'wall of sound' nicht bereits zur Marke erstarrt, könnte man ihn gut auf die Musik von Nick Talbot aus Bristol alias Gravenhurst anwenden. Der Mann mit der Knabenstimme begann seinen Weg Ende der Neunziger alleine mit Zupfgitarre in den Fußstapfen von Nick Drake und Bert Jansch. Er produzierte und veröffentlichte die ersten zwei Platten selbst, bis er von Warp entdeckt wurde, die bis dato nur mit Künstlern der elektronischen Musik gearbeitet hatten. Gravenhursts erste Platte beim Major-Indie erregte Aufsehen. Die Medien priesen den liebevollen Umgang mit dem Erbe von My Bloody Valentine, The Cure und The Smiths. Tatsächlich erinnert Nick Talbots Gesang aus der Ferne an den jungen Morrissey, und das Zurückgenommene der Musik hat etwas vom Shoegaze der frühen Neunziger; doch trifft man bei Gravenhurst auf mehr Eigenes als Angeeignetes. Wirklich faszinierend (nicht Beckmann-faszinierend) ist, wie Nick Talbot es schafft, in seinen fragilen Popsongs mit ihren soften Melodiebögen und Harmoniegesängen den allerschönsten Gitarrenkrach aufleben zu lassen. Auch die Lieder vom aktuellen Album "Ghost in Daylight" sind voll von überraschenden Wendungen und laut/leise-Achterbahnen, die aber nie zu Stadionatmo oder Sounddesign verkommen. Nick Talbot hat den Mut, den es braucht, um aus schöner Musik gute Musik zu machen und live mit der Band Gravenhurst hat er das Zeug dazu, eine Abendstunde im August zum Ereignis werden zu lassen."

7) Camera - Utopia is
Freitag 24. August / 18.30 Uhr / Tent Stage (Achtung: Von Samstag auf Freitag verschoben!!)
"Wenn der Pop – mal wieder – im Sterben liegt: das hier ist der Soundtrack zum Untergang", schreibt die motor.de Redaktion über das Debütalbum von Camera. Das Berliner Trio hat sich durch spontane Gigs in U-Bahnhöfen oder auf dem Herrenklo bei der Echo-Verleihung einen Ruf als "Krautrock-Guerilla" gemacht. Mit RADIATE! (VÖ: 3.8./Bureau B) positionieren sich Camera neben Stabil Elite als hoffnungsvollste Erben legendärer westdeutscher Bands wie Neu! oder CAN. Krautrock lebt!!

8) Can - Millionenspiel
Die Kölner Krautrock-Legenden Can, eine der wichtigesten und einflussreichsten deutschen Bands überhaupt, hat letzten Monat auf Mute Records ein 3-CD-Box-Set namens THE LOST TAPES mit bisher unveröffentlichten Material veröffentlicht. "Ein Fest für CAN-Freunde und Liebhaber experimenteller Rockmusik", schwärmt ein Amazon.de-Rezensent. Der Song 'Millionenspiel' ist 1969 für den gleichnamigen Fernsehfilm entstanden. Ein sehr empfehlenswerter Film, spannend und unglaublich visionär. Denn das Millionenspiel nimmt die Entwicklung zum quotengeilen Privatfernsehen und voyeuristischen Reality-TV vorweg. Mit Didi Hallervorden als Auftragskiller und der paradoxen Kombi Dieter Thomas Heck + Can. 


9) Laetitia Sadier - Auscultation to the Nation
Die Stereolab-Frontfrau ist auf ihrem neuen Soloalbum SILENCIO (VÄ: 27.7./Drag City) politisch wie eh und je: "Rating agencies / financial market / and the G20's / were not elected by the people / in the name of what are we letting them govern our lives? / they are politically illegitimate / enough already with the dictatorship / tyranny of money / we want a real, a real democracy / democracy", fordert die gebürtige Französin in 'Auscultation to the Nation'.

10) Holograms - Monolith
"One of the finest stabs of proto-punk brilliance to come out in ages", preist der NME das selbstbetitelte Debütalbum der Stockholmer Holograms, das Ende Juli bei Captured Tracks erschienen ist. Eine ungewohnt punkige Veröffentlich ung des Brooklyner Labels, das sonst eher bekannt ist für den nostalgiegetränkten Lo-Fi-Pop von Bands wie Beach Fossils, Craft Spells oder Widowspeak.

11) Unwinding Hours - Knut
Sommerloch ade: Letzten Freitag kamen neue Platten von Ariel Pink's Haunted Graffiti und Yeasayer, es folgen diesen Monat u.a. noch Wild Nothing, Cat Power, Animal Collective, Bloc Party oder auch The Unwinding Hours. Letztere sind die Nachfolgeband der schottischen Postrock-Helden Aereogramme und bringen jetzt am Freitag ihr zweites Album AFTERLIVES heraus.

12) John Maus - Castles in the Grave
Ausgefallen und einzigartig sei das Schema, nach der John Maus seine Musik stricke, schreibt der Indie-Blog auftouren.de über A COLLECTION OF RARITIES AND PREVIOUSLY UNRELEASED MATERIAL (VÖ: 16.7./Domino Records). Und das obwohl oft Jahre zwischen den Aufnahmen liegen. "Dazu gibt es mit 'Castles in the Grave' aus dem Jahr 2010 einen Song, der nicht nur in einer gerechten Welt, sondern auch in der real existierenden ein Überhit sein müsste", ergänzt der Musikexpress. Im aktuellen Musikexpress ist Maus übrigens der Coverboy.

13) Delicate Steve - Two Lovers
"Between this album and the last one, I was really turned on by the guitar music of Delicate Steve. It made me excited about the guitar again", verrät Anand Wilder von Yeasayer über deren neues Album FRAGRANT WORLD (VÖ: 17.8./Mute Records), das ihr nächstes Mal beim Gelben Tango hören werdet. Das aktuelle Album des Multiinstrumentalisten Steve Marion alias Delicate Steve heißt POSITIVE FORCE und ist am 13. Juli erschienen.

Nächste Sendung am 3. September um 23 Uhr

Montag, 6. August 2012

PLAYLIST VOM 6. AUGUST

1) John Maus - No Title (Molly) 
Kaum zu glauben, dass John Maus das Cover des aktuellen Musikexpress ziert. "Der Mann, der Pop ins 22. Jahrhundert führt", lautet der etwas reißerische Titel. 'No Title (Molly)' stammt von Maus' neuestem Werk, eine ausgezeichnete, albumhaft anmutende Raritätensammlung namens A COLLECTION OF RARITIES AND UNRELEASED MATERIAL (VÖ: 13.7./Domino Records). Call me a Believer.

2) Chromatics - Back from the Grave 
3) Chromatics - These Streets will never look the same 
Die Veröffentlichung der allseits so hochgelobten neuen Chromatics-Platte hatte schon fast Guns N' Roses'sche Züge, damals, CHINESE DEMOCRACY und so. Kürzlich im Plattenladen, kaum zu fassen, lag sie dann auf einmal da, so ganz unschuldig: KILL FOR LOVE. "Ein wirklich großartiges Album zum Verlieben, Verführen, Sonnenbrille tragen und von mir aus auch zum schluchzend auf dem Balkon stehen", schreibt der Musikexpress.

4) Cooly G - He said I said 
"Das Sommeralbum dieses Jahres", schreibt De:bug über PLAYIN' ME von Cooly G. Ihr elektronisches Singer/Songwritertum sei eine der wenigen wirklich modernen Dub-Interpretationen, meint das Elektronikmagazin. Das Debütalbum der zweifachen Mutter, die bürgerlich Merissa Campbell heißt, ist am 20. Juli bei dem Londoner Vorzeige-Dubstep-Label Hyperdub Records erschienen.

5) The XX - Angels
Drei Jahre haben uns The XX warten lassen, im September erscheint nun endlich ihr zweites Album COEXIST. "So düster wie die Euro-Krise", beschreibt der KulturSPIEGEL die atmosphärischen Songs des schüchternen Trios. 'Angels' ist die erste Single vom neuen Album.

6) Arrange - Caves
Zarte 19 Jahre alt ist Malcom Lacey, der mit seinem Schlafzimmer-Projekt Arrange auf den Spuren des jungen Conor Oberst wandelt. Sein neues Album NEW MEMORY (VÖ: 10.7.) hat der Portlander wieder selbst verlegt und klingt wie eine reduzierte Version des Bright Eyes-Meisterwerks DIGITAL ASH IN A DIGITAL URN - und das nicht nur weil Laceys Stimme verblüffend an Oberst erinnert. Auf seiner Bandcamp-Seite kann man sich New Memory herunterladen - den Preis kann jeder selbst bestimmen.

7) John Maus - Fish with broken Dreams
8) Gary War - World After
Vor einigen Monaten twitterte John Maus: GARY WAR IS THE FUTURE. Ende Juli ist Gary Wars neues Album JARED'S LOT erschienen. Darin durchstreife War als Kosmonaut, Höhlenforscher und Tiefseetaucher seine psychedelischen Klangterrains, sinniert Auftouren.de. Maus und War sind übrigens beides ehemalige Mitglieder von Ariel Pink's Haunted Graffiti, von denen uns diesen Monat ebenfalls ein neues Album erwarte.

9) Kate Bush - Cloudbusting
10) Wild Nothing - Disappear always
11) Wild Nothing - Only Heather
12) Wild Nothing - This Chain won't break
Das Album des Monats August beim Gelben Tango: NOCTURNE von Wild Nothing, das am 24. August erscheinen wird. Vor zwei Jahren erschien mit GEMINI das Debütalbum des Ein-Mann-Projekts, dieses war jedoch lange Zeit hierzulande nur als Import zu haben und kam deshalb nie über den Status eines Geheimtipps hinweg. NOCTURNE hat hingegen bessere Voraussetzungen: Es erscheint ohne Verspätung auf Bella Union, das Label von u.a. Beach House und den Fleet Foxes. NOCTURNE ist jedenfalls ein ganz wundervolles Sommerpopalbum. "I don't think it's going to be a secret that I care about pop music," kommentiert Jack Tatum alias Wild Nothing sein neuestes Werk, "but it's definitely more my sense of what pop music used to be or even what pop music would be in my ideal world." Erstmals auf sich aufmerksam machte Tatum übrigens im Frühjahr 2010 mit seiner Version des Kate-Bush-Songs 'Cloudbusting':
BootBooHook-Tipps:
13) Japandroids - The House that Heaven built
Freitag 24. August / 19.30 Uhr / Main Stage
"Ich habe gelesen, die JAPANDROIDS aus Vancouver werden mit Achtziger/Frühneunziger-Legenden wie The Minutemen, Sonic Youth, Dinosaur Jr., Black Flag und Hüsker Dü verglichen, alles Bands, die ich wohl respektieren sollte, aber kaum oder gar nicht gehört habe. Dennoch kann ich mehr als mir lieb ist (zu laut!) mit der Musik der JAPANDROIDS anfangen. Vielleicht, weil man hört, dass sie wissen, es geht um Wut, nicht um Eier. Weil sie wissen, wie man taumelt und sich überschlägt und dennoch die Spannung eines Songs bis zum letzten Ton hält. Weil sie singen und schreien können, ohne zu hassen oder heulen. Und zuletzt, weil sie nur zwei sind und klingen wie (hier beliebiges vielköpfiges dampfbetriebenes Monstrum einsetzen). Ja richtig, zwei! Brian King (Gitarre/Gesang) und David Prowse (Schlagzeug/Gesang) haben drüben mit ihrem Erstling POST-NOTHING viel Kritikergold geerntet und mit ihrer Live-Energie so ziemlich jede amerikanische Stadt geknackt. Und jetzt kommen sie nach Europa, Deutschland, Hannover, zum BootBooHook, um mich von meiner Rockallergie zu heilen. Wie nett sie einen vom Cover ihres neuen Albums CELEBRATION ROCK anlachen. Ich glaube, die sind nicht mal tätowiert. Ich liebe sie."

14) Tarwater - Inside the Ships
Samstag 25. August / 16.45 Uhr / Tent Stage
"Eine der international renommiertesten deutschen Bands. Mit ihrem neuesten Album INSIDE THE SHIPS loten sie die Möglichkeiten elektronischer Musik aus. Für Tarwaters gewagte Soundlandschaften schuf das britische Mojo Magazine eigens das Genre "Euro Cool". Das Berliner Elektronik-Duo Tarwater (Ronald Lippok und Bernd Jestram) gibt es seit 1995. Bislang zehn reguläre Studioalben und diverse Kollaborationen (u. a. mit Piano Magic, Tuxedomoon, B. Fleischmann). Zahlreiche Film- und Theatermusiken. Lippok spielt außerdem seit 1995 in der Band To Rococo Rot. Tarwater haben die Ordnungsfanatiker unter den Pop-Analysten schon immer irritiert. Die beim Hören des neuen Albums erzeugte Synästhesie - das Sehen fremder Welten mittels akustischer Reize - kreieren Jestram und Lippok geschickt auf ihre eigene, spezielle Art und Weise: Sie verzichten auf kühle und vordergründig technoide Klänge. Science-Fiction-Folklore bleibt außen vor. Das »Andere« entsteht beispielsweise durch den Einsatz von Bläsern (Tuba, Saxophon, Horn, Trompete und Posaune) und anderen Instrumenten, die meist fern des Pop-Kontexts Einsatz finden, zum Beispiel ein Zymbal. Man muss schon zweimal hinhören, um die jeweiligen Instrumente herauszuhören: Tarwaters Klangkosmos bleibt auch mit ungewöhnlichen Elementen ein organisches Ganzes, das bereits beim ersten Hören gefangen nimmt. Tarwaters Ästhetik entzieht sich der Kategorisierung. Während die deutsche Presse in der Vergangenheit gern mit dem bewusst schwammigen Begriff »Indietronics« arbeitete, assoziierten die englischen Kollegen das Duo gern mit einer Tradition, die direkt zum Krautrock führt."

Nächste Sendung - mit weiteren BootBooHook-Tipps - am 20. August um 23 Uhr