Dienstag, 4. Dezember 2012

Das große WILD NOTHING Interview

Am 14. November präsentierten Wild Nothing, eine der zur Zeit angesagtesten Indiepop-Bands, im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus ihre aktuelle Platte NOCTURNE (im August Album des Monats beim Gelben Tango). Bei Konzerten steht zwar eine komplette Band auf der Bühne, de facto handelt es sich bei Wild Nothing um das Ein-Mann-Projekt von Jack Tatum. Vor dem Soundcheck war der Gelbe Tango mit dem 24-Jährigen zum Interview verabredet. Wir sprachen über seinen Werdegang vom skatenden Blink-182-Fan zum hippen Indiekünstler, in dessen Video sich sogar ein Hollywood-Star die Ehre gibt. Gesellschaftliche und popkulturelle Themen wurden angeschnitten, ebenso wie so einiges Paradoxes. Vieles davon konntet ihr gestern Abend schon in der Sendung hören. Hier nun das komplette Interview: 

Als erstes würde ich mit dir gerne über das neue Video zu 'Paradise' sprechen, in dem Michelle Williams die Hauptrolle spielt. Ich war sehr überrascht, einen Hollywood-Star wie Williams in einem offiziellen Video von Wild Nothing zu sehen. Wie kam es dazu!? 
Für mich war es auch eine Überraschung. Es war mehr oder weniger ein Produkt des Zufalls. Wir hatten mit mehreren Leuten darüber gesprochen, ein Video für das Album zu produzieren. Darunter auch Matt (Amato), der letztlich Regie führte bei dem Video. Ich kannte ihn schon vorher und wir hatten deshalb bei ihm angefragt, ob er irgendwelche Ideen hätte. Als er ein kleines Brainstorming machte, kam ihm Michelle in den Sinn, mit der er befreundet ist. Matt fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, mit ihm etwas für Wild Nothing zu machen. Und ich schätze sie hatte einfach etwas Zeit übrig, ihr gefällt die Musik von Wild Nothing und wollte ein Teil davon sein. Ein glücklicher Umstand - mit einem richtig schönen Ergebnis. Es war also nicht so, dass wir auf Michelle zugingen, um zu sehen, ob sie Interesse hat, es war eher eine natürliche Angelegenheit. Das fühlte sich richtig gut an. Und klar, als Matt uns sagte "Hey, Michelle ist interessiert!!", ließen wir uns diese Chance nicht entgehen. Denn es kommt nicht allzu häufig vor, mit einer so bekannten Schauspielerin zusammenarbeiten zu können. Was auch ein bisschen seltsam war. Aber es hat wirklich Spaß gemacht und das spiegelt sich auch in dem Video wider. Es ist zwar nicht supergrandios oder so, es ist eher schlicht und natürlich. Dafür war Michelle einfach die perfekte Besetzung. Wohingegen eine größere, aufwändigere Produktion des Videos vielleicht nicht den gleichen Effekt gehabt hätte.


Michelle schaute sogar im Studio vorbei, während du gerade NOCTURNE aufnahmst!? 
Ja genau, denn Matt hatte die Idee, dass Michelle in dem Video einen Ausschnitt aus diesem Buch von Iris Murdoch vorliest. Michelle lebt in New York und kam zu uns ins Studio, in dem wir das Album aufnahmen. Wir unterhielten uns ein wenig und sie sprach den Monolog ein, der in dem Video zu hören ist. Es hat Spaß gemacht, es war zwar nichts Verrücktes oder so, ein eher kurzes Treffen, aber sehr schön.

Was hat es mit dem Roman von Iris Murdoch auf sich!?
Das war eine Sache des Regisseurs, seine Vision für das Video. Matt sah eine Art Beziehung zwischen dem Song und dem Buch und insbesondere der Passage, die Michelle vorliest. Matt hatte diese Idee, hat uns aber natürlich mit einbezogen, wir haben viel darüber gesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass es dem Charakter des Songs entspricht und diesen gut ergänzt. Daraus eine Art separate Sache zu machen und nicht einfach nur den reinen Song im Video zu haben, ist ein schöner Zusatz wie ich finde.


Nachdem das Video seine Premiere bei Pitchfork hatte, ist zuletzt ein kleiner Hype entstanden. Merkst du da was von oder ist es lediglich die Anzahl an Facebook-Likes, die sich verändert hat!?
Mir ist da nichts aufgefallen. Also, mir war bewusst, dass es bei Pitchfork diese Premiere gab, abgesehen davon habe ich die Verbreitung des Videos im Internet nicht allzu sehr verfolgt.

In einem Pitchfork-Interview sagtest du vor einigen Monaten: "In a lot of ways, the internet is the best thing that's ever happenend to music. In a lot of ways it's the fucking worst." Glaubst du, dass du heute immer noch in deinem Schlafzimmer aufnehmen würdest ohne das Internet!?
Ja genau, das sehe ich definitiv so. Wild Nothing begann ja ganz klein, es war im Prinzip nur ich in meinem Schlafzimmer, wo ich Sachen aufgenommen habe. Sehr schlicht und persönlich. Das Internet bietet die Möglichkeit, ein größeres Publikum abseits des eigenen Bekanntenkreises zu erreichen. Es ist ein großartiges Instrument für Musiker, insbesondere junge Musiker, und Leute wie mich, die alles selbst machen. Aber es gibt wie immer Vor- und Nachteile. Obwohl ich ohne das Internet nicht in der Lage wäre dies zu tun, und als Musiker ganz sicher nicht in diesem Ausmaß existieren würde, verabscheue ich die Musikkultur im Internet. Ich kann mich einfach nicht damit identifizieren beziehungsweise ich kann das irgendwie nicht abkaufen. Es ist vergleichbar mit Klatschmagazinen, alles ist so schnelllebig. Man geht auf Seiten wie Pitchfork oder so, klickt herum und hört sich was an und dann geht es weiter zur nächsten. Bald ist dann alles vergessen, alles ist so schnelllebig, jeder schaut ständig nach dem nächsten großen Ding. Es entwertet Musik also in vielerlei Hinsicht, was wirklich schade ist. Denn ich glaube, dass die Leute Musik nicht mehr so die Chance geben. Sei es bezüglich der Künstler, Songs oder der Alben im Ganzen, die Leute sind weitaus ungeduldiger geworden durch das Internet.

Hast du den Diskurs über Simon Reynolds' Buch 'Retromania' verfolgt!?
Ich habe davon gehört, es aber nicht gelesen. Ich nehme mir es immer vor, denn es klingt sehr interessant. Ich weiß so ungefähr, worum es geht. Du kannst mir sicherlich mehr darüber erzählen.


Reynolds vertieft in seinem Buch u.a. das Thema, das du gerade angesprochen hast. Dass die Leute durch das Internet weniger geduldig geworden sind. Reynolds vergleicht das heutige digitale Zeitalter mit der analogen Ära, in der alles nur sehr langsam vorangegangen sei. Man musste früher zum Beispiel auf neue Platten oder Nachrichten warten. Während sich die Kultur damals stetig weiterentwickelte. Von Progressive Rock über Punk und Postpunk, New Wave bis hin zu Grunge usw. In der digitalen Gegenwart bestehe der Alltag nun aus Hyper-Beschleunigung und Beinahe-Augenblicklichkeit. Man kann sich alles sofort herunterladen, Nachrichten werden aktualisiert noch während man sie liest, es gibt Smartphones und so. Auf einer makrokulturellen Ebene sei laut Reynolds nun hingegen alles statisch und festgefahren, alles werde nur recycelt. Das Lustige daran ist, dass ich an Wild Nothing denken musste, als ich dies las. Denn Reynolds resümiert, dass wir uns gerade in einem paradoxen Zustand zwischen Geschwindigkeit und Stillstand befänden. Wild Nothing ist dafür der perfekte Inbegriff. 'Wild' steht für die Beschleunigung des Alltags, während 'Nothing' den in Reynolds' Augen herrschenden kulturellen Stillstand symbolisiert. 
Das ist ein großartiger Vergleich. Mir gefällt das sehr. Dieses Paradoxe wollte ich mit dem Namen auch ausdrücken. Nicht exakt so wie du das eben beschrieben hast, du bringst es viel präziser auf den Punkt. Mein grundsätzlicher Gedanke bezüglich des Namens war jedoch der gleiche. Aber das ist wirklich schön, ich stimme dir vollkommen zu.

Reynolds bemängelt in Retromania, dass es in der zeitgenössischen Popmusik keine Innovation mehr gäbe. Die Archive der Popmusik, im Internet jederzeit mit wenigen Klicks abrufbar, hätten die Innovation ersetzt. Reynolds spricht von einer Retroschleife der Popmusik.
Es gibt einen riesigen Überschuss von Referenzpunkten, auf die du dich beziehen kannst. Und ich bin mehr als jeder andere schuldig daran!! Auf jeden Fall eine interessante These. Ich denke, dass diese alten Sachen jeder Generation zur Verfügung standen, die Musik der Vergangenheit war stets erhältlich. Aber das Internet hat dieses Fenster ganz weit aufgerissen. Heutzutage muss man sich keine große Mühe mehr geben, man geht einfach auf Spotify, gibt irgendeinen Künstler ein und kann dort dann die komplette Diskographie durchhören. Das ist wirklich verrückt. In der Vergangenheit gab es auch immer Musik, auf die sich bezogen wurde, aber dann wurde daraus ein eigenes Ding gemacht. Das ist heutzutage immer schwerer geworden. Ich muss sagen, dass ich aktuelle Bands, die als innovativ bezeichnet werden, oft gar nicht mag. Innovativ zu sein bedeutet nicht gute Musik zu machen. [lacht]

Würdest du deine Musik als 'retro' bezeichnen? 
Ja, es ist retro. Diesem Label aus dem Weg zu gehen wäre äußerst schwierig für mich. Ganz einfach weil ich mich auf so vieles aus der Vergangenheit beziehe und ich diesbezüglich auch sehr offen bin. Einige Leute würden sicherlich versuchen zu vertuschen, dass sie von bestimmten vergangenen Generationen und Musikrichtungen direkt beeinflusst worden sind. Mir persönlich ist es nicht wichtig, der Musik, die ich mag, in irgendeiner Art nachzueifern. Es ist vollkommen beabsichtigt so zu klingen. Ja, es ist retro. Ich bezeichne es allerdings lieber als "referential music", weil es darum geht, bestimmte Referenzpunkte zu verwenden. Und das bezieht sich nicht unbedingt auf komplette Genres, manchmal ist es nur ein Song, eine Melodie eines Künstlers, den ich mag, was mich dazu inspiriert, etwas Ähnliches zu kreieren und all diese Einflüsse auf meine eigene Version davon herunterzureduzieren. Ich denke nicht, dass es einen Einfluss gibt, auf den ich mich direkt-direkt beziehe. Es ist eher eine Kombination aus vielen verschiedenen Einflüssen.

Was genau sind diese Referenzpunkte für deine Musik? Wild Nothing wird oft mit C86-Bands in Verbindung gesetzt.
Vor allem britischer Indiepop und einige C86-Bands. Ich mag jedoch nicht alle dieser C86-Bands. Es wundert mich manchmal, warum das so oft geschrieben wird. Also ich mag Primal Scream, The Wake, grundsätzlich jede britische Band aus der Ära [lacht]. Es ist schwierig, irgendwas hervorzuheben.

Auch The Cure werden oft als Referenz genannt.
The Cure sind für mich eine sehr wichtige Band, ganz einfach weil sie mit ihrer Musik einen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Ich finde das wirklich interessant, denn was Robert Smith mit The Cure machte, war nicht großartig anders als viele andere Sachen zu der Zeit. Es war jedoch pop-orientierter und hatte eine breitere Anziehungskraft. Vollkommen verschiedenen Leuten gefällt die Musik von The Cure und das macht es so interessant für mich. Zumal ich bestimmte Aspekte von Popmusik wirklich schätze. Ich mag Hooks und Melodien, die etwas weitreichender sind. Ich stehe auf diese 'Catchiness', diese Eingängigkeit. Deshalb versuche ich das in meine Musik zu integrieren, ohne dabei zu geradeheraus zu sein.

Du betonst oft, wie wichtig dir Popmusik ist. Aber ich habe das Gefühl, dass viele Leute ein Problem mit diesem Begriff haben. Wer sagt schon von sich selbst, dass er Popmusik hört?!
[lacht] Ja, das ist echt schräg. Wir Menschen haben immer das Bedürfnis, für alles einen Namen zu haben. Wenn ich von Popmusik rede, wenn ich versuche jemandem Popmusik zu erklären, bin ich mir sicher, dass meine Auffassung eine andere ist als die der anderen. Für mich bedeutet Popmusik nicht populär, es bedeutet nicht Mainstream oder Radiomusik. Ich weiß nicht genau, was Popmusik bedeutet, aber ich weiß es, sobald ich es höre. Es geht dabei um den Aufbau eines Liedes, um die Melodie und eine Art von Unmittelbarkeit. Wenn ich einen Song höre, der mich unmittelbar packt, das ist Popmusik.

Beim Gelben Tango »Indie» Nacht geht es neben dem Begriff der Popmusik natürlich auch um Indie und die Wahrnehmung von Indie. Redet man in Deutschland von Indie, haben die meisten Leute ein vorgefertigtes Bild im Kopf. Indie wird oft mit Bands wie Franz Ferdinand oder Mando Diao verbunden. In der Radiosendung geht es darum zu vermitteln, dass hinter dem Indiebegriff mehr steckt. Dass es gar nicht so konkret um eine bestimmte musikalische Ausrichtung geht, sondern vielmehr um die Grundhaltung, die dahintersteckt.
So sehe ich das auch. Die wahre Definition des Wortes bedeutet unabhängig veröffentlichte Musik abseits des Mainstreams. Es ist komisch, dass daraus ein starres Bild in den Köpfen der Leute geworden ist. Wie ein bestimmtes Genre. Anderserseits denke ich, dass Leute genau wissen, was gemeint ist, wenn von Indiepop die Rede ist. Zumindest in meinen Augen impliziert dies eine bestimmte Musikart. Wenn ich an Indiepop denke, denke ich an Belle & Sebastian oder so. Aber es ist schon müßig, dieses ganze Schubladendenken und der Versuch, den Sound einer Band genau benennen zu wollen. Es ist echt lustig, was manchmal dabei herauskommt, nur um Sachen eine Bezeichnung zu geben.

Wo wir gerade von Schubladen reden. Hörst du auch Musik, die nicht mehr als Popmusik durchgehen würde?
Ich weiß nicht [lacht]. Ich denke es ist vor allem Popmusik aus verschiedenen Ären. Ich stehe einfach auf Popmusik. Wie gesagt, ich denke ich habe eine etwas andere Auffassung von Popmusik als andere. Ich kann mir Sonic Youth anhören und da bestimmte Popaspekte herausziehen. Dennoch würden andere Leute Sonic Youth vielleicht nicht als Popmusik beschreiben. Wahrscheinlich eher nicht.

Eher Noise. 
Ja, Noise. Ich mag solche Bands, so Noise-Krams, etwas chaotischere Musik. Aber vor allem eben 60er Musik, Gitarren, Motown, alles mögliche.


Was ist die Musik deiner Kindheit, womit bist du groß geworden?
Ganz viel alternativer Radiorock. Die ersten Sachen, an die ich mich erinnere, die ich durch meine Eltern gehört habe, sind REM und Beck. Meine Eltern fanden Beck richtig toll, irgendwie komisch!! Aber nicht nur meine Eltern. Als ich älter wurde, wurde es dann erstmal schlechter bevor es besser wurde [lacht]. In der Middle School hörte ich einige richtige schlimme Bands, aber das war wohl meiner Generation geschuldet.

Schlimme Bands?!
Ja, ganz viele Pop-Punk-Bands und die ganzen Blink-182s dieser Welt, all so'n Kram. Aber sowas hörte man eben, als ich aufwuchs. Ich bin 24. Als diese Sachen gerade angesagt waren, war ich also 11, 12 Jahre alt. Und das dürfte ja der Zielgruppe entsprechen [lacht]. Zu der Zeit war ich Skateboarder, da gehörte diese Musik auch dazu. Wie auch immer, ich bin da glücklicherweise herausgewachsen und habe mich besseren Sachen zugewandt.

Wann hast du die Bands kennengelernt, die deine heutige Musik beeinflusst haben?
Das ging während der High School los. Ich hörte alle mögliche Musik, vor allem aber die Indiemusik jener Zeit. Ich war ein riesiger Fan von Broken Social Scene. Dann kamen Bands wie New Order oder The Smiths hinzu. Das waren die ersten Bands aus dieser Ära, die ich für mich entdeckte. Und dadurch bin ich dann auf viele weitere Bands gestoßen. Das muss so gegen Ende der High-School-Zeit gewesen sein, als ich auf die Musik kam, die heute wichtig für mich ist.

Dann fingst du an, selbst Musik zu machen. Jack and the Whale hieß dein erstes "Projekt", wenn man das so nennen kann.
Oh ja [lacht]. Ich würde es nicht einmal ein Projekt nennen. Mit 15 begann ich damit, Musik aufzunehmen. Bei mir Zuhause, ich habe es mir selbst beigebracht. Ich habe tonnenweise Songs geschrieben, die niemals jemand zu hören bekommen wird. Ich experimentierte herum, wie man Songs schreibt und aufnimmt. Wild Nothing ist für mich das erste, was ich wirklich als Projekt bezeichnen würde. Mein erstes ernsthaftes Projekt, was Musik angeht. Alles davor war wie eine Lernerfahrung. Aber vielleicht ist das auch nur mein Versuch mich nicht schämen zu müssen [lacht].

Als alles dann mehr Formen annahm und ernsthafter wurde, ging es los mit Wild Nothing?
Ja, Wild Nothing und [das Debütalbum] GEMINI waren meine erste bewusste Entscheidung, etwas zu tun, was über das reine Aufnehmen hinausgeht. Ich hatte die Entscheidung getroffen, ein Album aufzunehmen. Ein greifbares Produkt. Mit Liedern, die zusammen einen Sinn ergeben und aufeinander abgestimmt sind. Davor habe ich hier und da mal Songs aufgenommen, die aber nie so recht zusammenpassten, nicht zusammengehörten. GEMINI war mein erster Versuch dies zu tun.

Gab es in deinem Heimatstaat Virginia eine entsprechende Musikszene beziehungsweise Leute, die dich unterstützten!?
Was diese Art von Musik anbetrifft: Nein, ganz und gar nicht. Es gab zwar einige ganz coole Bands in der Gegend, aber ich habe mich nie als Teil irgendeiner Musikszene in Virginia begriffen. Vor allem in Blacksburg, wo ich zur Schule ging. Es ist so eine kleine Stadt, es gab dort keine wirkliche Musikszene. Beziehungsweise keine, an der ich interessiert war. Ich machte immer mein eigenes Ding, weil es auch keine andere Möglichkeit gab. Ich hatte ein bestimmtes Bild vor Augen, wie meine Musik klingen sollte, deshalb konnte ich nicht einfach eine Band mit irgendwelchen anderen Leuten gründen. Ich musste das alleine machen. Mein Freundeskreis unterstützte mich natürlich, viele Freunde waren sehr interessiert an meiner Musik und wir unterhielten uns über bestimmte Musikrichtungen. Aber es war ein eher kleiner Kreis.

Dann bist du nach Georgia gezogen? 
Ja, wir waren viel auf Tour, immer hin und her, nach den Konzerten wieder zurück nach Virginia. Für ein Jahr zog ich dann nach Georgia, wo ich den größten Teil des neuen Albums geschrieben habe. Vor acht Monaten ging es weiter nach New York.

Wohnst du eigentlich in Williamsburg [ein Szeneviertel in Brooklyn]?
Nein, die Gegend, in der ich wohne, heißt Greenpoint. Ein polnisch geprägtes Viertel nördlich von Williamsburg, sehr nah an Williamsburg.

Der Ort in Virginia, aus dem du stammst, heißt auch Williamsburg. Deshalb meine Frage.
[lacht] Ja genau. Diesen Witz machen viele meiner Freunde. Ich bin in einer Kleinstadt namens Williamsburg aufgewachsen. Es ist ziemlich anders als das Williamsburg in Brooklyn. Das ist ganz amüsant.

Zum Abschluss noch etwas anderes Amüsantes. In den 70ern gab es einen Footballspieler namens Jack Tatum, auch 'The Assassin' genannt, er gilt als gefürchtetster und härtester Verteidiger der Ligageschichte. Waren deine Eltern sportinteressiert?
[lacht] Ja, ich kenne ihn. Ich glaube nicht, dass meine Eltern das realisiert haben. Ein wirklich seltsamer Zufall. Zumal er das komplette Gegenteil von mir ist. Meine Eltern hätten mir sicherlich einen anderen Namen gegeben, wenn sie das gewusst hätten.

Nächste Sendung am 17. Dezember um 23 Uhr: Die Gelber-Tango-Jahrescharts mit den besten Indie-Alben aus 2012.

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