Dienstag, 20. Dezember 2011

PLAYLIST VOM 19. DEZEMBER (Jahrescharts)

Platz #12:
1) DAYS von Real Estate - It's real

Platz #11:
2) BURST APART von The Antlers - I don't want Love

Platz #10:
3) SLAVE AMBIENT von The War on Drugs - Best Night

Platz #9:
4) LET ENGLAND SHAKE von PJ Harvey - The last living Rose

Platz #8:
5) SPACE IS ONLY NOISE von Nicolas Jaar - Space is only Noise

Platz #7:
6) SMOTHER von Wild Beasts - Bed of Nails

Platz #6:
7) METALS von Feist - The Bad in each other

Platz #5:
8) KAPUTT von Destroyer - Kaputt

Platz #4:
9) THE DEVIL'S WALK von Apparat - Ash/Black Veil

Platz #3:
10) COASTAL GROOVES von Blood Orange - The complete Knock

Platz #2:
11) APOCALYPSE von Bill Callahan - Riding for the Feeling

Platz #1:
12) GO TELL FIRE TO THE MOUNTAIN von WU LYF - Concrete Gold

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Die zwölf besten Indie-Alben des Jahres...

...hört ihr am Montag 19. Dezember zur üblichen Sendezeit beim Gelben Tango. Auf Facebook ist schon der Countdown losgegangen:

#25 Anna Calvi - ANNA CALVI
#24 Bon Iver - BON IVER
#23 Other Lives - TAMER ANIMALS
#22 SBTRKT- SBTRKT
#21 Dillon - THIS SILENCE KILLS
#20 Explosions in the Sky - TAKE CARE, TAKE CARE, TAKE CARE
#19 James Blake - JAMES BLAKE
#18 Austra - FEEL IT BREAK
#17 Yuck - YUCK
#16 Zola Jesus - CONATUS
#15 When Saints go Machine - KONKYLIE
#14 Future Islands - ON THE WATER
#13 Mogwai - HARDCORE WILL NEVER DIE, BUT YOU WILL
....

Montag, 5. Dezember 2011

PLAYLIST VOM 5. DEZEMBER

1) Erdmöbel - Der blaue Himmel
Kürzlich diesen Song im Deutschlandfunk gehört - und da deutschsprachige Musik hier beim Gelben Tango zuweilen etwas unterrepräsentiert ist, machen Erdmöbel den Auftakt zur Sendung. 'Der blaue Himmel' ist der Eröffnungstrack der im September erschienenen Best-of-Sammlung RETROSPEKTIVE, welche die Kölner am Freitag 11. Mai im Capitol präsentieren werden.

2) Stephin Merritt - The Sun and the Sea and the Sky
Stephen Merritt ist das Mastermind der 1989 in Boston gegründeten Band The Magnetic Fields. Das größte Meisterwerk der Magnetic Fields ist das 1999 erschienene 69 LOVE SONGS, das auf drei CDs tatsächlich 69 von Merritt geschriebene Liebeslieder umfasst. Auf der gerade veröffentlichten Raritätensammlung OBSCURITIES befindet sich seltenes und zum Teil bisher unveröffentlichtes Material von den Magnetic Fields sowie diversen anderen Projekten Merritts, zum Beispiel einige Songs, die Merritt für ein Science-Fiction-Musical geschrieben hat. "An unexpectedly coherent collection from an important band", meint Pitchfork.

3) David Byrne - This must be the place (live from Austin, TX)
'This must be the place' - nach diesem alten Hit der Talking Heads wurde der aktuelle Kinofilm mit Sean Penn in der Hauptrolle benannt. Penn spielt darin den alternden Rockstar Cheyenne, der aus der Lethargie seines Alltags ausbricht und sich auf die Suche nach dem Peiniger seines Vaters macht. Die Story klingt schräg, doch der Film ist ganz hervorragend, ein Roadmovie der etwas anderen Art, auch dank der wundervollen Musikauswahl. Talking Heads Mastermind David Byrne hat sogar einen kurzen Dialog mit Penn alias Cheyennne und singt zusammen mit einem Chor den Titelsong. Cheyennes Ex-Band aus dem Film nennt sich übrigens Cheyenne and the Fellows - eine eindeutige Anspielung auf Siouxsie and the Banshees. Und dass Penn so aussieht wie Robert Smith, ist auch kein Zufall...

4) The Cure - M
...und auch kein Zufall, dass The Cure mal wieder zu hören sind beim Gelben Tango. Der Song 'M' von ihrem 1980 erschienenen zweiten Album SEVENTEEN SECONDS richtet sich an Robert Smiths spätere Ehefrau Mary. Am 2. Dezember ist übrigens ein neues Live-Album von The Cure erschienen: BESTIVAL LIVE 2011.

5) Crystal Stilts - Frost inside the asylum
6) Crystal Stilts - Radiant Door
Im Mai waren die Crystal Stilts mit ihrem aktuellen Album IN LOVE WITH OBLIVION beim Gelben Tango zu hören. Nun hat das Postpunk-Quintett aus Brooklyn eine neue EP herausgebracht: RADIANT DOOR (VÖ: 18.11.) - "full of gleaming keyboard lines and jangly guitars casting sun on everything in sight. For a band that has proven it can do darkness just as well, RADIANT DOOR is exactly as its title suggests-- the brighter side of one of America's best psych-pop bands", schreibt Pitchfork.

7) Peaking Lights - Hey sparrow 
Für Frank Sawatzki vom Musikexpress ist '936' von den Peaking Lights die Platte des Jahres - "-was sonst?" Das Duo aus Wisconsin verbinde Dub, Psychedelic, Minimal House, Disco und Krautrock mit einer ausgeprägten Sensibilität für echten Popappeal, ist in der Presseinfo zu lesen. Seit 18. November ist '936' über Domino Records nun auch in Deutschland zu haben.

8) Gonjasufi - Nikels and Dimes
"Ein sufitischer Yogalehrer, der aus der Wüste Nevadas nach Los Angeles umsiedelt, sich dort mit einem Beatbastler namens The Gaslamp Killer zusammentut und ein Album rausbringt, das von Avantgarde-HipHop über Blues und Psychedelia bis hin zu Soul-Samples und Sitars alles in einen Topf haut" - die Rede ist hier von Gonjasufi, ein Zitat aus einer Plattentests-Rezension seines großartigen 2010er Debütalbums A SUFI AND A KILLER. Für Anfang 2012 ist auf Warp Records ein neues Mini-Album angekündigt, auf dem auch 'Nikels and Dimes' zu finden sein wird.

9) Raleigh Moncrief - Lament for Morning
"Wenn man Raleigh Moncrief hört, muss man an alles denken, außer an Simplizität", schreibt byte.fm auf seiner Magazinseite. "Weder der Name des Künstlers, noch seine Platte lassen Begriffe wie Einfachheit oder Schlichtheit aufkommen. Und doch scheint der Musiker mit genau jenen Elementen zu spielen. WATERED LAWN (VÖ: 02.12.) ist das Debüt des Elektro-Tüftlers und mutet unendlich vertrackt, verzwickt und genial an. (...) Ein Album, das getrost als ein gigantisches Zusammenspiel aus Simplizität und perfektionistischer Akribie bezeichnet werden kann. Raleigh Moncrief greift hier zu den einfachsten und gleichzeitig verwirrendsten Mitteln. Dissonanz und vermeintliches Nicht-im-Takt-sein lassen die Aufmerksamkeit steigen und schaffen es kurrioserweise, den Fokus auf das Gesamtwerk zu lenken. Nicht die simplen Einzelteile werden wahrgenommen, sondern ihr glanzvolles Zusammenspiel. Herausragend bleibt die immer wieder eingesetzte Konzertgitarre, die so gar nicht zur elektronischen Musik passen mag. Die gezupften Saiten wollen immer wieder den Kampf um die Vorherrschaft im Song kämpfen und prallen an der Lässigkeit der Elektronika ab. Die lässt den Gitarrenklängen einfach den Raum, den die benötigen. Durch genau diese Lässigkeit, diese bewusst eingesetzte Dissonanz, diese in Perfektion abgestimmten Unstimmigkeiten schafft Raleigh Moncrief ein Album, das als Gesamtwerk genauso genial ist, wie in all seinen einzelnen Fragmenten."

10) Kate Bush - Misty 
"Elfengesang, Ausdruckstanz und die Poesie menschlicher Abgründe. Mit dieser erstaunlichen Mixtur sprengt Kate Bush Ende der 70er-Jahre die Kategorien der Popmusik. Ihre zauberhaften Songs sind Kunstwerke. Sie ist die ungewöhnlichste Singer/Songwriterin, die England jemals hervorgebracht hat. Eine unabhängige Frau, die zur Wegbereiterin für nachfolgende Generationen wird", schreibt der Musikexpress in seiner Legendenserie über die 53-Jährige, die unter anderem Antony & the Johnsons, Björk, PJ Harvey, Radiohead oder die Wild Beasts maßgeblich beeinflusst hat. Am 18. November ist ein neues Album von Bush erschienen, das erste seit sechs Jahren: 50 WORDS FOR SNOW - und wie der Titel schon verrät, handelt es von Schnee und dem Winter. Eine Anspielung auf die Legende, dass Eskimos fünfzig verschiedene Wörter für Schnee in ihrem Wortschatz haben, was wohl doch nicht stimmt, Bush aber nicht davon abhält, trotzdem fünfzig Wörter für Schnee zu finden. Wofür Plattentests im Gegenzug "20 Words for Kate Bush" findet: "Sphärisch. Melancholisch. Berührend. Verletzlich. Traurig. Ruhig. Liebevoll. Unbeschwert. Romantisch. Würdevoll. Wohltuend. Gemächlich. Intensiv. Gehaltvoll. Eigentümlich. Ästhetisch. Expressiv. Eindringlich. Schwermütig. Unvergleichlich."

11) Youth Lagoon - Montana
12) Youth Lagoon - Cannons
Das Album des Monats Dezember beim Gelben Tango: THE YEAR OF HIBERNATION (VÖ: 18.11.) von Youth Lagoon, das ihr schon in der letzten Sendung hören konntet. "A record for pulling up the covers and dreaming and then venturing out to the town to see the strange and magical world of encroaching adulthood", schreibt Pitchfork. "The anthemic 'Cannons' starts off with Powers singing, 'Rolling up the windows of my '96 Buick so the rain can't get inside of it,' and that pretty much sums it up: The record mixes feelings of protection and safety with the tug of adventure and wraps it in compulsively listenable music that explodes at just the right moments."

13) Beach House - Used to be
Beach House, das wundervolle Baltimorer Dreampop-Duo um die charismatische französische Sängerin Victoria Legrand, schaffte 2010 mit TEEN DREAM den Durchbruch. Beim Gelben Tango war es das Album des Jahres 2010. Die Alben des Jahres 2011 hört ihr in zwei Wochen - der Countdown dazu startet morgen hier....

Nächste Sendung: Gelber-Tango-Jahrescharts am 19. Dezember um 23 Uhr.

Montag, 21. November 2011

PLAYLIST VOM 21. NOVEMBER

1) M83 feat. Zola Jesus - Intro
Ganz viel Dreampop gibt's in der heutigen Sendung. Den Auftakt dazu macht M83 mit seinem Konzeptalbum über Träume namens HURRY UP, WE'RE DREAMING (VÖ: 14.10), in dessen 'Intro' die wundervolle Zola Jesus einen Gastauftritt hat.

2) Mazzy Star - Still cold
3) Mazzy Star - Common burn
Mazzy Star sind zurück. Fünfzehn Jahre nach ihrem letzten Album AMONG MY SWAN (von dem der Song 'Still cold' stammt) hat die shoegazende Dreampop-Band um die charismatische Sängerin Hope Sandoval nun die Single COMMON BURN veröffentlicht. Für Anfang 2012 ist zudem ein neues Album angekündigt. Mazzy Star gründeten sich 1989, als sich Sandoval mit David Roback von Opal zusammentat. Ihren größten Hit hatten Mazzy Star 1994 mit 'Fade into you', der auf MTV und im Radio rauf und runter gespielt wurde.

4) Yuck - Soothe me
Das fantastische Debüt von Yuck war im März Album des Monats beim Gelben Tango. Intro wählte das Album just auf Platz 8 ihrer Jahrescharts. Auf der Deluxe-Wiederveröffentlichung des Albums befindet sich der Song 'Soothe me'. Mehr Infos zu Yuck findet ihr in den alten Playlists.

5) Niels Frevert - Frustrationstoleranz, Herr Frevert
"Niels Frevert ist nicht der schnellste Songwriter der Welt. Nur drei Platten hat er seit 1997 veröffentlicht. Gut Ding braucht Weile", schreibt der Musikexpress anlässlich seiner neuen Platte ZETTEL AUF DEM BODEN (VÖ: 04.11.). "Geschichten wie die vom Eichhörnchen fütternden Wittwer in 'Schlangenlinien' müssen erst einmal erlebt werden, bevor sie zu melancholisch-verhaltenen Song-Juwelen verarbeitet werden können. Auf ZETTEL AUF DEM BODEN finden sich zehn solcher Juwelen."
Am Mittwoch 7. Dezember wird Frevert sein neues Album zusammen mit seiner Band im Kulturzentrum Faust vorstellen.

6) New Animal - Other Side
7) New Animal - Still in mind
Meine Entdeckung des Monats: Kris Hermstad und Derek Budnette aus Atlanta bilden das Psychpop-Duo New Animal, das nicht nur namentlich an Animal Collective erinnert, trotzdem aber einen eigenen Sound hat. New Animal haben zwar (noch) keinen Plattenvertrag hat, vermarkten sich aber sehr fleißig über diverse Internetplattformen wie Soundcloud, Twitter und Youtube selbst. Auf ihrer bandcamp-Seite gibt es ganz viele Musik kostenlos zum Download.

8) Dillon - Thirteen thirtyfive
Das Album des Monats November beim Gelben Tango: THIS SILENCE KILLS ist am vergangenen Freitag 18. November erschienen. "Spät im Jahr bewirbt sich Dillon um den Titel des besten Albums aus Deutschland 2011", schreibt Plattentests. "Die 23-Jährige hat gute Chancen - nicht nur bei Fans von Joanna Newsom und Björk."

9) Atlas Sound - Angel is broken
Ein alter Bekannter des Gelben Tango: Bradford Cox mit seinem Soloprojekt Atlas Sound. PARALLAX (VÖ: 04.11.) sei eine musikalische Reise auf dem Traumschiff, sie führe durch eine Welt sphärischer Klang-Hymnen und elektronischer Akustik, wie Intro schreibt: "Der Heimathafen von Atlas Sound ist die Galaxis, in der Ambient, Dream-Pop und Shoegaze zu einer halluzinogenen Mischung verschwimmen."

10) Tycho - Epigram
Der Blogger und Grafikkünstler ISO50 - im richtigen Leben: Scott Hansen - macht seit einigen Jahren 'nebenbei' auch noch Musik. Mit seinem Ambient-/Electronica-Projekt namens Tycho hat Hansen am 11. November das neue Album DIVE veröffentlicht. "Herausgekommen ist ein unendlich elaboriertes und schönes Ambient-Geflecht", schreibt auftouren.de. "Eine Platte, die anfangs gefällt und dann später immer größer, vielschichtiger und interessanter wird. Eine friedvollere Platte ist in diesem Jahr wohl nicht erschienen."

11) DJ Cam feat. Chris James - Swim
Obwohl DJ Cam seit 1994 bereits sechs Alben herausbrachte, wurde ich erst durch den Plattenladen meines Vertrauens auf den gebürtigen Franzosen aufmerksam. Sein siebtes Album heißt passenderweise SEVEN (VÖ: 21.10.). "SEVEN ist ein Weltraum-Album", schreibt byte.fm auf seiner Webseite. "Hinter jeder noch so fernen Weltraumexpedition steckt immer ein Mensch und so zählt auch DJ Cam auf die Unterstützung irdischer Wesen. Im Stück 'Love' singt die Britin Nicolette, die bereits für Massive Attack sang, an anderer Stelle der Stateless-Sänger Chris James. Dessen Bootsy-Collins-Soul-Stimme schimmert in 'Ghost' zu Beats, die vom Londoner Produzenten SBTRKT geliehen sein könnten. Galaktisch dann wieder '1988' mit der Stimme der französischen Sängerin Inlove, eine Künstlerin, die auf DJ Cams eigenem Label Inflamable veröffentlicht. Vielleicht steckt aber auch Róisín Murphy dahinter, die Stimmen ähneln sich sehr."

12) Youth Lagoon - Daydream
13) Youth Lagoon - Posters
Hinter Youth Lagoon steckt der 22-jährige Trevor Powers aus einer amerikanischen Kleinstadt in der Pampa (wer es genau wissen will: Boise, Idaho). Weil es dort ja nicht wirklich was zu tun gibt, zog sich Powers in sein Zimmer zurück und fing an, Songs zu schreiben. Kommt euch diese (PR-)Story auch bekannt vor!? Nun gut. Hype hin oder her: THE YEAR OF HIBERNATION (VÖ: 19.11) ist ein großartiges Album "Die Lieder haben Hand und Fuß, spielen hin und wieder den alten Postrock-Trick der langsam anschwellenden Songstrukturen, um sich am Ende in sakraler Schönheit aufzulösen", schreibt auftouren.de. "Bestes Beispiel hierfür ist wohl das hymnische 'Montana', das aus ziemlich simplen Klaviermotiven eine unfassbar wuchtige Dynamik entwickelt und die ohnehin schon eindringlich leidende Stimme Powers' so in eine anmutige, beinahe spirituelle Aura hüllt." Das einflussreiche Pitchfork vergleicht den jungen Powers sogar mit Szenegrößen wie Modest Mouse und Galaxie 500 und zeichnet dessen Debütalbum mit einer 8.4-Wertung als 'best new music' aus.  

Nächste Sendung am 5. Dezember um 23 Uhr.

Freitag, 18. November 2011

Ganz viel Dreampop gibt's am Montag

Darunter Youth Lagoon, Tycho, New Animal, M83, Atlas Sound und  - *Trommelwirbel* - Mazzy Star sind zurück!! Einige Appetithäppchen und mehr gibt's so gut wie täglich auf www.facebook.com/gelbertango106.5 

An dieser Stelle auch schon einmal der Hinweis auf die Gelber-Tango-Jahrescharts am Montag 19. Dezember 23-24 Uhr. In dieser letzten Sendung des Jahres erwarten euch die besten 2011er Alben.

Montag, 7. November 2011

PLAYLIST VOM 7. NOVEMBER

1) Real Estate - Wonder Years
2) Real Estate - Out of Tune
"Besetzte Wall Street, Zelten vor der EZB, römische Unruhen", schreibt der Musikblog auftouren.de über DAYS, das neue Album von Real Estate. "In diesen protestgeladenen Tagen wirken die mühelos sanften Songs von Real Estate fast wie ein Ablenkungsmanöver der oberen 1%. Um die Straßen zu besänftigen, um bereits mit dem Bandnamen einen Begriff zu rehabilitieren, der zum tragenden Faktor in der amerikanischen Wirtschaftskrise wurde. Von Aufbäumen ist auf dem zweiten Album des Jersey-Trios nichts zu hören, keine Spur von Dissonanz und erst recht nicht von Dringlichkeit. Nein, Real Estate praktizieren aufs Wunderbarste die harmonische Entschleunigung, DAYS klingt, als hätten sie gänzlich mit Alltag und dem weiteren Weltgeschehen abgeschlossen." Das zweite Album der "Feelies-Erben" Real Estate ist am 14. Oktober auf Domino Records erschienen. Ein ganz wunderbares Album!!

3) MGMT - All we ever wanted was everything (Bauhaus Cover)
Bei Facebook haben MGMT fast drei Millionen Fans - welche »Indie»Band kann das schon von sich behaupten!? Nachdem ihr 2007er Debütalbum ORACULAR SPECTACULAR durch Discohits wie 'Kids' und 'Time to pretend' überraschend zum Verkaufsschlager wurde, hätten sie einen ähnlichen Weg einschlagen können wie unzählige Bands vor ihnen. Denkste. Auf ihrem Nachfolgewerk CONGRATULATIONS verabschiedete sich das Duo vom eingängigen Synthiepop und wandte sich den psychedelischen Klängen zu. Auch die von MGMT zusammengestellten LATE NIGHT TALES (VÖ: 30.09.) stehen im Zeichen dieser Psychedelik. Schließt man beim Hören dieser Compilation die Augen, könnte man denken, eine Zeitmaschine hätte einen ins San Francisco der späten 60er Jahre versetzt, Flower Power und so. Auf der CD befinden sich legendäre Bands wie The Velvet Underground, Spacemen 3, Television Personalities, Suicide oder Felt.
'All we ever wanted was everything' ist ein Cover der britischen Dark-Wave-Band Bauhaus, exklusiv eingespielt für die LATE NIGHT TALES. "Man, it was kind of hard to cover a Bauhaus song", schreibt die die Band im Booklet. "I mean, we don't really sound anything like Bauhaus! I wonder if any Bauhaus fans like MGMT." Bestimmt.

4) The Wake - Melancholy Man (MGMT Late Night Tales)
Zu den von MGMT handverlesenen Songs auf den LATE NIGHT TALES gehört auch dieser 1985er Klassiker von The Wake. Die Band wurde 1981 im schottischen Glasgow gegründet. Bekanntestes Mitglied war Bobby Gillespie, der die Band allerdings schon 1983 verließ, um kurzzeitig bei The Jesus and Mary Chain einzusteigen, bevor er mit der von ihm gegründeten Band Primal Scream den großen Durchbruch schaffte. Bis 1988 waren The Wake beim legendären Factory Records unter Vertrag. Sie gingen auf Tour mit ihren Labelkollegen New Order, mit denen sie oft verglichen wurden. Genervt von den ewigen New-Order-Vergleichen und der Gleichgültigkeit ihres Label, wechselten The Wake 1988 zum kleinen Kultlabel Sarah Records (u.a. The Field Mice).

5) The Chills - Pink Frost (MGMT Late Night Tales)
'Pink Frost' war der erste richtige Hit von The Chills - zumindest in ihrer Heimat Neuseeland. Auf Platz 17 der neuseeländischen Charts schaffte es der Song 1984. The Chills gehörten zu den Vorreitern des "Dunedin Sound", einer nach der Universitätsstadt Dunedin benannten Form des Indiepop, der in der Fachsprache als »jangly» bezeichnet wird. Die Bandformation wechselte zwischen 1980 und heute über zwanzig Mal, die einzige Konstante ist Singer/Songwriter Martin Phillipps. 

6) M83 - Steve McQueen
Über das Doppelalbum HURRY UP, WE'RE DREAMING (VÖ: 14.10.), das insgesamt sechste des in Los Angeles ansässigen Franzosen Anthony Gonzales alias M83, wurde in den letzten Wochen in sämtlichen Musikmagazinen viel geschrieben. "I always loved the idea of a double album", verriet Gonzales dem Guardian. "When you love big ambitious music projects you want to go for a double album one day, even if the music industry nowadays doesn't permit these kind of projects. This is what I like about this double album. It's a statement." Für einige ist dieses 'Statement' sogar das Dreampop-Pendant zum legendären Smashing-Pumpkins-Doppelalbum MELLON COLLIE AND THE INFINITE SADNESS. Beim nächsten Gelben Tango am 21. November wird es noch weiteren Song von diesem traumhaften Album geben.

7) The Dø - Quake, Mountain, Quake
"Ihre Lieder sind Kino, Ballett, Musical", schreibt Intro über BOTH WAYS OPEN JAWS, das neue Album der französischen Chartstürmer The (VÖ: 28.10.). "Was immer du willst und der Moment zulässt. Da schwingt der arty Hintergrund des finnisch-französischen Duos mit, das schon Musik für Film und Theater gemacht hat. Es wundert deswegen nicht so sehr, dass es neben Trompete, Cembalo und Saxofon nicht mal stört, wenn beim Hören eine Feuerwehr vorbeifährt. Die Sirene fügt sich nahtlos in das Bild ein. Und wem das Programm solch gern bemühten »Kopfkinos« zu abgefahren ist, dem sei BOTH WAYS OPEN JAWS beim Zugfahren am Fensterplatz empfohlen. Am besten mindestens dreimal um den Äquator fahren, bei nie endendem Tagesanbruch."

8) Sóley - I'll drown
Was Soléys Album angeht, ging's mir ähnlich wie der Spiegel-Online-Musikredaktion, deshalb gibt es das bereits im September auf Morr Music erschienene Debütalbum des Seabear-Mitglieds auch erst mit Verspätung hier beim Gelben Tango zu hören. Spiegel Online also: "Island, natürlich. Mehrere Wochen lag WE SINK hier nutzlos rum, obwohl doch das Cover so schön ist und Sóley Stefánsdóttir darauf so traumverloren nach unten blickt, als wolle sie sagen: Ich tauche noch ein letztes Mal durch das opalisierende, bläulich schimmernde Schreckenswasser, ganz nach unten, so lange bis ein Riss im Boden mich verschluckt. Nun ist endlich Platz für Sóley." Das reicht auch schon, den Rest der Spiegel-Online-Rezension spar ich mir, eigentlich hatte ich auch schon bei "opalisierend" genug ;) Und um es kurz zu machen: WE SINK ist ein ganz wundervolles Album, ein bisschen verschroben, aber vor allem wirklich: schön!!

9) Dillon - This Silence kills
10) Dillon - Texture of my Blood

Das Album des Monats November beim Gelben Tango: THIS SILENCE KILLS von Dillon, das am kommenden Freitag beim Berliner Label BPitch Control erscheinen wird.
Schon seit einigen Jahren heimst die gebürtige Brasilianerin Dillon (ihr voller Name lautet: Dominique Dillon de Buyington) von allen Seiten Lob ein - DJ Koze und Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow haben sich als große Anhänger geoutet und der Wahlberlinerin damit entsprechendes Vitamin B verschafft. Ihr Debütalbum ließ allerdings ziemlich lange auf sich warten. Das Warten hat sich gelohnt: THIS SILENCE KILLS bewege sich irgendwo Varieté, Lo-Fi, R'n'B und Kinderlied, schreibt Intro und bringt es zugleich auf den Punkt: "German Indie-Operette". Für Fans von CocoRosie und Joanna Newsom.

11) PeterLicht - Fluchtstück
PeterLicht ziert das Cover der aktuellen Intro. Oder auch nicht. Denn PeterLicht, sofern er denn wirklich so heißt, zeigt sein Gesicht in den Medien nicht. Demzufolge titelt die Intro auch: "Die Kunst der Leerstelle" und bezeichnet PeterLicht als "Künstler der Ambivalenzen." Das neue Album von PeterLicht, der vor zehn Jahren mit 'Sonnendeck' einen kleinen Hit landete, heißt DAS ENDE DER BESCHWERDE (VÖ: 28.10.). Sehr schöner eingängiger, intelligenter deutschsprachiger Indiepop - der oft an Blumfeld erinnert, manchmal auch an die Goldenen Zitronen.

12) Atlas Sound - Praying Man
Mit seiner Hauptband Deerhunter legte Bradford Cox 2010 eines der besten Alben des Jahres vor. Bei Pitchfork belegte HALCYON DIGEST sogar den dritten Platz in der Jahresliste. Mit seinem Nebenprojekt Atlas Sound hat Cox einen noch erstaunlicheren Output. Vor einem knappen Jahr stellte Cox seine zweieinhalbstündige BEDROOM DATABANK kostenlos ins Internet. Nun folgte sein drittes Studioalbum PARALLAX (VÖ: 04.11), mit der 27-Jährige einmal mehr unter Beweis stellt, "einer der besten Songwriter zurzeit" (Spiegel Online) zu sein. Mehr beim nächsten Gelben Tango.

13) Julian Lynch - Canopy
TERRA ist in Julian Lynchs US-Heimat bereits im Frühjahr erschienen, über Cargo Records ist das Album des Ethnomusikwissenschaftlers seit Ende September nun auch in Deutschland erhältlich. "The most impressive thing about TERRA, Julian Lynch's third album, is how much stylistic ground it covers", schreibt Pitchfork. "Taken as a whole, it's folksy post-rock, but broken down into parts, there are elements of Pharaoh Sanders' meditative jazz; blossoming, Eno-like song structures; George Harrison's Eastern flirtations; the monastic drones of mid-70s German music; and the hippyish optimism of a group like the Incredible String Band. Lynch's talent as a writer-- and as a listener before that-- is to hear how all these sounds essentially exist on the same spectrum: They're earthy, unhurried, and occupied by a hypnotic kind of beauty."

14) Sigur Rós - Hoppípolla (live)
15) Sigur Rós - Med blódnasir (live)

Über diese großartige isländische Band muss man nicht viele Worte verlieren. Heute endlich zum ersten Mal beim Gelben Tango!! Anlass dafür ist das Erscheinen von INNI, einer Doppel-Live-CD mit Konzert-DVD (VÖ: 04.11.). "Schwarzweiß, Gegenlicht, Schatten, Schleier-Effekte", beschreibt Intro den Mitschnitt. "Zwar wirkt die visuelle Inszenierung mächtig pathetisch - was aber würde besser passen zu einem Konzert der Isländer? Live erlebt man sie dabei neben den leisen Passagen überraschend krachig – manche kurzzeitig aufgeschüttete wall of sound würde hier sogar Mogwai Konkurrenz machen." 

Nächste Sendung am 21. November um 23 Uhr.

Donnerstag, 3. November 2011

Am Montag hören wir uns wieder...

Wenn ihr wissen wollt, was euch erwartet, schaut doch einfach regelmäßig auf der Facebookseite des Gelben Tango vorbei - dafür müsst ihr übrigens kein Mitglied bei Facebook sein: http://www.facebook.com/gelbertango106.5

Montag, 17. Oktober 2011

PLAYLIST VOM 17. OKTOBER

1) Neon Indian - Halogen (I could be a shadow)
Seit seinem fantastischen 2009er Debütalbum PSYCHIC CHASMS zählt der in Mexiko geborene Alan Palomo alias Neon Indian zu den angesagtesten Chillwave-Produzenten. Am 7. Oktober folgte sein Zweitwerk ERA EXTRAÑA. "Era Extraña spielt an einem anderen, dunkleren Ort, Palomo produziert eine elektronische, von fetten Bässen flankierte, von Synthesizer- und C64-Sounds dramatisierte 'Stimmungsmusik', die das Kunststück fertig bringt, im selben Moment glamourös und brüchig zu klingen", schreibt der Musikexpress. Als spiele eine Band des Jahres 2018 ein paar Hits des Jahres 1988. "Und niemand hat es bemerkt."

2) Dan Mangan - How darwinian
3) Dan Mangan - Leaves, Trees, Forest
Da hatte das Cafe Glocksee mal wieder einen richtig guten Riecher, als es vor ziemlich genau zwei Jahren Dan Mangan zum Ruby Tuesday holte. Nur mit Gitarre und seinem rauen Timbre begeisterte der Kanadier damals das Publikum - seine Band hatte er aus Kostengründen im heimischen Vancouver lassen müssen. Mittlerweile macht sich der 28-Jährige mehr und mehr einen Namen. Sein neues Album OH FORTUNE (VÖ: 30.09.) ist eine der besten Folkplatten des Jahres. "In the crowded male singer-songwriter genre, he brings something different. a quirky, witty, observational style coupled with a slow-burning, emotional intensity", schwärmt auch The Guardian.

4) Feist - A Commotion
Nagelprobe bestanden: Nach ihrem ebenso plötzlichen wie doch auch überraschenden Aufstieg zum internationalen Popstar - Ohrwürmern wie '1234' sei Dank -, wusste wohl selbst Feist nicht so genau, wohin die Reise führen wird. Für METALS (VÖ: 30.09.) ließ sich die 35-jährige Kanadierin deshalb viel Zeit, vier Jahre um genau zu sein, was der Platte im positiven Sinne anzuhören ist. Eine würdige, erwachsene Ruhe verströme METALS, vermerkt auch Intro: "Die Stücke changieren zwischen vollkommen reduziert und sacht orchestriert, und es sind mit 'Graveyard' und 'The Circle Married The Line' wieder mindestens zwei ohne Umschweife als solche zu erkennende Hits dabei. Trotzdem verwundert an METALS vor allem seine zauberhafte Intimität. Es ist ein großes, würdiges Songwriter-Album, das den kritischen Augen der Öffentlichkeit ohne Frage standhalten wird. Die sinnlich-seriöse Güte dieser Musik wird Feist auch noch größer werdende Bühnen meistern lassen."

5) Broken Social Scene - Our faces split the coast in half
Leslie Feist war früher festes Mitglied bei Broken Social Scene - sofern man bei dem Torontoer Indie-Kollektiv überhaupt von "festen Mitgliedern" sprechen kann. 1999 gegründet von Kevin Drew und Brendan Canning, ist die BSS-Besetzung ständig am Wechseln, mit einem halben Dutzend bis an die zwanzig Mitwirkende. Viele Mitglieder spielen parallel in anderen (mehr oder weniger) bekannten Bands wie Do Make Say Think, Apostle of Hustle, Stars, Metric, The Weakerthans oder Land of Talk beziehungsweise haben wie Feist oder Jason Collett "nebenbei" solo Karriere gemacht.

6) Slow Club - Two Cousins
Der Slow Club aus der Arctic-Monkey-Heimat Sheffield besteht aus Charles Watson und Rebecca Taylor. Auf ihrem neuen Album PARADISE, erschienen am 16. September bei dem Londoner Label Moshi Moshi, hat sich das Duo vom zuckersüßen Twee-Pop verabschiedet - eine Schublade, die der Slow Club ohnehin hasste. Schon gleich der großartige Opener (und Vorabsingle) 'Two Cousins' macht den Richtungswechsel deutlich: "Wie eine Liebeshochzeit zwischen Flaming-Lips-Pop und Polyphonic-Spree-Pomp", resümiert motor.de. Der Rest der Platte rausche dann (im positivsten Sinne der Bezeichnung "rauschen") an einem vorbei. "Die Indie-Pop Meditation über das Leben und den Tod lädt ein zu einer Reise ins persönliche Alles und Nichts. (...) [Man] wird während des Hörens das Gefühl nicht los, dass eine Kirchengruppe mit einer starken Folk-Vorliebe die totale Entschleunigung geübt hat. Manche stimmlichen Hickser erinnern an Kate Bush auf starken Tranquilizern; manche Backgroundchöre an die entspannte Zwillingsband von den Futureheads, 'Horses Jumping' erinnert an ein (sicher niemals stattgefundenes) Zusammentreffen von Paul Heaton und einem betrunken-melancholischen Leonard Cohen."  

7) Luke Roberts - Just do it Blues
Am 11. November wird auf Thrill Jockey Records BIG BELLS AND DIME SONGS erscheinen, das Debütalbum des New Yorker Songwriters Luke Roberts. Ursprünglich stammt Roberts aus der Country-Hochburg Nashville, und das hört man seiner Musik auch an. Eine Mischung aus Südstaatenfolk und "Sadcore", eine unter anderem von den Red House Painters geprägte Musikrichtung mit reduzierten, oftmals düster-melancholischen und um sich selbst kreisenden Melodien. Aber hört am Besten selbst:

8) Future Islands - Where I found you
Das Album des Monats Oktober beim Gelben Tango: ON THE WATER von den Future Islands, seit letztem Freitag im Handel erhältlich.
Die mittlerweile in Baltimore ansässige Band lernte sich während des Kunststudiums an der East Carolina University kennen. Aus ersten Gehversuchen mit einer anderen Band gingen 2006 die Future Islands hervor. Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums wurde das renommierte Chicagoer Indie-Label Thrill Jockey (zu deren bekanntesten Bands Tortoise, The Sea and Cake oder auch das Düsseldorfer Elektronik-Duo Mouse on Mars zählen) auf Future Islands aufmerksam. Das letztes Jahr erschienene zweite Album IN EVENING AIR, welches das Trio in einem Wohnzimmer aufgenommen hatte, wurde dadurch einem größeren Publikum zugänglich und wusste durchweg zu begeistern. "Drawing from a few different traditions while making them their own, Future Islands prove here to be a well-versed group of wild, woolly storytellers", schrieb zum Beispiel Pitchfork damals.

9) Zola Jesus - Hikkikomori
Genauso silbergrau, blechern, spiralförmig und trostlos wie ihr hochgelobtes Debütalbum klinge CONATUS, das am 30. September veröffentlichte zweite Album der 22-jährigen Nika Roza Danilova alias Zola Jesus, schreibt Spiegel Online. Und resümiert trotzdem: "Feel good record of the year!" Mit ihrer düsteren, elektonisch verspielten Musik werfe Zola Jesus Schatten, die so dunkel seien wie das russische Herz, das Danilova, deren Großeltern aus Russland nach Wisconsin emigriert waren, immer nachgesagt werde, so Intro. Zweifellos eine der faszinierendsten Platten des Jahres!!
Zola Jesus hat übrigens auch beim neuen M83-Album mitgewirkt, das heute von Pitchfork eine überragende 9.1-Wertung bekommen hat und ihr beim nächsten Gelben Tango am 7. November vorgestellt bekommt.

10) Siouxsie and the Banshees - Spellbound
Inmitten der aufblühenden Londoner Punkszene gründeten 1976 Sängerin Siouxsie Sioux und Bassist Steven Severin, die sich bei einem Konzert von Roxy Music kennengelernt hatten, Siouxsie and the Banshees (banshee = Todesfee). Schon bald mauserten die sich zu den "waghalsigsten und kompromisslosesten Abenteurern der Postpunk-Ära", wie einst The Times schrieb. Im November 1978 veröffentlichte die Band ihr Debütalbum THE SCREAM. "The band sounds like some unique hybrid of the Velvet Underground mated with much of the ingenuity of Tago Mago-era Can, if any parallel can be drawn", schwärmte der einflussreiche NME vom speziellen Sound der Band, angesiedelt irgendwo zwischen New Wave und Gothic Rock, Pop und Avantgarde. 1996 löste sich die Band auf, die zeitweise sogar The-Cure-Frontmann Robert Smith als Mitglied gezählt hatte. In den nuller Jahren machte Siouxsie Sioux auf Solopfaden weiter.
Der Song 'Spellbound' stammt vom 1981er Album JUJU, das vierte Werk der Band und gleichzeitig eines ihrer kommerziell erfolgreichsten. Der Guardian bezeichnete 'Spellbound' einst als Popwunder ("pop marvel") und Johnny Marry von The Smiths adelte das Gitarrenspiel von John McGeoch: "It's so clever. He's got this really good picky thing going on which is very un-rock'n'roll and this actual tune he's playing is really quite mysterious."

11) Björk - Thunderbolt
An Björks neuem Album BIOPHILIA (VÖ: 07.10.) scheiden sich die Geister. Denn BIOPHILIA ist nicht bloß ein Album, sondern ein hochambitioniertes Multimediaprojekt, mit dem Björk - mal wieder - komplett neue Wege beschreitet: iPhone-Apps zu jedem Song, ein Film, Workshops, 3D-Animationen, Installationen und aufwendig inszenierte Liveshows gehören zum Biophilia-Gesamtkunstwerk. Einige unterstellen der Isländerin dabei Größenwahn, zu krampfhaft sei ihr Versuch Avantgarde sein zu wollen. Selbst ihre Tina-Turnerhafte künstliche Haarpracht wird zum Teil nicht ausgelassen, um sich über die mittlerweile 45-Jährige auszulassen. Die Musik sei bei dieser völligen Selbstinszenierung fast zwangsläufig zu kurz gekommen, ist oft als Resümee zu lesen. Der Gelbe Tango muss gestehen, einzig und allein das Album gehört zu haben und findet: Wer Björk mag, wird auch BIOPHILIA mögen.

12) Modeselektor & PVT - Green Light Go
Das Berliner Elektronik-Duo Modeselektor ziert das Cover des aktuellen Intro Magazins. "Tanz - Europa - Exzess" steht dort, in Anspielung auf das legendäre 1977er Kraftwerk-Album TRANS-EUROPA-EXPRESS. Dieser Kraftwerk-Vergleich stammt von keinem Geringeren als Radiohead-Frontmann Thom Yorke, ein großer Fan und zugleich Freund von Modeselektor. "Ich liebe Modeselektor, weil sie so tief in dieser Sache drin sind, aber immer wieder darüber hinaus gehen", erklärt Yorke seinen Vergleich. "So wie Kraftwerk zu Krautrockzeiten. Eine neue Modeselektor-Platte ist ein großes Ereignis für mich!" Nicht nur für Yorke: Im dritten Modeselektor-Album MONKEYTOWN (VÖ: 30.09.) ist wirklich alles drin. Von Dubstep über Elektrorock bis hin zu Radiohead-Musik - ja genau, denn auf zwei Songs wirkt Yorke selbst mit, und das klingt dann tatsächlich so wie Radiohead. Unter den vielen weiteren Gastmusikern sind zum Beispiel Miss Platnum, Sascha Ring alias Apparat oder auch das australische Math-Rock-Trio PVT, das bei 'Green Light Go' mitgewirkt hat.
Apropos Radiohead: Das am 7. Oktober erschienene Remix-Doppelalbum von The King of Limbs ist auch sehr empfehlenswert und enthält eine Modeselektor-Überarbeitung des Songs 'Good Evening Mrs Magpie' sowie Remixe u.a. von Four Tet, Caribou, SBTRKT und Jamie XX. Eine überraschend homogene und doch eigenständige Zusammenstellung von Bassmusik und (Post-)Dubstep.

13) Mogwai - How to be a Werewolf
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Die schottischen Postrock-Ikonen Mogwai spielen am Halloween-Montag, 31. Oktober im Capitol. Von der Webseite des Capitol: "Mogwai sind wieder unterwegs, um ihr siebtes Studioalbum HARDCORE WILL NEVER DIE, BUT YOU WILL zu präsentieren, das im Februar erschienen ist. Die Konzerte der Band gelten ob ihrer Intensität längst als legendär. Das stetige Mäandern zwischen atmosphärischen Flächen und krachigen Ausbrüchen beherrscht gerade live kaum eine Band so packend wie Mogwai."

Nächste Sendung am 7. November um 23 Uhr.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da...

...er bringt uns Spaß, hei hussassa! Und gute Musik: Montag 23 bis 24 Uhr beim Gelben Tango auf Radio LeineHertz 106einhalb. Herbststimmung lässt auch der wundervolle kanadische Songwriter Dan Mangan auf seinem meisterhaften neuen Album 'Oh Fortune' aufkommen: "There are leaves in the trees, there are trees in the forest." Ihr erfahrt, wie es klingt, wenn Antony & the Johnsons vor einem Piratenpublikum auftreten würden. Euch erwarten neonfarbene Chillwave-Indianer und nach Indianern benannte Postpunk-Todesfeen. Ein Club der Langsamkeit, der über zwei verlorene Cousins singt - und ein Berliner Elektronik-Duo, das Radiohead-Frontmann Thom Yorke für die neuen Kraftwerk hält. Ein kleiner Exkurs nach Kanada in die dortige Broken Social Scene und zum Album des Monats verschlägt es uns auf futuristische Inseln. Aber vor allem ganz viel Frauenpower: Feist, Björk und Zola Jesus haben neue Platten herausgebracht - eine besser als die andere!! Und gebt Acht vor den Werwölfen: Ein Konzerttipp für Halloween.

Montag, 3. Oktober 2011

PLAYLIST VOM 3. OKTOBER

1) The Rapture - Sail away
The Rapture sind zurück. 1998 gegründet, galt die Dance-Punk-Formation zu Beginn der nuller Jahre einst als "next big thing". Nach fünf Jahren Stille erschien im September ihr neues Album 'In the Grace of our Love' bei dem renommierten Dance-Label DFA Records. "Die Intention, Post-Punk mit einem Dancefloor-Groove zu verheiraten, wurde von der Band aus New York noch nie so konsequent umgesetzt wie auf diesem Album", schrieb der Musikexpress, der 'In the Grace of our Love' zum Album des Monats kürte.

2) Weekend - Hazel
Auch auf diese Band bin ich durch einen Hörer aufmerksam geworden. Mag auch daran liegen, dass deren Debütalbum hierzulande nicht regulär erschienen ist, sondern nur als Import zu haben ist. Weekend aus San Francisco machen Garagen-Lo-Fi-Noise, vergleichbar mit den großartigen Japandroids oder auch Yuck. Auf ihrer letzten Monat erschienenen Red EP (von der der Song Hazel stammt) haben sich Weekend musikalisch noch weiterentwickelt und präsentieren sich "more agile and nuanced than some previously thought, able to make noise one part of its attack instead of the primary focus", so Pitchfork

3) Patti Smith - Free Money
Patti Smith, Jahrgang 1946, gehört zu den interessantesten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Die Rockpoetin gehörte im New York der 70er Jahre neben den Ramones und Television zu den Vorreitern der Punkbewegung. Ihr Debütalbum 'Horses' aus dem Jahr 1975 gilt noch immer als Meilenstein und verschaffte ihr den Ruf als 'Godmother of Punk'. Sehr erfolgreich war Smith auch als Künstlerin, Poetin und zuletzt auch Buchautorin. Für ihre Memoiren 'Just Kids' wurde Smith 2010 mit dem nationalen Buchpreis ausgezeichnet. Seit 2007 ist Smith in der Rock and Roll Hall of Fame. Letzten Monat wurde erstmals eine labelübergreifendes Best-of-Album von Smith veröffentlicht: 'Outside Society'.

4) Philip Boa & the Voodooclub - Pretty Bay
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Philipp Boa präsentiert zusammen mit seinem Voodooclub am Samstag 15. Oktober in der 60er-Jahre Halle der Faust seine legendären Alben Helios und Boaphenia. Von der Faust-Webseite:
"Phillip Boa and the Voodooclub. Diesen Namen könnte man jetzt satte fünf Minuten stehen und wirken lassen. Denn was hat der musikalische Tausendsassa und 'Godfather Of German Indie' mit seinem Voodooclub in 26 Jahren Bandgeschichte nicht alles gemacht? Unvergessliche Alben mit ebenso unvergesslichen Hits pflastern den Weg der Band und ihres charismatischen Frontmannes, unendliche Höhen und Tiefen haben sie durchlebt. Doch Boa hat sich - von der Presse oft schon für toter als tot erklärt - stets kometenhaft freigekämpft und ein ums andere Mal neu erfunden. 
Phillip Boa steht für eine Haltung, die, stets geprägt von einem aristokratischen Mittelfinger, für einen wahren Überzeugungstäter und musikalischen Indie-Visionär spricht. Und für einen absoluten Trend-Verweigerer, entzieht er sich doch seit Ende der 90er-Jahre stoisch den Massenmedien und ihren Formaten.  (...)
Und obwohl es bei Boa mit und ohne Voodooclub im jährlichen bis zweijährlichen Veröffentlichungs-Rhythmus weiterging, wurde es schließlich still um ihn. Waren er und seine Band doch eher der avantgardistische Indie-Gegenentwurf der mittleren Achtziger bis beginnenden Neunziger. Folgerichtig also, dass die beiden Alben 'Helios' und 'Boaphenia' nun remastered und neu herausgebracht wurden - als musikalisch visionärer Gemarkungsstein einer echten Zeitenwende, vom unterkühlten Hedonismus der Achtzigerer hin zum Grunge der Neunziger. Klingt gut. Boa wäre es vermutlich egal."
Der Song 'Pretty Bay' stammt vom 1991 erschienenen 'Helios'.

5) Peter Wolf Crier - Cut a Hand
Das Freak-Folk-Duo Peter Wolf Crier präsentiert sich auf seinem zweiten Studioalbum 'Garden of Arms' (VÖ: 09.09.) viel experimentierfreudiger als bisher. "Insbesondere Brian Moens Perkussion zaubert so einige neue Facetten in den Bandsound, die Peter Pisano freudig mit schrummeligen Gitarrenlinien konterkariert", schreibt Plattentests. "Die beiden probieren noch so sehr an ihren eigenen Idee von Folk herum, dass ihr Zweitling ein interessantes, wenn auch nicht immer schlüssiges Experimentierfeld geworden ist. Was gar nicht schlimm ist."

6) Lanterns on the Lake - Tricks
Als 'Cinematic Indie' bezeichnen Lanterns on the Lake ihre Musik selbst - und das trifft es sehr gut. Mit Hilfe eines Sammelsuriums an Instrumenten - darunter Gitarren, Geige, Mandoline, Klavier, Synthesizer, Glockenspiel und Kalimba - zeichnet das Sextett aus Nordostengland wunderbare Klangbilder. Eine Mischung aus Sigur Rós, Mazzy Star und Seabear. Der wundervolle Auftritt in der St. Pauli Kirche war eines der Highlights beim diesjährigen Reeperbahn Festival.

7) Future Islands - Give us the Wind
8) Future Islands - Close to none
Das Album des Monats Oktober, ganz exklusiv beim Gelben Tango: On the Water von Future Islands, das am 14. Oktober erscheinen wird.
Nach ihrem furios-euphorischen Thrill-Jockey-Debüt 'In Evening Air' klingt die Band aus Baltimore auf ihrem neuesten Werk weitaus melancholischer - und doch wieder sehr hymnenhaft und erhaben. In dem Song ' The Great Fire' stimmt der charismatische Frontmann Samuel Herring an zu einem Duett mit Jenn Wasner von Wye Oak. Der Promotext verspricht jedenfalls nicht zuviel: "On the Water is a record that aims to both break your heart and heal your wounds."

9) Apparat - The soft Voices die
"Goodbye Apparat-Rave - Hello Apparat-Band!" schrieb Sascha Ring im April auf der Facebook-Seite seines Projekts Apparat. Über seine Entwicklung "weg aus der Technoecke" spricht Ring dieser Tage sehr oft. "Ich finde es einfach wahnsinnig uninteressant, einfach noch mal die gleiche Platte zu machen", erklärte Ring just im Deutschlandfunk. "Wer braucht denn das? Und warum gibt es Leute da draußen, die genau das von dir wollen? Dafür bin ich nicht Musiker geworden. Da kann ich gleich in ein Büro gehen und den gleichen Job over and over again machen."
Neuestes Ergebnis dieser steten Weiterentwicklung ist 'The Devil's Walk' (VÖ: 23.09.), das sich auf eine gesellschaftskritische Schrift des britischen Romantikers Percy Bysshe Shelley, Gatte der Frankenstein-Erfinderin Mary Shelley, bezieht. "Der von der Popkritik gerne überstrapazierte Begriff Wall of Sound macht in Bezug auf dieses Album tatsächlich Sinn, die vielen Flächen und Klänge sind jedoch so kunstvoll übereinander geschichtet, dass Atmosphäre und kein Brei entsteht", schreibt Intro. "Ambientpop könnte man fast dazu sagen."

10) Baby Dee - Safe inside the Day (live)
Ein wahrer Spießroutenlauf muss für Baby Dee, 1953 als Junge geboren, die Kindheit im tristen Cleveland gewesen sein. Im jungen Erwachsenenalter machte sie ihre Transsexualität öffentlich und trat im Vergnügungspark von Coney Islands als musizierendes Zwitterwesen auf. In den 90ern lernte sie den ebenfalls transidentischen Antony Hegarty kennen und spielte 1998 auf dessen Debütalbum Harfe. 2001 folgte ihr Solodebüt, nach ihrem zweiten Album kehrte sie in ihre Heimatstadt Cleveland zurück. Als ein Arbeitsunfall sie finanziell an den Ruin brachte und arbeitslos werden ließ, ermutigte kein Geringerer als Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy sie dazu, ihre musikalische Karriere fortzusetzen. 'Safe Inside the Day' erschien 2008 bei dem renommierten Indie-Label Drag City, bei dem neben Oldham unter anderem auch Bill Callahan, Joanna Newsom oder die Silver Jews veröffentlicht haben. Am 30. September ist das Live-Doppelalbum 'Baby Dee goes to Amsterdam Dam Dam' erschienen.

11) Wilco - One Sunday Morning  (Song for Jane Smiley's Boyfriend)
Die Chicagoer Indie-Rock-Helden Wilco haben ihr neues Album 'The Whole Love' (VÖ 23.09.) auf ihrem neugegründeten eigenen Label dBpm Records veröffentlicht. Und diese neuen Rahmenbedingungen scheinen die Band um Frontmann Jeff Tweedy zu beflügeln. Gleich der Eröffnungstrack 'Art of Almost': Unterlegt von einem stoischen Krautrockrhythmus, endet er mit einem minutenlangem mäandernden Gitarrengeschrammel. Einer der besten Songs des Jahres!! Das gleiche gilt für den epischen 12-Minuten-Abschlusstrack 'One Sunday Morning'. Und dazwischen liegt ein unglaublich facettenreiches Album. Im Interview mit dem Musikexpress verrät Tweedy, dass er seine Strategie der stilistischen Verschiebungen und Bruchstellen für ein Gebot der Ehrlichkeit halte: "Die Kritiker lesen da immer so etwas abgehoben Künstlerisches rein. Dabei ist das doch ein ganz und gar menschlicher Wesenszug: Ich jedenfalls kenne nicht sehr viele Menschen, die nur eine Sache oder nur einen Stil mögen. In der Rockmusik herrschte lange die Idee vor. dass du dein Territorium markieren musst. Wenn du also eine Band magst, solltest du nicht auch die entgegengesetzte Musik mögen. Diese Denkweise hat mir nie gefallen. Warum soll ich nicht Neil Young mögen, auch wenn ich die Sex Pistols höre? Das kam mir schon als Kind idiotisch vor."
Danke Jeff, das sollte man sich einrahmen!!

Nächste Sendung am 17. Oktober um 23 Uhr.

Donnerstag, 29. September 2011

Kein Einheitsbrei am Tag der Deutschen Einheit

Stattdessen erwarten euch kommenden Montag beim Gelben Tango so einige Schmankerl: Ganz exklusiv wird euch das fantastische neue Album der Future Islands vorgestellt, das am 14. Oktober auf Thrill Jockey Records erscheint. Außerdem neue Alben u.a. der Indie-Altmeister Wilco, des stets auf Weiterentwicklung bedachten Berliner Traumpop-Elektronikers Sascha Ring alias Apparat und der wundersamen Baby Dee. Endlich mit dabei auch die Grande Dame des Punk sowie die deutsche Indie-Ikone schlechthin (bald zu Gast in Hannover - den Konzerttipp nicht verpassen!). Ganz zu schweigen vom besten Abschlusstrack seit Langem: Montag von 23 bis 24 Uhr auf Radio Leinehertz 106einhalb.

Montag, 19. September 2011

PLAYLIST VOM 19. SEPTEMBER

1) Beirut - A Candle's Fire
"Schwelgerischer Pop in Folk-Tradition mit der tollsten Instrumentierung der Welt - noch strahlender als zuletzt", schreibt Intro über das neue Album von Beirut 'The Rip Tide', das am 26. August erschienen ist. Mehr Infos zu der Band von Zach Condon findet ihr in den Playlists vom 5. September und 16. Juni.

2) CANT - The Edge
Neben seiner Haupttätigkeit als Bassist und Produzent von Grizzly Bear machte Chris Taylor in den letzten Jahren zunehmend auch als Produzent auf sich aufmerksam: Für die letzten Alben von TV on the Radio, Twin Shadow, Miles Benjamin Anthony Robinson, Dirty Projectors oder auch The Morning Benders war der in Seattle geborene Multiinstrumentalist verantwortlich. Nun war er es ein wenig leid, ständig Kompromisse eingehen zu müssen, und gründete sein Soloprojekt CANT, um endlich einmal ohne Wenn und Aber seine eigenen Ideen umsetzen zu können. Als Unterstützung holte er einzig und allein den befreundeten Twin Shadow ins Boot. 'Dreams come true' ist am 9. September erschienen und "so prall ideenschwanger, dass man es beinahe als Compilation missverstehen könnte", meint Spex.

3) Blood Orange - Champagne Coast
4) Blood Orange - Are you sure you're really busy
Devonté Hynes ist ein Tausendsassa: Gerade volljährig, spielte er von 2004 bis 2006 in der Londoner Dancepunk-Kombo Test Icicles. Nach deren Auflösung gab sich Hynes das Pseudonym Lightspeed Champion, versuchte sich in Indie-Folk und begann nebenbei Songs für namhafte Acts wie Florence and the Machine oder The Chemical Brothers zu schreiben. Nun folgte sein Debütalbum als Blood Orange, das den Titel 'Coastal Grooves' (VÖ: 26.08.) trägt. "Monotonie bedeutet Langeweile", urteilt motor.de. "Das weiß auch Devonté Hynes und erfindet sich mal wieder neu. Als Blood Orange erinnert er an die verruchte Seite der Achtziger Jahre und bringt zwischen Glamour und Obszönität auch Chris Isaak, David Bowie und Billy Idol an einen Tisch." Etwas cheesy, trotzdem ganz große Klasse!!!

5) M83 - Midnight City
Dieses Saxofon!!! 'Midnight City' ist die erste Single vom sechsten Album der französischen Elektrodreampopper M83, das den Titel 'Hurry up, we're dreaming' (VÖ: 14.10.) tragen wird. "Overall, it's pop - and very epic", sagt Anthony Gonzales, der hinter M83 steckt, über das neue Doppelalbum. "Anyone who loved M83 before, they'll love this album even more." Und Liebhaber von M83 gibt es viele: Als Support von Stadionrockern wie The Killers und Kings of Leon oder auch von Depeche Mode haben sich M83 international eine große Fangemeinde erspielt. Die musikalischen Einflüsse von Gonzales - der M83 vor über zehn Jahren mit Nicolas Fromageau im südfranzösischen Antibes gegründet hat, seit 2005 M83 aber alleine betreibt und mittlerweile in Los Angeles ansässig ist -  liegen zu großen Teilen in den 80ern: Cocteau Twins, New Order, Talk Talk, Spacemen 3, Psychedelic Furs oder auch Tears for Fears und Vangelis. Als seine wichtigste Inspiration benennt er jedoch den französischen Elektronikpionier Jean Michel Jarre (der übrigens am 1. November in der TUI Arena auftreten wird).

6) Dear Reader - Man (Idealistic Animals)
Mit ihrem zuckersüßen Debütalbum 'Replace why with funny' verzauberten Dear Reader aus dem fernen Johannesburg vor zwei Jahren die Indie-Gemeinde. Seitdem hat sich einiges getan: Frontfrau Cheryln MacNeil zog nach Berlin, ließ Bandpartner Darryl Torr in Südafrika zurück und machte alleine weiter. Von ihrer veränderten Lebenssituation handelt auch das neue (Solo)Album. Bei den Songtiteln handelt es sich (fast) ausschließlich um Tiere: Kamele, Elefanten Wale, Affen, Bären - alles dabei. Und Männer. "Tiere, Zweifel, Pop - alles vereint. Dramatischer Indie-Pop zum Liebhaben", meint Intro.

7) Handsome Furs - Talking Hotel Arbat Blues
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Am kommenden Donnerstag spielen die Handsome Furs im Café Glocksee. Aus dem Glocksee-Newsletter:
"Das Ehepaar Dan Boeckner und Alexei Perry sind die wahren Weltreisenden des Electro-Pop, die schon in Myanmar oder der hintersten Provinz Chinas unter repressivsten Bedingungen Konzerte in Sachen künstlerischer Freiheit gegeben haben. Folglich passt ihr Equipment auch in die Satteltasche eines Kamels, ganz im Gegensatz zu Dans anderer Band, den nicht minder großartigen WOLF PARADE. Doch anders als WOLF PARADE haben sich die HANDSOME FURS dem (durchaus Gitarren enthaltenden) Electro-Pop verschrieben, der bei ihnen ähnlich wie bei FAD GADGET in die Muskeln fahrende Hymnen voller Energie ergibt."

Weitere Konzerttipps im September:
- The Great Park, Dienstag 20. September im Béi Chéz Heinz
- Locas in Love, Donnerstag 22.September im Mephisto
- Hauschka (feat. Múm-Drummer Samuli Kosminen), Freitag 30. September, Ballhof eins

8) Tarwater - Sato Sato
Die Berliner Bernd Jestram und Ronald Lippok begannen ihre musikalische Laufbahn bereits im Punk-Underground der DDR. 1995 gründeten die beiden zusammen Tarwater, und ähnlich wie ihre krautrockenden Vorbilder aus den 70ern erspielten sich Tarwater zwar international ein gutes Renommée, blieben aber in Deutschland doch eher unbekannt, so ist zumindest mein Eindruck. Hierzulande sind die beiden eher noch bekannt als Komponisten von Filmmusik. Schade eigentlich. "Nennt es weder Indietronics noch Krautrock", schreibt der Musikexpress über das neue Album 'Inside the Ships' (VÖ: 09.09.). "Lippok und Jestram positionieren sich mit konsequenten Grenzübertritten direkt neben The Notwist an der Spitze intelligenter deutscher Musik." Neben dem Deutsch-Amerikanische-Freundschaft-Song 'Sato Sato' (von DAFs 1981er Album 'Alles ist gut') befindet sich auf dem Album auch ein John-Lennon-Cover. Und beide Tarwater-Adaptionen, da lehne ich mich jetzt mal ein bisschen aus dem Fenster, sind besser als die Originale...

9) To Rococo Rot - Cars
Neben Tarwater gründete Lippok 1995 eine weitere Band: To Rococo Rot - zusammen mit seinem Bruder Robert Lippok sowie Kreidler-Aussteiger Stefan Schneider. Der Bandname ist im Übrigen ein so genanntes Palindrom: Er kann sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen werden. 'Cars' stammt vom einflussreichen 1999er Album 'The Amateur View', mit dem To Rococo Rot laut Pitchfork ein neues deutsches Subgenre von Ambient/Electronica prägten: "The artists blend analog effects with warm, electronic drones and mechanic percussion for a sound that's unmistakably digital, yet 100% human." Pitchfork taufte dieses neue Subgenre Squirm - zu deutsch: Verdrehung. Vielleicht auch in Anspielung auf To Rococo Rots verdrehten Bandnamen!?

10) Deptford Goth - No Man
Ein wenig irreführend ist der Name dieses Projekts. Daniel Woolhouse alias Deptford Goth kommt zwar aus Peckham, sein Projekt hat er jedoch nach Deptford benannt - einem anderen, benachbarten Südlondoner Stadtteil. Seine Musik ist auch nicht wirklich Goth(ic) wie der Name impliziert, trotzdem aber irgendwie dunkel und mysteriös. Und vor allem gut!! Seine erste Veröffentlichtung, die 'Youth II EP', ist für Oktober angekündigt.

11) St. Vincent - Year of the Tiger
St. Vincent ist nicht nur eine Insel in der Karibik, sondern auch das Pseudonym der gebürtigen Texanerin Annie Clark. Und die fast 29-Jährige ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Sie war Mitglied der Hippietruppe The Polyphonic Spree, unterstützte Sufjan Stevens auf Tour und steuerte zusammen mit Bon Iver einen Song zum Soundtrack des Films 'The Twilight Saga - New Moon' (dt: 'New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde') bei. Als Support von namhaften Bands wie Arcade Fire, Death Cab for Cutie oder Grizzly Bear wurde sie zudem einem größeren Publikum bekannt. Nun veröffentlichte Clark alias St. Vincent mit 'Strange Mercy' (VÖ: 09.09.) ihr drittes Soloalbum. Das einflussreiche Pitchfork überschlägt sich fast vor Begeisterung (und vergibt mit einer 9.0-Bewertung das begehrte 'Best New Music'-Prädikat) und nennt in der Rezension vielfältige Referenzen wie David Bowie, Talking Heads, Kate Bush, D'Angelo oder Peter Gabriel - was den Facettenreichtum des Albums unterstreicht. Auch der geschätzte Musikblog auftouren.de ist begeistert: "In Zeiten halbgarer Songskizzen, selbstzufriedener Schwammigkeit und gemütlicher Nostalgie ist es gerade dieser Reichtum an klinisch klar umrissenen Facetten und Spannungsfeldern, der St. Vincents drittes Werk zu so einem beunruhigendem Meisterstück macht. Emotional und innerlich zerrissen, doppelbödig und intelligent. 'Strange Mercy' mag dabei von Nervosität durchzogen sein, aber es ist immer eine erhabene Nervosität." 

12) Kurt Vile - Blackberry Song
Bis 2008 war Kurt Vile Mitglied beim aktuellen Album-des-Monats-Titelträger The War on Drugs (siehe auch unten). Vile kam kurz darauf bei Matador Records unter und veröffentlichte dort 2009 'Childish Prodigy', auf dem der Blackberry Song zu finden ist. Nachdem im März das großartige 'Smoke Ringe for my Halo' erschien, folgt nun im November eine EP namens 'So outta Reach'. Einen Song davon kann man sich bei Pitchfork kostenlos herunterladen.

13) The War on Drugs - Baby Missiles
14) The War on Drugs - It's your destiny
'Slave Ambient' (VÖ: 26.08.) ist das Album des Monats beim Gelben Tango.
"Der Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut, das Tempo nicht zu hoch, Tankstellen, Wälder, kleine Städtchen und Leuchtreklamen ziehen an dir vorüber, du fährst immer dem grauen Band hinterher, der Weg ist das Ziel. Wahrhaftig versetzen The War On Drugs dich auf die Straße, und zwar ganz entschieden irgendwo in den USA, egal ob du schon mal da warst oder nicht. Da ist Bruce Springsteen. Da ist Bob Dylan. Tom Petty... Das ist dieser Sound, bei dem man unterwegs ist, egal wo man ihn hört, dieser Sound, den man nicht nur mit den Ohren wahrnehmen, sondern auch fühlen und riechen kann und der verdammt nochmal nach Freiheit schmeckt. Wer will schon ankommen? Mit diesem einfach immer weiter: Das muss das wahre Leben sein!"
...steht geschrieben auf der Webseite des Reeperbahn-Festivals, auf dem The War on Drugs am kommenden Freitag einen von nur drei Gigs in Deutschland spielen werden.

Nächste Sendung am 3. Oktober um 23 Uhr

Donnerstag, 15. September 2011

Ganz viel spannende neue Musik...

...wird dieser Tage veröffentlicht - und hier in Hannover erwarten uns im September noch so einige tolle Konzerte. Einen kleinen Überblick darüber bekommt ihr kommenden Montag beim Gelben Tango. Das wird ein bunter Mix aus Blutorangen in Moskauer Hotelzimmern, tierischen Songs über die menschliche Seele, chinesischen Kalendern auf karibischen Inseln und ja, auch schicksalshaften Drogenkriegen in Philadelphia, eigentlich ja die "City of Brotherly Love". Und um die Geheimnistuerei nicht zu übertreiben und auch mal etwas konkreter zu werden: Ein fantastisches Cover eines dreißig Jahre alten DAF-Songs ist auch dabei...

Montag, 5. September 2011

PLAYLIST VOM 5. SEPTEMBER

1) Beach Fossils - What a Pleasure
Merkt euch diese Band!!! Leider sind die Veröffentlichungen der Beach Fossils in Deutschland bislang etwas untergegangen, aber in der »Indie»Metropole New York ist die Band um Sänger/Gitarrist Dustin Payseur der letzte Schrei. Bei dem Song 'Out in the Way', ebenfalls zu finden auf der tollen 'What a Pleasure EP' (VÖ: 22.07.), ist übrigens Jack Tatum von Wild Nothing mit am Werk.

2) Pavement - Range Life
3) Stephen Malkmus & the Jicks - Stick figures in love
"Out on tour with the Smashing Pumpkins / Nature kids they don't have no function / I don't understand what they mean / and I could really give a fuck", singt Pavement-Frontmann Stephen Malkmus in 'Range Life'. Was die sensiblen Smashing Pumpkins als grobe Provokation empfanden und prompt Veto einlegten gegen einen Pavement-Auftritt beim Lollapalooza-Festival 1994, auf dem die Smashing Pumpkins Headliner waren. Auch die kalifornischen Hardrocker der Stone Temple Pilots bekamen in 'Range Life' ihr Fett weg: "The Stone Temple Pilots / they're elegant bachelors / they're foxy to me, are they foxy to you." Auch wenn Malkmus beteuert(e), diese Zeilen nicht beleidigend gemeint zu haben: Subtil ironische Texte sind seit jeher sein Markenzeichen. Und ein Grund dafür, dass Pavement (die letztes Jahr auf großer 'Reunion Tour' waren) zu einer der wichtigsten Indierockbands der 90er Jahre wurden. Bei Konzerten ersetzte Malkmus in 'Range Life' übrigens die Smashing Pumpkins und Stone Temple Pilots ab und zu durch andere Bands wie die Spice Girls oder Counting Crows. Der Song stammt vom 1994er Album 'Crooked Rain, Crooked Rain'. Die Single von jenem Album lief übrigens einst als Video beim MTV-Blödelduo Beavis & Butt-Head. Deren Urteil: "Buttwipe music" (die Übersetzung spar ich mir ;)
Das letzte Pavement-Album erschien 1999, seitdem hat Malkmus zusammen mit The Jicks fünf weitere Platten aufgenommen, zuletzt das von Beck produzierte 'Mirror Traffic' (VÖ: 19.08.), das laut Rolling Stone mit jedem Stück die Richtung wechselt: "Von psychedelischem Blues zu den späten Beatles, von Pavement zum in einem Slacker-Diss versteckten Classic Rock, von den Zombies zu Bob Dylan. Anstrengend ist das nie. (...) Stephen Malkmus & The Jicks lieben ihre musikalische Vergangenheit, sie wollen sie aber immer wieder neu erfinden."

4) Beirut - Santa Fe
5) Beirut - The Rip Tide
Zu Beirut, der Band von Mastermind Zach Condon, müsse man eigentlich nichts mehr sagen, schreibt Intro. Längst gehöre der von der Presse einst als Wunderkind gefeierte Musiker zu den Indie-Lieblingen, der alle vereine - so wie auch Belle & Sebastian im Indie-Pop oder Michael Jackson und die Beatles im Mainstream-Pop. Demzufolge gäbe es auf 'The Rip Tide' (VÖ: 26.08.) auch nur wenig Überraschungen: "Beirut machen das, was sie am besten können: schwelgerischen Pop in Folk-Tradition mit der tollsten Instrumentierung der Welt. (...) Ein bisschen moderner und aufwendiger im Sound ist das Album, ein bisschen mehr Pop als zuletzt - gleichzeitig aber auch intimer. Außerdem ist es, obwohl im Winter aufgenommen, sehr sonnig geworden und strahlt eine Wärme aus, der unmöglich zu entkommen ist." Weitere Infos zu Beirut findet ihr in der Playlist vom 16. Juni.

6) Future Islands - Balance
Der Song 'Balance' stammt vom neuen Album der Gelber-Tango-Lieblinge Future Islands, das den Titel 'On the Water' tragen und am 14. Oktober 2011 bei Thrill Jockey erscheinen wird. Selbstverständlich im Oktober zu hören beim Gelben Tango. Und von dem Song gibt's auch schon ein offizielles Video:



7) Other Lives - Tamer Animals
"Eingängig, ohne anbiedernd zu sein, verspielt, aber nie überladen und solide, ohne langweilig zu sein", steht in der aktuellen September-Ausgabe von Unclesally*s Magazine über 'Tamer Animals', das neueste Werk der Other Lives aus Oklahoma (VÖ: 26.08.). Diese Mischung aus "Winnetou-Soundtrack und Fleet Foxes" sei manchmal mehr, als man zu hoffen gewagt habe.

8) Peter Broderick - Not at home
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Am Mittwoch 15. September tritt Peter Broderick bei Feinkost Lampe auf. Aus dem poetisch angehauchten Feinkost-Newsletter:
"Wenn er nicht gerade als Inspirationsquelle für Nils Frahm in einem Flügel liegt oder mit der dänischen Band Efterklang durch die Weltgeschichte tourt, dann komponiert Peter Broderick Klangkostbarkeiten auf Klavier, Gitarre, Geige und vielen anderen akustischen Instrumentalkörpern. Minimalistische Arrangements, in denen sich zwischen den einzelnen Noten ganze Welten öffnen. Und seit Kurzem schreibt er auch Lieder, was ein Glück ist für die Bewohner des Liedlandes. Denn selten füllten so feinsinnige, berührende Melodiegeschichten den Himmel von Liedland. Jeder Song ein Moment berührten Innehaltens. Jedes Stück eine aquarellene Landschaft, die man nicht mehr verlassen mag."

9) Grizzly Bear - Shift (Alternate Version)
Die Grizzlybären aus dem New Yorker Szenestadtteil Brooklyn sind eine einflussreichsten und wichtigsten Indie-Bands der letzten Jahre. Die drei bisherigen Studioalben gelten allesamt als Meisterwerke. Bassist Chris Taylor hat sich darüberhinaus einen Ruf als Produzent gemacht. So war er verantwortlich für Alben von TV on the Radio, Twin Shadow, Miles Benjamin Anthony Robinson oder auch den Dirty Projectors. Am kommenden Freitag erscheint zudem das Debütalbum seines Soloprojekts CANT - zu hören beim nächsten Gelben Tango. Der Song 'Shift' stammt vom 2006er Grizzly-Bear-Debütalbum 'Horn of Plenty', die gespielte Version ist hingegen auf der 'Friend EP' zu finden und fand nun Verwendung im Soundtrack zu dem wunderbaren Kinofilm 'Blue Valentine', ein Beziehungsdrama mit Ryan Gosling und Michelle Williams, das seit 4. August in den deutschen Kinos läuft.

10) Apparat - Black Water
Das neue Album 'The Devil's Walk' von Apparat erscheint erst am 23. September, die aktuelle Intro macht einem aber schon den Mund wässrig: "The Devil's Walk setzt die Segel, um die Küste des heimischen Electrofrickellands weit hinter sich zu lassen und Kurs auf Befreiung zu nehmen: von Beats, Dance-Diktat, Computerfixiertheit und all dem Kram. Für dieses Abenteuer hat (Sascha) Ring mit Mute ein neues Label gefunden, und er hat eine neue vierköpfige Band gegründet, in der er, zumindest auf der Bühne, einfach nur mehr Sänger und Gitarrist sein muss. Seine Thom-Yorke'schen Heulerfrequenzen setzt er, der erst vor ein paar Jährchen zum ersten Mal vor ein Mikrofon genötigt wurde, auf fast allen Stücken ein, als einzige Gastsängerin lädt er Soap & Skin für ein Stück zum großen Gänsehautgipfel. Da schaudert's einen fast noch schöner als beim leisen Romantiker-Rezitieren."

11)The War on Drugs - Brothers
12) The War on Drugs - Your Love is calling my name
Das Album des Monats September beim Gelben Tango: 'Slave Ambient' (VÖ: 26.08.) von The War on Drugs!!!
Hier nochmal das byte.fm-Zitat aus der Sendung zum Nachlesen:
"The War On Drugs haben die Gabe, Country mit Elektronik, Blues und Stadionrock zu mischen, all das auf eine so unprätentiöse Weise, dass 'Slave Ambient' beim ersten Hören fast wie ein langer Song klingt. Aber wie ein langer guter Song. Dabei wird ganz unangestrengt mit dem Begriff Americana gespielt, das es fast schon frech erscheint, wie dieser in die Gegenwart transportiert wird. Das erinnert an mancher Stelle mehr an Tom Petty, dann glaubt man Bruce Springsteen zu hören, aber auch Bob Dylan und My Bloody Valentine schauen kurz vorbei. (Adam) Granduciels Stimme zieht den Hörer dabei so in seinen Bann, dass man am Ende des Albums einfach nur 'Repeat' drücken kann."
Die komplette Rezension findet ihr hier.
Weitere Songs vom Album des Monats hört ihr in der nächsten Sendung am 19. September.

13) Balam Acab - Expect
'Wander/Wonder' (VÖ: 26.08.) von Balam Acab ist die neueste Veröffentlichung auf Tri Angle Records - von dem ihr in den letzten Wochen schon andere Künstler wie How to dress well, Clams Casino und Holy Other hören konntet. Hinter Balam Acab steckt der 20-jährige New Yorker Soundtüftler Alex Koone, dessen Musik in rätselhafte Schubladen wie Witch House, Swrewgaze oder Post-Dubstep gesteckt wird, jedoch eigentlich in keine Schublade passt. "Es geht um die Idee der Schönheit im Unperfekten, getaucht in eine Atmosphäre des Unwirklichen", schreibt auftouren.de. "Seit letztem Jahr nennt man das bekanntermaßen Witch House, wobei 'Wander/Wonder' mehr in den dunklen Untiefen zu zerfließen scheint, nicht so monumental und intensiv wie Salem daherkommt oder so humpelnd und r’n’b-mäßig wie (...) How To Dress Well."

Nächste Sendung am 19. September um 23 Uhr.

Donnerstag, 1. September 2011

Das Sommerloch ist überstanden...

...und zur Zeit erscheinen wieder unglaublich viele aufregende Platten. Kommenden Montag beim Gelben Tango bekommt ihr einen Überblick/Vorgeschmack über/auf die schönsten Veröffentlichungen der letzten/nächsten Zeit - u.a. dabei sein werden die Balkanromantiker Beirut, das Kammerfolkquintett Other Lives und das Berliner Frickelgenie Apparat. Ganz zu schweigen vom großartigen neuen Album des Monats - eine berauschende Mischung aus Country, Elektronik, Blues und ja, Stadionrock. Abgerundet wird der Gelbe Tango »Indie» Nacht wie immer von einem Konzerttipp sowie ausgewählten »Indie»Klassikern. Darunter ein Song, der die großen Smashing Pumpkins einst zur Weißglut brachte. Los geht's Montag nach dem Heimspiel LeineHertz. Einschalten lohnt sich.

Montag, 15. August 2011

PLAYLIST VOM 15. AUGUST

1) The Antlers - French Exit
Den Auftakt zu dieser kleinen New-York-Spezialsendung machen The Antlers aus dem Szenestadtteil Brooklyn. Auch wenn die Band von Peter Silberman eher die Gegenthese zum Brooklynschen Hipstertum ist. "Es ist, als schiebe man sich mit der Band durch das beklemmende Gefühl der Einsamkeit inmitten einer Metropole", schreibt Plattentests über das aktuelle Album 'Burst apart', das am 24. Juni erschienen ist.  

2) Beach Fossils - Adversity
3) Beach Fossils - Golden Age
Ein treuer Hörer dieser Sendung war kürzlich in New York und berichtete, dass die Beach Fossils dort zur Zeit ein ganz heißer Feger seien. Seit Ende Juli sind die beiden bisherigen Veröffentlichungen der Beach Fossils über Cargo Records nun auch in Deutschland zu haben: Das unbetitelte Debütalbum, das in den USA bereits vor einem Jahr veröffentlicht wurde, sowie die 'What a Pleasure EP' aus dem Frühjahr 2011. Fazit: Der Hype ist berechtigt, toller 60s-Surfpop irgendwo zwischen Crystal Stilts und The Drums, um an dieser Stelle zwei weitere Brooklyner Bands als Referenz zu nennen. Danke Axel.

4) Twin Shadow - I can't wait
"Immer wieder Brooklyn: In Sachen koketter Pop- und großzügig sprudelnder Rockmusik ist der New Yorker Bezirk ein gottverdammtes Nest famoser Künstler", konstatierte Plattentests Ende letzten Jahres. "Neu im erlesenen Zirkel sind Twin Shadow, die mit ihrem 80s-infizierten Besserwisser-Electro sogar schon Produzenten-Grizzly Chris Taylor mit ins Boot holen konnten. Das Debüt-Album 'Forget' bietet zeit- und zügellosen Synthie-Pop, der weitsichtiger und raffinierter kaum sein könnte. Eine Tatsache, die zweifelsfrei die Vermutung stützt, dass irgendwo in Brooklyn ein obdachloser Hobby-Miraculix für ein paar Zigaretten und eine Handvoll Cents Nachwuchskünstler in einen Kessel mit Zaubertrank hüpfen lässt. Newcomer mit Hang zum Hokuspokus, völlig kitschfrei, aber mit einer schönen Retro-Patina. (...) Dieses Debütalbum ist mehr als nur die nächste schillernde Seifenblase, die einem als 'Big thing' angepriesen wird: Hier regieren Abstraktionswut, Tapferkeit, bewusst inszenierte und unbewusst zur Schau gestellte Coolness. Die große Qualität der Platte ist gerade ihre wehmütige Unentschlossenheit, das wilde Oszillieren zwischen Kopf-, Bauch- und Beinmusik. Oder - um es anders auszudrücken: Wem die kontroversen Hurts zu affektiert und aufgedunsen sind, der könnte hier seinen wohlverdienten 80er-Segen finden. It's such a wonderful life."
Kein Zweifel: 'Forget' war eine der überragenden Platten des Jahres 2010. Die jüngste Veröffentlichtung von Twin Shadow ist übrigens ein Remix des Songs 'Heart in your Heartbreak' seiner New Yorker Kollegen The Pains of being pure at Heart, mit denen er zusammen auf Tour war.

5) Austra - Alone, together
6) Owen Pallett - Hard to explain 
"Im Indierock begannen die Nuller am 30. Juli 2001. An diesem Tag ließen die Strokes ihr erstes Album Is This It auf die Welt los", rekapitulierte der Musikexpress kürzlich anlässlich des neuesten Strokes-Albums. "Is This It war die Synthese aus 30 Jahren New Yorker Garagenbands - von The Velvet Underground über Suicide bis hin zu Television." The Strokes wurden damals zu den neuen Heilbringern des Gitarrenrock und darüberhinaus mit ihrem Retro-Kleidungsstil zum soziokulturellen Phänomen. Zehn Jahre ist das her, anlässlich des Jubiläums wurde nun das Is This It-Tributalbum 'Stroked' veröffentlicht, das man sich bei Stereogum kostenlos herunterladen kann. Zwei sehr tolle Coverversionen stammen von Austra sowie Owen Pallett. Weder Austra noch Pallett stammen im Übrigen aus New York, sondern aus der nicht minder bunten kanadischen »Indie»Szene. Das Debütalbum von Austra ('Feel it break', VÖ: 16.05.) ist übrigens sehr zu empfehlen - sowie alle Veröffentlichungen von Owen Palett/Final Fantasy, der ja bereits einige Male beim Gelben Tango zu hören war.

7) DM Stith - Braid of voices (brass version)
Über sein 2009 veröffentlichtes Debütalbum 'Heavy Ghost' sagte DM Stith einst, es sei wie das wahre Leben: Manchmal herausfordernd, manchmal verwirrend, aber letztendlich doch lohnenswert. "Alles ist und bleibt mysteriös auf Heavy ghost", schrieb auch Plattentests. "Nicht nur die Instrumentierung, sondern auch die Texte", wobei der New Yorker Multiinstrumentalist noch jenseitiger klinge als Thom Yorke. Und mit seinem Sirenengesang irgendwo zwischen Antony Hegarty, Tom Petty und Thom Yorke ist Stith nun auch auf dem aktuellen Album des Monats zu hören...

8) Son Lux - Rising
9) Son Lux - Let go
...und dieses Album des Monats August beim Gelben Tango heißt 'We are rising' und ist vergangenen Freitag erschienen.
Ein Album mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise an das Songwriting, welches verschiedene Elemente von neuartiger Elektronik und klassichem Pop miteinander vermische, schreibt byte.fm auf seiner Webseite. Dies mache Son Lux einzigartig, wenn nicht sogar zu einem Exoten oder einem Kleinkind in einem Wald der musikalischen Vielfältigkeit. "Grenzenlos und faszinierend, wie es sonst nur ein Peter Gabriel vermochte, allerdings mit einfacheren Mitteln. An der Produktion dieses erhabenen Werkes beteiligt waren unter anderem auch DM Stith, Peter Silberman (The Antlers), Shara Worden (My Brightest Diamond) und Midlake. Diese stechen aber niemals hervor, sondern halten sich gewollt im Hintergrund, um das Atmen von 'We Are Rising' nicht zu blockieren."

10) Other Lives - Dark Horse
Eines der heimlichen Highlights auf dem Haldern Pop Festival am vergangenen Wochenende war das Kammerfolk-Quintett Other Lives aus Oklahoma. Ein bisschen Fleet-Foxes-Hippietum, noch ein bisschen mehr Lost in the Trees (eine großartige Band, die auch längst überfällig ist für einen Auftritt beim Gelben Tango). Dass Other-Lives-Drahtzieher Jesse Tabish zu High-School-Zeiten einst Sänger der populären Emopopper The All-America Rejects war, ist eigentlich kaum zu glauben. Zu den größten Fans von Other Lives zählen übrigens prominente Namen wie Radiohead-Mastermind Thom Yorke und Flaming-Lips-Chef Wayne Coyne. Sowie die Macher so einiger TV-Serien wie Grey's Anatomy, in denen Other Lives bereits zu hören waren. Das neue Album 'Tamer Animals' erscheint am 26. August.

11) The War on Drugs - Taking the Farm
"The War on Drugs make excellent road-trip music", schrieb Pitchfork über das vor drei Jahren erschienene Debütalbum, das die Psych-Rock-Band aus Philadelphia einst auch im Café Glocksee vorstellte. "As its title implies, the Philly quintet's debut, 'Wagonwheel Blues', is Americana reimagined as blacktop and yellow lines, rubber tires, and overpriced gasoline. The album urges you along the interstate, but never burdens you with the stigma of roots music or reached-for authenticity." Kurz: Eine wundervolle Mischung aus Dylan, Springsteen und den Waterboys - gefiltert "through the noise of early Yo La Tengo and Sonic Youth". Das neue Album 'Slave ambient' erscheint Ende August und könnt ihr in der nächsten Sendung am 5. September hören.

12) How to dress well - Suicide Dream 2 (orchestral version)
"Tom Krell war mal Brooklyn-Hipster und ist jetzt Philosophie-Student in Köln. Vor allen Dingen ist Tom Krell aber How To Dress Well", war auf der Webseite von byte.fm zu Beginn des Jahres zu lesen. "Was die Musik ausmacht, ist der matschige, diffushallige R'n'B-Sound (...) wie vom feuchten Grund eines Brunnen. Zum R'n'B gehört es heute, möglichst "glossy", möglichst glatt zu klingen. In Krells Brunnen reflektiert nichts ungebrochen, der Sound stößt sich an den vielen Samples, an der Übersteuerung und wird dumpf und steigt geheimnisvoll empor." Der 'Suicide Dream 2' stammt von der jüngst auf Tri Angle Records erschienenen 'Just Once EP' (VÖ: 12.07.).

13) EF - Ett
Sorry schonmal für den nun folgenden etwas reißerischen Satz, mir ist einfach kein besserer Aufhänger eingefallen: Als EF im April letzten Jahres in Hannover auftraten, war das Publikum im gut gefüllten Cafe Glocksee hellauf begeistert, einzig "Unser Star für Oslo" Lena Meyer-Landrut schien gelangweilt von den Jungs aus Göteborg. Vielleicht lag's am Abi- oder ESC-Stress - es sei ihr jedenfalls verziehen. "Live immer wieder ein Erlebnis, zwar in ständig wechselnder Besetzung, aber stets nicht nur für die eine oder andere Überraschung, sondern auch für wahre Übersongs gut", schreibt Plattentests in der Rezension des aktuellen, 2010 erschienenen Albums 'Mourning golden morning'. Der Song Ett stammt vom 2006er Album 'Give me beauty or give me death'.
Beim Bootboohook spielen EF am Freitag 19. August um 21:00 Uhr auf der Green Stage, besser bekannt als 60er-Jahre-Halle. Große Vorfreude!

14) Tomte - Eine sonnige Nacht
"Niemand weiß genau, was kommen wird, wenn der große Uhlo zum Solo-Schlag ausholt", ist auf der Bootboohook-Webseite zu lesen. "Es gibt  keine Snippets, aktuellen Fotos oder Statusmeldungen und gerade Mal ein einziges verwackeltes Konzertvideo im Netz. Es heißt, er hat eine Band (nicht Tomte!), von Bläsern und Klavieren (Mehrzahl!) ist die Rede. Das Tuscheln schwillt an zum vielstimmigen Mutmaßungs-Chor. Und Thees selber? An der Bühnenkante mit riesigen Engelsflügeln wie Sufjan Stevens? Oder im Glitzeroverall kopfstehend auf einem der Klaviere wie der junge Elton John? Einzige Sicherheit: Er wird die Bühne und die umliegenden Grünflächen (am Ende wohl ganz Hannover) mit seiner ausufernden Seele füllen. Ein paar neue Zeilen hat er sich selbst schon vorausgeschickt: »Wenn es eine Lektion gibt, habe ich sie gelernt: Das Leben ist wie Feuer, es brennt und es wärmt, das Leben ist hart, aber das nehme ich in Kauf; zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinaufWillkommen zurück auf der Bühne, Herr Uhlmann!" Schöner hätte man es nicht schreiben können... Thees Uhlmann betritt Sonntag um 17:45 Uhr als vorletzter Act die BBH-Hauptbühne. Wir sehen uns!

Nächste Sendung am 5. September 23 Uhr