Sonntag, 29. Mai 2011

Stars und Sternchen an Himmelfahrt

Mit dabei in der Sendung am kommenden Donnerstag sind »Indie»Künstler von Rang und Namen wie Death Cab for Cutie, Stereolab, The Sea and Cake, The Feelies und Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder. Wie immer ganz viel Neues und wie immer eine bunte Mischung: Von Folk-Pop mit Kopf und Herz über das hip-hoppige Album des Monats bis hin zu rückwärtsgaloppierender Electronica und zurück. Einen Ukulelen-Song gibt's auch.

Zu hören Donnerstag 2. Juni von 23 bis 24 Uhr beim Gelben Tango auf Radio LeineHertz.

Donnerstag, 19. Mai 2011

PLAYLIST VOM 19. MAI

1ntro) Coldplay - Talk
2) Kraftwerk - Computer Liebe
Dass 'Talk', einer der größten Hits der britischen Stadionrocker Coldplay, die Melodie aus Kraftwerks 'Computer Liebe' enthält, ist in den Medien irgendwie immer ein wenig untergegangen. Auch US-Rapstar Jay-Z bediente sich für seinen schon etwas älteren Hit 'Sunshine' bei Kraftwerk, und zwar beim Song 'Mensch-Maschine'. Soll zeigen: Keine andere deutsche Band kann von sich behaupten so einflussreich zu sein wie die Düsseldorfer.
Als sich Kraftwerk 1970 gründeten, bildeten sie mit ihrer "industrialisierten Volksmusik" (so die Eigenbezeichnung) einen krassen Gegenentwurf zur zeitgenössischen deutschen Schlagermusik. Während die kühl wirkende technische Musik mit den beinahe emotionslos vorgetragenen Textfragmenten im Ausland als "typisch deutsch" galt und Kraftwerk dort bald Kultstatus bescherte, war das Ganze vielen Deutschen womöglich zu deutsch. Hierzulande seien Kraftwerk "eher belächelt" worden, erinnert sich Ralf Hütter, der als einziger aus der Originalbesetzung verblieben ist. "Wir mussten sogar Tourneen absagen, weil keiner zu den Konzerten kam. Mit unserem Album 'Autobahn' sind wir nach Frankreich, in die USA, nach England. Dort wurde es damals besser verstanden." Bis heute scheint sich daran nicht wirklich etwas geändert zu haben: Eine Kollegin fragte mich kürzlich, als gerade Kraftwerk lief, ob das ein "Kompositionsprogramm" sei...
Durch ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Musik zählen Kraftwerk zu den wichtigsten Bands der Musikgeschichte, ihr Erbe ist gewaltig: David Bowie, Daft Punk, Depeche Mode, Radiohead, Nine Inch Nails, Dr. Dre, Rammstein, ja sogar die Sex Pistols - in allen Bereichen der Pop- und Rockmusik haben Kraftwerk ihre Spuren hinterlassen. Die Entstehung neuer Musikrichtungen wie Techno oder auch Hip Hop wurde durch Kraftwerk maßgeblich beeinflusst. Nicht nur Kraftwerks Musik war visionär, sondern auch die Texte. "Automat und Telespiel / leiten heut' die Zukunft ein / Computer für den Kleinbetrieb / Computer für das Eigenheim", sangen Kraftwerk auf dem Album Computerwelt - vor dreißig Jahren wohlgemerkt!!!

3) 31Knots - Candles on open water
4) Tu Fawning - Hand grenade
Joe Haege ist zur Zeit ein vielbeschäftigter Mann: Letztes Jahr war der 31Knots-Gitarrist Dauertourgast bei Menomena, Anfang 2011 brachte er das Debütalbum seines Nebenprojekts Tu Fawning heraus ('Hearts on hold', VÖ: 14.01.). Seine Hauptband 31Knots, die bereits seit Mitte der 90er Jahre besteht, lag derart lange auf Eis, dass bereits über eine Auflösung des Trios aus Portland gemunkelt worden war. Doch nach drei Jahren Abstinenz erschien Anfang Mai nun ein neues 31Knots-Album. Welches - bedingt durch den Tu-Fawning-Tourstress - innerhalb weniger Tage im Kasten sein musste. Das Ergebnis auf "Trump Harm" (VÖ 06.05.) ist wie gewohnt schwer zu kategorisieren. "Weshalb ihre musikalischen Zwischenwelten (...) derart verrückt, klar und überaus gehaltvoll klingen," fragt sich Plattentests, "bleibt auch auf 'Trump Harm' ein echtes Rätsel."
Mit Tu Fawning wird Haege übrigens am Samstag 23. Juli zu Gast im Cafe Glocksee sein, der Gelbe Tango wird euch aber rechtzeitig noch einmal daran erinnern.

5) Modest Mouse - Gravity rides everything
Der Song erschien im Jahr 2000 auf "The Moon & Antarctica", die erste Modest-Mouse-Veröffentlichung auf Epic Records. Der Wechsel zum 'Major Label' (Epic gehört zu Sony Music Entertainment, eine der vier großen Plattenfirmen) war Modest Mouse keinen Deut anzuhören. Verschrobener Indie-Rock vom Feinsten, Pitchfork vergab mit 9.8 gar beinahe die Höchstpunktzahl - eine so hohe Bewertung gibt's bei den kritischen Pitchforkern äußerst selten. Mit über 500.000 verkauften Einheiten in den Vereinigten Staaten bekamen Modest Mouse für "The Moon & Antarctica" eine Goldene Schallplatte. Mit dem Nachfolgealbum "Good news for people who love bad news" wurde die Band um Frontmann Isaac Brock gar mit Platin ausgezeichnet: Mehr als 1.500.000 Exemplare wurden davon in den USA verkauft.
Die 1993 gegründete Band aus dem Nordwesten der USA benannte sich übrigens nach einer Textzeile aus "Das Mal an der Wand" der britischen Schrifstellerin Virginia Woolf.

6) The Dope - OK Babe
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: The Dope spielen am Freitag 27. Mai im Cafe Glocksee.
Bevor jemand Böses denkt: The Dope, wohinter zwei junge Männer mit den so urbayerischen Namen Rudi Maier und Franz Neugebauer stecken, benannten sich nach dem mecklenburgischen Naturschutzgebiet Döpe - so jedenfalls die offizielle Version. "Into the Woods" heißt das Debütalbum der züchtigen Naturburschen, ist Ende 2010 erschienen und wurde gemastert von Tobias Siebert (der - so ganz nebenbei - mit seiner großartigen Band Klez.E auch längst überfällig ist für einen Auftritt beim Gelben Tango). 
The Dope, deren krachiger Indie-Rock an Modest Mouse oder auch Sebadoh erinnert, spielten dieses Jahr bereits als Support von The Pains of being pure at Heart und März-Album-des-Monats-Titelträger Yuck. Und nächste Woche in der Glocksee - hingehen!!

7) Glacier (of Maine) - Third Place
Tocotronic-Gitarrist Rick McPhail wurde unsterblich gemacht, als ihm die Hamburger Kollegen von Tomte vor über zehn Jahren ein Lied widmeten. "Du bist kein Mensch, du bist heilig (...) Ich rauche, solange Rick McPhail raucht", sang der ehemalige Tocotronic-Roadie Thees Uhlmann in 'The Rick McPhail Song'.
Während das erste Album von McPhails Nebenprojekt Glacier - das neuerdings dessen US-Heimatstaat Maine als (eingeklammerten) Zusatz im Bandnamen trägt - noch beim Berliner Label Staatsakt erschien, nutzt der Exil-Amerikaner für "Above and beside me" neue Vertriebs- und Vermarktungswege. Da wäre zum einen der Eigenvertrieb ohne Label. Zum anderen die Möglichkeit des kostenlosen Downloads im Internet. Und für die selten gewordene Spezies der CD- und Plattenkäufer gibt's spezielle Kaufanreize. So bekommt man beim Kauf der CD eine LP-Hülle dazu, versehen mit dem Hinweis: "Achtung! CD Version ist auch im Plattencover! Ich weiß, es ist nervig aber welche welcher ist kann man fühlen. Grüße, Rick."
Ach, auch die Musik sollte an dieser Stelle natürlich nicht zu kurz kommen. Der Musikexpress schreibt: "Gleich im ersten Song schlendert die Band hinter einem hypnotischen Rhythmus her, als hätte Neil Young die alten Kumpels von Crazy Horse mal wieder auf die Spuren des Mörders Cortez geschickt. Später wimmern und wummern die Gitarren schön psychedelisch, Pink Floyd schauen vorbei, Radiohead trinken noch einen Tee. Die Stimmung ist melancholisch, das Tempo ist moderat und McPhail singt unspektakulär, aber effektiv. Manchmal lässt er die Gitarre auch aufjaulen, oder er setzt sich mit ihr ans Lagerfeuer. Nahezu systematisch erforscht er die Faszination der Rockmusik, ohne sich auch nur einen Moment in deren allzu ausgelutschte Klischees zu flüchten. Das muss man auch erstmal hinkriegen."

8) Thurston Moore - Circulation
1981 gründete Thurston Moore in New York mit seiner späteren (und immer noch) Ehefrau Kim Gordon die heute legendäre Noise-Rock-Band Sonic Youth, die übrigens maßgeblichen Anteil daran hatte, den auch von dieser Sendung genutzten »Indie»Begriff zu prägen. Mit "Demolished Thoughts" bringt der mittlerweile 52-Jährige am morgigen Freitag (20.05.) sein nunmehr viertes Soloalbum heraus. Produziert wurde das von Beck (Hansen), der mit seinem einstigen Riesenhit "Loser" dem einen oder anderen noch aus guten alten MTV-Zeiten bekannt sein dürfte. Bei dem Song "Circulation", einer der schnelleren Stücke des Albums, spielt Beck übrigens selbst mit.

9) 13 & God - Armored Scarves
10) 13 & God - Oldage
Das Zweitwerk des transatlantischen Projekts 13 & God ist das Album des Monats Mai beim Gelben Tango.
13 & God ist eine Kollaboration der bayerischen Indietronic-Pioniere The Notwist mit der kalifornischen Band Themselves vom Avantgarde-Hip-Hop-Label Anticon. Die beiden Bands lernten sich 2004 auf einer US-Tour kennen, erste Früchte der Zusammenarbeit wurden im Frühjahr 2005 veröffentlicht. Seitdem gingen satte sechs Jahre ins Land, in der Zwischenzeit veröffentlichten The Notwist ein neues Studioalbum, einen Filmsoundtrack und widmeten sich ihren so zahlreichen Nebenprojekten wie Lali Puna, Console oder zuletzt dem Tied & Tickled Trio. Trotz dieser Geschäftigkeit schafften es die Weilheimer, sich ein weiteres Mal mit - Achtung: Wortwitz - Themselves zusammenzusetzen. Das neue 13 & God-Album, das am 6. Mai erschienen ist, heißt "Own your ghost" und wird als Album des Monats in der nächsten Sendung ein weiteres Mal zu hören sein.

11) Wild Beasts - End come too soon
12) Wild Beasts - Loop the loop
Mit "Two Dancers" waren die Wild Beasts letztes Jahr nominiert für den Mercury Prize, mit dem alljährlich das beste britische Album ausgezeichnet wird. Mit ihrem Drittwerk "Smother" (VÖ: 06.05.) setzen die Wild Beasts sogar noch einen drauf, findet der Autor dieser Zeilen. In Berichten über die Wild Beasts ist oft von Talk Talk oder Antony Hegarty zu lesen, doch die Band aus einem kleinen Örtchen im Nordwesten Englands vereehrt eher The Smiths und noch mehr Kate Bush. "Tatsächlich könnte man einem Tauben ihr neues Album 'Smother' als tollkühne Kreuzung aus dem poetischen Gestus der Smiths, dem perkussiven Kosmos der Kate Bush und der Stimme von Antony & The Johnsons beschreiben", schreibt der Musikexpress und folgert: "Ein gewagter Cocktail, der nicht jedem schmeckt." Als Nebenwirkung dieses Cocktails kann Gänsehaut auftreten, warnt der Gelbe Tango. Auch der SPIEGEL ist voll des Lobes: Die Wild Beasts haben "ganz leise, ganz behutsam, ganz unauffällig das ekstatischste Pop-Album dieses frühen Sommers herausgebracht."

13) Bill Callahan - Honeymoon Child (Daytrotter Session)
Die Ende April entstandene Daytrotter Session von Bill Callahan kann man sich hier kostenlos herunterladen - und außerdem Aufnahmen von vielen anderen angesagten Bands und Interpreten wie The National, Foals oder Vampire Weekend. Bei den Daytrotter Sessions handelt es sich um kurze Gigs von Künstlern, die gerade auf der Durchreise sind durch Rock Island, wo sich das Daytrotter-Studio befindet. Und ja, der Ort (der zwei bis drei Autostunden westlich von Chicago liegt) heißt wirklich Rock Island - was für ein passender Name für Rock'n'Roll, wa!? :-D
Bill Callahans neuestes Album, das ganz hervorragende "Apocalypse" (VÖ: 08.04.), war vor vier Wochen beim Gelben Tango zu hören. Der Song "Honeymoon Child" stammt aus dem 2007 erschienenen "Woke on a Whaleheart".

Nächste Sendung am 2. Juni um 23 Uhr.

Sonntag, 15. Mai 2011

Am Donnerstag erfahrt ihr...

...woher die Stadionrocker Coldplay ihre tollen Melodien haben (z.B. aus Düsseldorf - und nein, mit dem gestrigen ESC hat das nichts zu tun ;) und es wird der Frage nachgegangen, ob 31 Knoten irgendwie 13 & Gott ergeben. Zweifellos erwartet euch ein göttliches neues Album des Monats und ein von zwei Bayern aufgeputschter Konzerttipp. Außerdem dreht sich die Sendung um bescheidene wilde Bestien, wilde bescheidene Mäuse, nordamerikanische Exil-Gletscher und mecklenburgische Naturschutzgebiete. 

Zu hören kommenden Donnerstag (19. Mai) von 23 bis 24 Uhr beim Gelben Tango auf Radio LeineHertz.

Donnerstag, 5. Mai 2011

PLAYLIST VOM 5. MAI

1) Ja, Panik - Modern Life is War
2) Ja, Panik - Suicide 
"Ein besseres, beängstigenderes, ja, bedeutsameres deutschsprachiges Album wird es dieses Jahr kaum noch geben", schreibt der DER SPIEGEL über das vierte Album von Ja, Panik und vergibt mit 10 Punkten die Höchstwertung. Plattentests stimmt zu: "Kaum vorstellbar, dass da in nächster Zeit ein spannungsreicheres Stück Popmusik in deutscher Sprache kommen wird." Obwohl [Klugscheißmodus an]: Deutschsprachig ist das Album streng genommen nicht wirklich. Es stammt vielmehr von einer deutschsprachigen Band, die aus Österreich kommt, in Berlin lebt und sich in einem Germanaustriaenglishkauderwelsch artikuliert. Wie auch immer [Klugscheißmodus aus], DMD KIU LIDT (VÖ 15.04.) ist das Album des Monats April beim Gelben Tango.

3) Spacemen 3 - Walkin' with Jesus
Kultstatus erlangten die Spacemen 3 - gegründet 1982 in der englischen Kleinstadt Rugby - mit ihrem minimalistischen psychedelischen Spacerock. Namhafte »Indie»Bands wie Primal Scream, Mogwai, The Flaming Lips, Yo La Tengo oder auch Hot Chip benennen die Band um Frontmann Jason Pierce alias J. Spaceman als wichtigen Einfluss. Berühmt-berüchtigt waren die Spacemen 3 auch durch ihren exzessiven Drogenkonsum, der sicherlich seinen Teil zur Trennung beitrug. Aus den Spacemen 3 ging Anfang der 90er Jahre die von Pierce ins Leben gerufene und noch heute existierende Nachfolgeband Spiritualized hervor. "Walkin' with Jesus", die erste Spacemen-3-Single, ist auf dem 1986 veröffentlichten Album "Sound of Confusion" zu finden.

4) Moon Duo - Run around
Das Moon Duo besteht aus der Keyboarderin Sanae Yamada sowie dem Gitarristen Ripley Johnson, der mit seiner Hauptband Wooden Shjips bereits seit einigen Jahren psychedelischen Spacerock macht. Das aus San Francisco stammende Moon Duo besticht durch seine psychedelische Monotonie - eine Monotonie, die nicht langweilig ist, sondern an die repetitive Minimalistik der Düsseldorfer Krautrocker Neu! anknüpft und elegant die Brücke schlägt zum Spacerock der Spacemen 3. Ihr ganz großartiges Debütalbum "Mazes" ist seit 1. April im Handel.

5) Crystal Stilts - Flying into the Sun
Crystal Antlers, Crystal Castles, Crystal Fighters, Crystal Method... Bands mit "Crystal" vorneweg scheinen momentan wie Pilze aus dem Boden zu sprießen - Verwechslungsgefahr garantiert. Nun also die Crystal Stilts. Ähnlich wie das Moon Duo sind auch die Crystal Stilts eine Band, die sich ganz bewusst auf große Bands der Vergangenheit bezieht, ohne dabei wie Abklatsch zu wirken. Das zweite Album "In Love with Oblivion" des Brooklyner Quintetts ist am 15. April erschienen.

6) Vivian Girls - Vanishing of Time
Intro bezeichnet die Musik der Vivian Girls als "nachdenklichen Gitarren-Reverb-Zauber-Pop für die Sommerwiese". Oder wie wär's mit Lo-Fi-Gitarrenschrammel-Noisepop oder so ähnlich!? "Wir sind definitiv keine Lo-Fi-Band", betonten die Vivian Girls letzten Sommer in einem Interview mit Dorfdisco. "Wir haben alle unsere Songs in richtigen Studios aufgenommen und viel Arbeit reingesteckt. Wir haben halt unsere eigene Vorstellung davon, wie wir klingen wollen, was unser Sound ist. Das mag für manche Menschen nach Lo-Fi klingen, ist aber unsere Art mit Musik umzugehen." Das dritte Album des All-Girl-Trios aus Brooklyn trägt den Titel "Share the Joy" und ist am 15. März veröffentlich worden.

7) Fleet Foxes - Sim Sala Bim
Über die Fleet Foxes ist zur Zeit viel zu lesen. Mit ihrem Debütalbum verzauberten die "Singenden Bärte" aus der ehemaligen Grunge-Hochburg Seattle vor drei Jahren die Indie-Szene und Feuilletons. Auch auf dem zweiten Album weiß der Hippie-Retrosound noch zu überzeugen. "Helplessness Blues" (VÖ 29.04.) klingt wie eine Mischung aus den Beach Boys und der Folk-Rock-Supergroup Crosby, Stills, Nash & Young. Bleibt noch die Frage, wie das Album zu seinem Titel kam: "One of the prevailing themes of the album is the struggle between who you are and who you want to be or who you want to end up being and how sometimes you are the only thing getting in the way of that", erklärt Sänger Robin Pecknold, der fast zwanzig Jahre nach Woodstock auf die Welt kam, obwohl er durch seinen Vollbart gar nicht ganz so jung aussieht.

8) Lou Reed - Satellite of Love
Bekannt wurde Lou Reed als Frontmann von Velvet Underground, eine der einflussreichsten Bands der Rockgeschichte. Nach seinem Ausstieg bei Velvet Underground machte Reed ab 1971 solo Karriere. Mit seinem zweiten Album "Transformer", produziert von David Bowie und Mick Ronson, schaffte Reed ein Jahr später den großen Durchbruch. Neben "Satellite of Love" befindet sich der Welthit "Walk on the wild side" auf dem Album. Auch thematisch sorgte Reed mit Transformer für Schlagzeilen: Die Texte handeln von New Yorks Unterwelt - von Drogensucht, Prostitution und Transsexualität. Passend dazu zieren das Artwork der Platte eine Drag Queen und ein - aus heutiger Sicht klischeehafter - Homosexueller mit Ledermütze und einer sich unter der hautengen Jeans abzeichnenden Riesenerektion.

9) Ja, Panik - Run from the ones that say I love you
Nochmal das Gelber-Tango-April-Album-des-Monats: DMD KIU LIDT - das spricht sich übrigens Di-Em-Di-Quiu-Lit und steht für Die Manifestation des Kapitalismus in unseren Leben ist die Traurigkeit. "Für den Kapitalismus spricht, dass manche seiner Opfer ihre Traurigkeit in Kunst verwandeln", kommentiert Spex den Titel des Albums augenzwinkernd im Hinblick auf die Genialität Ja, Paniks.

10) Hans Unstern - Paris
Ja, Panik gründeten letztes Jahr "Nein, Gelassenheit" als Sublabel ihres Labels Staatsakt. Im April 2010 erschien auf Nein, Gelassenheit das großartige Debütalbum "Kratz dich raus" des Berliner Liedermachers Hans Unstern. Vielleicht das beste deutschsprachige Album 2010, ein "vertontes Roadmovie" wie Spex schrieb. Anspieltipp: Endlos Endlos, das mit seinem dissonanten Harfengezirpe an Joanna Newsom erinnert.

11) James Pants - Strange Girl
Ob der Künstlername James Pants ein Wortspiel sein soll (»James' Pants) oder eine tiefere Bedeutung hat, konnte ich leider nicht herausfinden. Sondern nur, dass James Pants eigentlich James Singleton heißt. Seine vielseitigen musikalischen Einflüsse reichen von Elektro über New-Wave-Synthie-Pop, Funk und Soul bis hin zu Postpunk und Shoegaze. Das selbstbetitelte Album, das mit seinem roten Jewelcase im Plattenladen nicht zu übersehen ist, erschien letzten Freitag (29.04.).

12) TV on the Radio - Killer Crane
"Sunshine I saw you through the hanging vine / All memory of what was mine fading away / And as night heals the ground / And the moonlight steals the sound / I could leave suddenly unafraid", lautet es in der tieftraurigen Ballade "Killer Crane" wie ein Vorbote auf den Tod von Bassist Gerard Smith, der am 20. April im Alter von nur 36 Jahren einem Lungenkrebsleiden erlag. "Nine Types of Light", das fünfte TVOTR-Album, war wenige Tage zuvor erschienen. "And after all / We're free to fall / Once all the pain goes / And how we stood / And what was good / Could last so long." Gerard Smith - R.I.P.

13) Banjo or Freakout - Idiot Rain
Mit Remixen und Coverversionen von Bloc Party, Burial und Wild Beasts machte Banjo or Freakout erstmals auf sich aufmerksam. Im März erschien nun das wunderbare Debütalbum des Ein-Mann-Projekts, hinter dem der in London lebende Italiener Alessio Natalizia steckt, der so ziemlich alle Instrumente selbst eingespielt hat. Produziert wurde das Album von Nicolas Vernhes, der bereits mit bekannten Indie-Bands wie Animal Collective und den Dirty Projectors zusammengearbeitet hat.

14) Explosions in the Sky - Let me back in
Nach vier Jahren Abstinenz haben Explosions in the Sky am 22. April mit "Take care, take care, take care" ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht. Und das ist - man kennt es auch nicht anders von den texanischen Postrockern, die sich selbst übrigens nicht als Postrock-Band bezeichnen - Postrock vom Feinsten. Man könnte behaupten die Musik sei vorhersehbar und womöglich gar ein alter Hut, gibt Pitchfork zu Bedenken und beschreibt EITS als letzte wahre Vertreter des "turn-of-the-century post-rock". Aber: "The simple fact is that Explosions in the Sky are very good at this particular thing." Auch Plattentests bescheinigt dem Album eine Tiefe, welche vielen Postrock-Platten der letzten Jahre und Monate fehlte. Es lasse schwarze Löcher entstehen, die den Hörer verschlucken - "falls er sich der schieren Schönheit und Impulsivität empfänglich zeigt."

Hintergrundtrack:
Das Notwist-Nebenprojekt Tied & Tickled Trio and Billy Hart mit dem Song Calaca (aus dem Album "La Place Demon", erschienen im 1. April bei Morr Music) 

Nächste Sendung am 19. Mai um 23 Uhr.

Sonntag, 1. Mai 2011

Philosophisch wird's Donnerstag...

...beim Gelben Tango: Raum und Zeit. Sonne, Mond, (Un)Sterne. Satelliten. Ein bisschen Sim Sala Bim. Idiotischer Regen und impulsive Explosionen. Walkin' with Jesus oder Run from the ones that say I love you? Ja, Panik oder Nein, Gelassenheit?! Berlin, Brooklyn oder Paris? Und was haben James' Hosen, seltsame Mädels und Freakouts damit zu tun? Häh, fragt ihr euch?! Auflösung gibt's am Donnerstag (5.5.) ab 23 Uhr auf Radio LeineHertz 106einhalb und hier auf dieser Seite. Philosophisch wird's auch nicht wirklich - aber gute Musik, die kann ich euch versprechen...