Dienstag, 16. Juli 2013

PLAYLIST VOM 15. JULI

1) When Saints go Machine feat. Killer Mike - Love and Respect
"Auf dem ersten Album haben wir versucht, mit Maschinen Natur zu simulieren", erklärt WSGM-Sänger Nikolaj Manuel Vonsild. "Mit INFINITY POOL wollten wir dagegen die Absurdität erfassen, dass die Menschheit versucht, die Natur zu konstruieren." Dabei bleiben die Kopenhagener völlig unbeeindruckt von dem möglichen Erwartungsdruck, den das 2011er Album KONKYLIE mit einem zweiten Platz in den dänischen Charts erzeugt haben könnte.

2) Thundercat - Heartbreaks + Setbacks
3) Thundercat - Tenfold
Eine so spannende und facettenreiche musikalische Sozialisation wie Stephen Bruner alias Thundercat haben nur wenige. Er wuchs in einer Musikerfamilie auf, sein Vater spielte Schlagzeug für Diana Ross und die Temptations, Platten von Herbie Hancock, Stevie Wonder und Michael Jackson prägten seine Kindheit. Als Teenie war Bruner in einer Boyband, später schloss er sich zusammen mit seinem Bruder Ron der kalifornischen Hardcore-Combo Suicidal Tendencies an. Als Session- und Tourbassist unterstützte er die Red Hot Chili Peppers, Erykah Badu, Snoop Dogg sowie Flying Lotus. Durch den landete Thundercat bei BRAINFEEDER und gehört mit seinem Space-Jazz mittlerweile zu den Aushängeschildern des Labels aus Los Angeles. "I think he deserves the universe. A man with limitless ideas", twitterte Mentor und Co-Produzent ‪ ‎Flying Lotus‬ kürzlich. Das neue ‪Thundercat‬-Meisterwerk heißt APOCALYPSE und ist am 21. Juni bei Brainfeeder erschienen.

4) John Roberts - Shoes
Aus Cleveland stammt der Deep-House-Produzent John Roberts. ‪Cleveland‬!? "America has only three cities: New York, San Francisco, and New Orleans. Everywhere else is Cleveland", lästerte einst der US-Dramatiker Tennessee Williams. Kein Wunder, dass es Roberts bereits in jungen Jahren in die House-Metropole Chicago, später nach New York zog. Seit einiger Zeit ist Roberts in ‪Berlin‬ ansässig, sein neues Album FENCES (VÖ: 24.5.) wieder bei dem Hamburger Label DIAL RECORDS erschienen.

5) Sankt Otten feat. Ulrich Schnauss - Im Himmel angekommen
MESSIAS MASCHINE heißt das neue Album des Osnabrücker Duos Sankt Otten - eine Verneigung vor ‪Kraftwerk‬, wie auch schon letztes Jahr SEQUENCER LIEBE. Mit den krautig-elektronischen Instrumentalkompositionen beschwört Mastermind Stephan Otten die Geister der Berliner Schule und versammelt auf dem nunmehr zehnten Album (VÖ: 28.6./‪Denovali‬) Szenegrößen wie Harald Grosskopf, Ulrich Schnauss oder Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit.

6) TG Mauss - Ghosts
Tja , letztes Wochenende hätte eigentlich das ‪BootBooHook‬ stattgefunden. Eine traurige Geschichte. Unvergessen bleiben die ausgezeichneten Krautrock-/Elektronik-Bookings, die in den vergangenen Jahren ‪Hannover‬ beehrten. Acts wie ‪‎Faust‬, Dieter Moebius, Kreidler oder letztes Jahr Camera, Tarwater, To Rococo Rot und Sølyst sind sonst eher auf Avantgarde-Festivals zu sehen. Danke dafür BootBooHook, das war wirklich einzigartig!! Apropos Sølyst: Der aus Düsseldorf stammende Sølyst-Keyboarder Torsten Mauss veröffentlichte mit seinem Soloprojekt TG Mauss jüngst sein viertes Album DEAR STRANGER (VÖ: 5.7./Karaoke Kalk).  

7) John Maus - Hey Moon
8) Part Time - Staring at a gun
9) Part Time - I won't be your little secret
Das Album des Monats Juli beim Gelben Tango: PDA von Part Time, letzten Freitag bei Mexican Summer erschienen. "Ein verschleierter Nostalgietrip auf dem Pop-Highway, mit Zwischenstopps im 70er Jahre Softrock, 80er New Wave sowie den glitzernden Sounds von Factory Records und Sarah Records", so der Musikblog BrooklynVegan. Auch John Maus und ‪ ‎Ariel Pink‬ sind schon vorbeigerast.

10) Minks - Everything's fine
Am 9. August erscheint bei dem geschmackssicheren New Yorker Label Captured Tracks das zweite Album der Minks. "There's always a place for a skillful young band that draws from its record collection and sings about the problems between boys and girls", schrieb Pitchfork vor zweieinhalb Jahren über den labeltypischen Retro-Indiepop der Bostoner.

11) Deafheaven - Irresistible
12) Explosions in the Sky - First breath after coma
13) Deafheaven - Please remember
Ohne neue Schubalden und Genrebezeichnungen würde Musikjournalismus nur halb so viel Spaß machen. Eigens für Deafheaven wurde der Begriff "Blackgaze" kreiert, die Verschmelzung von Black Metal und Shoegaze. Auf ihrem neuen Album SUNBATHER (VÖ: 19.7./Deathwish) spinnt die Band aus San Francisco "ein kaleidoskopisches Netz, aus sägenden ‪Shoegaze‬-Gitarrenwänden, Hochgeschwindigkeitsschlagzeug, abrupten Tempowechseln und Passagen voller Melodieglückseligkeit", begründet Auftouren.de seine 87%-Bewertung. "Eine Musik, in deren schierer Wucht und Präsenz man sich auch emotional verlieren kann." Die Melancholie, Getragenheit und Epik erinnern dabei an den Postrock von Godspeed You! Black Emperor oder Explosions in the Sky.
  
Nächste Sendung am Montag 5. August um 23 Uhr

Montag, 1. Juli 2013

PLAYLIST VOM 1. JULI

1) These New Puritans - This Guy's in Love with you
"hello. the new album is a bit different to the last one", meldeten sich kürzlich These New Puritans auf ihrer Homepage zurück. Das neue Album heißt FIELD OF REEDS (VÖ: 14.6./PIAS) und klingt tatsächlich ungewohnt. Die dunkle Avantgardemusik der drei Briten erinnert ans Talk Talksche Spätwerk und die verschrobenen Kunstpopexperimente einer Julia Holter.

2) Microphones - I want wind to blow
3) Microphones - The Glow Pt. 2
Wissenswertes zu dieser Band:
- Die 1996 gegründete Band stammt aus der Riot-Grrrl-Hochburg Olympia (Washington), bekanntlich auch Namenspate des neuen Austra-Albums.
- The Antlers benannten sich nach einem gleichnamigen Microphones-Song.
- Das letzte Microphones-Album ist bereits 2003 erschienen und heißt wie das aktuelle Projekt von Mastermind Phil Elverum: Mount Eerie.
- Das siebte Studioalbum THE GLOW PT. 2 wurde 2001 von Pitchfork als Album des Jahres ausgezeichnet - vor Radiohead, The White Stripes und The Strokes.
- THE GLOW PT. 2 wird nächste Woche auf Elverums eigenem Label neu auf Vinyl veröffentlicht.
- Fühlt sich noch wer an Neutral Milk Hotel erinnert?!
 
4) Mood Rings - Charles Mansion
Die Mood Rings aus Atlanta spielten bereits als Support von prominenten Indie-Bands wie den Raveonettes, Washed Out, Best Coast und Atlas Sound. Vergleiche mit frühen 4AD-Acts und dem ikonischen Pop von Sarah Records (u.a. The Field Mice) sind allenthalben zu lesen. Doch ähnlich wie bei den Shoegaze- und Labelkollegen No Joy oder auch bei Echo Lake mangelt es dem hippen Quintett ein wenig an Innovationsfreude. Der Großteil des Albums plätschert angenehm dreampoppig vor sich hin, erst auf dem tollen Abschlusstrack 'Charles Mansion' brechen die Mood Rings dieses Retroschema auf. Und 'The Line' hat veritablen Hitcharakter. Das Debütalbum VPI HARMONY erscheint kommenden Freitag bei Mexican Summer.


5) Sigur Rós - Stormur
Wurde die Musik von Sigur Rós in der Vergangenheit allzu oft als Walgesang verspottet, so sterbe das Tier nun einen qualvollen Tod, umschreibt Drowned in Sound die schwermütigen Noise-Experimente auf KVEIKUR (VÖ: 14.6./XL Recordings). Trotz ihres zum Teil sperrigen Sounds waren die Isländer nie so prominent wie jetzt: Beim Hurricane Festival kürzlich gehörten Jonsi & Co. zu den Headlinern, während die Simpsons-Macher Sigur Rós und Björk jüngst mit Gastauftritten in einer Island-Folge adelten.

6) Cocorosie - Harmless Monster
Ähnlich mystisch wie Sigur Rós ist die Musik des Schwesternduos Cocorosie. Mit ihrem neuen Album TALES OF A GRASS WIDOW (VÖ: 24.5./City Slang) haben sich die Prinzessinnen des Weird-Folk ein kleines Musikparadies erschaffen, so der Musikexpress. "Inklusive Elfenbeintürmen und einem riesigen Spielplatz mit vielen komischen Instrumenten. Wer will schon erwachsen werden in einer Peter-Pan-Welt, in der Lieder so wunderbar bizarr, schief und krumm klingen und dann auch noch erfolgreich sind?" 

7) Emika - Mouth to Mouth
Einen Beitrag zur Kunstwerdung, der Hochkulturwerdung von Techno leistet laut Musikexpress die britische Wahlberlinerin Emika mit ihrem neuen Album DVA (VÖ: 7.6./Ninja Tune). "DVA aber ist auch Pop. Der Track wird zum Song, ohne sich in exemplarischen Einzelfällen von der verzweifelten Stimmung, der abstrakten, komplexen elektronischen Einflüsse seiner Wurzeln zu verabschieden." 

8) Gold Panda - We Work Nights
Der Londoner Produzent Gold Panda lieferte mit seinem gefeierten Debütalbum LUCKY SHINER eines der elektronischen Highlights des Jahres 2010. Nach seinem DJ-Kicks-Beitrag vor gut anderthalb Jahren setzt der (ja, ebenfalls!) Wahlberliner seine Entwicklung mit HALF OF WHERE YOU LIVE (VÖ: 14.6./Ghostly International) konsequent fort. "The winsome, direct melodies that marked LUCKY SHINER's high points are largely absent here, which may cause some to consider the album a slight disappointment", schreibt Pitchfork. "That's understandable, but ultimately the success of HALF OF WHERE YOU LIVE lies not in Gold Panda repeating old tricks, but in how he's expanded his repertoire to include new sounds, and his aesthetic proves sturdy enough to accomodate them."
Gold Panda scheint dies ganz genauso zu sehen: "Wer diesen Gold Panda will, der kann sich LUCKY SHINER noch einmal anhören", erklärte er ein wenig trotzig im Interview mit Intro.  

9) Dean Blunt - Brutal
10) Dean Blunt - The Redeemer
Sowohl im aktuellen Musikexpress als auch in der vorletzten Spex schaffte es das obskure Solodebüt des Londoner Künstlers Dean Blunt zum Album der Ausgabe. Durchaus bemerkenswert für eine Veröffentlichung von dem kalifornischen Weirdo-Elektro-Label Hippos In Tanks. THE REDEEMER ist bereits am 3. Mai erschienen.

11) Part Time - I belong to you
12) Part Time - Seashells
Wie fließend die Grenze zwischen Kunst und Kitsch sein kann, stellte Schlagerbarde Dagobert letzten Montag beim Festival Theaterformen unter Beweis. Auch die Synthiepopper Part Time aus San Francisco kokettieren offenkundig mit Kitsch - wie auch der Titel ihres neuen Albums PDA verrät. Das Kürzel steht für 'Public Display of Affection', also ein öffentliches Zur-Schau-Stellen von Gefühlen. PDA, das am 12. Juli bei Mexican Summer erscheinen wird, erweckt Erinnerungen an 80er-New-Wave-Größen wie Ric Ocasek und The Cars. Das Album des Monats Juli beim Gelben Tango.

13) Jagwar Ma - Backwards Berlin 
Das australische Duo Jagwar Ma ist eine der Hype-Bands des Jahres. Das Debütalbum HOWLIN (VÖ: 14.6./PIAS) verbindet laut Musikexpress "die baggy Ravebeats aus Manchester, die großen Refrains der Kinks und der Beatles und die säurebeträufelte Versponnenheit der frühen Pink Floyd."

Nächste Sendung am Montag 15. Juli um 23 Uhr