Montag, 19. September 2011

PLAYLIST VOM 19. SEPTEMBER

1) Beirut - A Candle's Fire
"Schwelgerischer Pop in Folk-Tradition mit der tollsten Instrumentierung der Welt - noch strahlender als zuletzt", schreibt Intro über das neue Album von Beirut 'The Rip Tide', das am 26. August erschienen ist. Mehr Infos zu der Band von Zach Condon findet ihr in den Playlists vom 5. September und 16. Juni.

2) CANT - The Edge
Neben seiner Haupttätigkeit als Bassist und Produzent von Grizzly Bear machte Chris Taylor in den letzten Jahren zunehmend auch als Produzent auf sich aufmerksam: Für die letzten Alben von TV on the Radio, Twin Shadow, Miles Benjamin Anthony Robinson, Dirty Projectors oder auch The Morning Benders war der in Seattle geborene Multiinstrumentalist verantwortlich. Nun war er es ein wenig leid, ständig Kompromisse eingehen zu müssen, und gründete sein Soloprojekt CANT, um endlich einmal ohne Wenn und Aber seine eigenen Ideen umsetzen zu können. Als Unterstützung holte er einzig und allein den befreundeten Twin Shadow ins Boot. 'Dreams come true' ist am 9. September erschienen und "so prall ideenschwanger, dass man es beinahe als Compilation missverstehen könnte", meint Spex.

3) Blood Orange - Champagne Coast
4) Blood Orange - Are you sure you're really busy
Devonté Hynes ist ein Tausendsassa: Gerade volljährig, spielte er von 2004 bis 2006 in der Londoner Dancepunk-Kombo Test Icicles. Nach deren Auflösung gab sich Hynes das Pseudonym Lightspeed Champion, versuchte sich in Indie-Folk und begann nebenbei Songs für namhafte Acts wie Florence and the Machine oder The Chemical Brothers zu schreiben. Nun folgte sein Debütalbum als Blood Orange, das den Titel 'Coastal Grooves' (VÖ: 26.08.) trägt. "Monotonie bedeutet Langeweile", urteilt motor.de. "Das weiß auch Devonté Hynes und erfindet sich mal wieder neu. Als Blood Orange erinnert er an die verruchte Seite der Achtziger Jahre und bringt zwischen Glamour und Obszönität auch Chris Isaak, David Bowie und Billy Idol an einen Tisch." Etwas cheesy, trotzdem ganz große Klasse!!!

5) M83 - Midnight City
Dieses Saxofon!!! 'Midnight City' ist die erste Single vom sechsten Album der französischen Elektrodreampopper M83, das den Titel 'Hurry up, we're dreaming' (VÖ: 14.10.) tragen wird. "Overall, it's pop - and very epic", sagt Anthony Gonzales, der hinter M83 steckt, über das neue Doppelalbum. "Anyone who loved M83 before, they'll love this album even more." Und Liebhaber von M83 gibt es viele: Als Support von Stadionrockern wie The Killers und Kings of Leon oder auch von Depeche Mode haben sich M83 international eine große Fangemeinde erspielt. Die musikalischen Einflüsse von Gonzales - der M83 vor über zehn Jahren mit Nicolas Fromageau im südfranzösischen Antibes gegründet hat, seit 2005 M83 aber alleine betreibt und mittlerweile in Los Angeles ansässig ist -  liegen zu großen Teilen in den 80ern: Cocteau Twins, New Order, Talk Talk, Spacemen 3, Psychedelic Furs oder auch Tears for Fears und Vangelis. Als seine wichtigste Inspiration benennt er jedoch den französischen Elektronikpionier Jean Michel Jarre (der übrigens am 1. November in der TUI Arena auftreten wird).

6) Dear Reader - Man (Idealistic Animals)
Mit ihrem zuckersüßen Debütalbum 'Replace why with funny' verzauberten Dear Reader aus dem fernen Johannesburg vor zwei Jahren die Indie-Gemeinde. Seitdem hat sich einiges getan: Frontfrau Cheryln MacNeil zog nach Berlin, ließ Bandpartner Darryl Torr in Südafrika zurück und machte alleine weiter. Von ihrer veränderten Lebenssituation handelt auch das neue (Solo)Album. Bei den Songtiteln handelt es sich (fast) ausschließlich um Tiere: Kamele, Elefanten Wale, Affen, Bären - alles dabei. Und Männer. "Tiere, Zweifel, Pop - alles vereint. Dramatischer Indie-Pop zum Liebhaben", meint Intro.

7) Handsome Furs - Talking Hotel Arbat Blues
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Am kommenden Donnerstag spielen die Handsome Furs im Café Glocksee. Aus dem Glocksee-Newsletter:
"Das Ehepaar Dan Boeckner und Alexei Perry sind die wahren Weltreisenden des Electro-Pop, die schon in Myanmar oder der hintersten Provinz Chinas unter repressivsten Bedingungen Konzerte in Sachen künstlerischer Freiheit gegeben haben. Folglich passt ihr Equipment auch in die Satteltasche eines Kamels, ganz im Gegensatz zu Dans anderer Band, den nicht minder großartigen WOLF PARADE. Doch anders als WOLF PARADE haben sich die HANDSOME FURS dem (durchaus Gitarren enthaltenden) Electro-Pop verschrieben, der bei ihnen ähnlich wie bei FAD GADGET in die Muskeln fahrende Hymnen voller Energie ergibt."

Weitere Konzerttipps im September:
- The Great Park, Dienstag 20. September im Béi Chéz Heinz
- Locas in Love, Donnerstag 22.September im Mephisto
- Hauschka (feat. Múm-Drummer Samuli Kosminen), Freitag 30. September, Ballhof eins

8) Tarwater - Sato Sato
Die Berliner Bernd Jestram und Ronald Lippok begannen ihre musikalische Laufbahn bereits im Punk-Underground der DDR. 1995 gründeten die beiden zusammen Tarwater, und ähnlich wie ihre krautrockenden Vorbilder aus den 70ern erspielten sich Tarwater zwar international ein gutes Renommée, blieben aber in Deutschland doch eher unbekannt, so ist zumindest mein Eindruck. Hierzulande sind die beiden eher noch bekannt als Komponisten von Filmmusik. Schade eigentlich. "Nennt es weder Indietronics noch Krautrock", schreibt der Musikexpress über das neue Album 'Inside the Ships' (VÖ: 09.09.). "Lippok und Jestram positionieren sich mit konsequenten Grenzübertritten direkt neben The Notwist an der Spitze intelligenter deutscher Musik." Neben dem Deutsch-Amerikanische-Freundschaft-Song 'Sato Sato' (von DAFs 1981er Album 'Alles ist gut') befindet sich auf dem Album auch ein John-Lennon-Cover. Und beide Tarwater-Adaptionen, da lehne ich mich jetzt mal ein bisschen aus dem Fenster, sind besser als die Originale...

9) To Rococo Rot - Cars
Neben Tarwater gründete Lippok 1995 eine weitere Band: To Rococo Rot - zusammen mit seinem Bruder Robert Lippok sowie Kreidler-Aussteiger Stefan Schneider. Der Bandname ist im Übrigen ein so genanntes Palindrom: Er kann sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen werden. 'Cars' stammt vom einflussreichen 1999er Album 'The Amateur View', mit dem To Rococo Rot laut Pitchfork ein neues deutsches Subgenre von Ambient/Electronica prägten: "The artists blend analog effects with warm, electronic drones and mechanic percussion for a sound that's unmistakably digital, yet 100% human." Pitchfork taufte dieses neue Subgenre Squirm - zu deutsch: Verdrehung. Vielleicht auch in Anspielung auf To Rococo Rots verdrehten Bandnamen!?

10) Deptford Goth - No Man
Ein wenig irreführend ist der Name dieses Projekts. Daniel Woolhouse alias Deptford Goth kommt zwar aus Peckham, sein Projekt hat er jedoch nach Deptford benannt - einem anderen, benachbarten Südlondoner Stadtteil. Seine Musik ist auch nicht wirklich Goth(ic) wie der Name impliziert, trotzdem aber irgendwie dunkel und mysteriös. Und vor allem gut!! Seine erste Veröffentlichtung, die 'Youth II EP', ist für Oktober angekündigt.

11) St. Vincent - Year of the Tiger
St. Vincent ist nicht nur eine Insel in der Karibik, sondern auch das Pseudonym der gebürtigen Texanerin Annie Clark. Und die fast 29-Jährige ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Sie war Mitglied der Hippietruppe The Polyphonic Spree, unterstützte Sufjan Stevens auf Tour und steuerte zusammen mit Bon Iver einen Song zum Soundtrack des Films 'The Twilight Saga - New Moon' (dt: 'New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde') bei. Als Support von namhaften Bands wie Arcade Fire, Death Cab for Cutie oder Grizzly Bear wurde sie zudem einem größeren Publikum bekannt. Nun veröffentlichte Clark alias St. Vincent mit 'Strange Mercy' (VÖ: 09.09.) ihr drittes Soloalbum. Das einflussreiche Pitchfork überschlägt sich fast vor Begeisterung (und vergibt mit einer 9.0-Bewertung das begehrte 'Best New Music'-Prädikat) und nennt in der Rezension vielfältige Referenzen wie David Bowie, Talking Heads, Kate Bush, D'Angelo oder Peter Gabriel - was den Facettenreichtum des Albums unterstreicht. Auch der geschätzte Musikblog auftouren.de ist begeistert: "In Zeiten halbgarer Songskizzen, selbstzufriedener Schwammigkeit und gemütlicher Nostalgie ist es gerade dieser Reichtum an klinisch klar umrissenen Facetten und Spannungsfeldern, der St. Vincents drittes Werk zu so einem beunruhigendem Meisterstück macht. Emotional und innerlich zerrissen, doppelbödig und intelligent. 'Strange Mercy' mag dabei von Nervosität durchzogen sein, aber es ist immer eine erhabene Nervosität." 

12) Kurt Vile - Blackberry Song
Bis 2008 war Kurt Vile Mitglied beim aktuellen Album-des-Monats-Titelträger The War on Drugs (siehe auch unten). Vile kam kurz darauf bei Matador Records unter und veröffentlichte dort 2009 'Childish Prodigy', auf dem der Blackberry Song zu finden ist. Nachdem im März das großartige 'Smoke Ringe for my Halo' erschien, folgt nun im November eine EP namens 'So outta Reach'. Einen Song davon kann man sich bei Pitchfork kostenlos herunterladen.

13) The War on Drugs - Baby Missiles
14) The War on Drugs - It's your destiny
'Slave Ambient' (VÖ: 26.08.) ist das Album des Monats beim Gelben Tango.
"Der Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut, das Tempo nicht zu hoch, Tankstellen, Wälder, kleine Städtchen und Leuchtreklamen ziehen an dir vorüber, du fährst immer dem grauen Band hinterher, der Weg ist das Ziel. Wahrhaftig versetzen The War On Drugs dich auf die Straße, und zwar ganz entschieden irgendwo in den USA, egal ob du schon mal da warst oder nicht. Da ist Bruce Springsteen. Da ist Bob Dylan. Tom Petty... Das ist dieser Sound, bei dem man unterwegs ist, egal wo man ihn hört, dieser Sound, den man nicht nur mit den Ohren wahrnehmen, sondern auch fühlen und riechen kann und der verdammt nochmal nach Freiheit schmeckt. Wer will schon ankommen? Mit diesem einfach immer weiter: Das muss das wahre Leben sein!"
...steht geschrieben auf der Webseite des Reeperbahn-Festivals, auf dem The War on Drugs am kommenden Freitag einen von nur drei Gigs in Deutschland spielen werden.

Nächste Sendung am 3. Oktober um 23 Uhr

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