Montag, 3. Oktober 2011

PLAYLIST VOM 3. OKTOBER

1) The Rapture - Sail away
The Rapture sind zurück. 1998 gegründet, galt die Dance-Punk-Formation zu Beginn der nuller Jahre einst als "next big thing". Nach fünf Jahren Stille erschien im September ihr neues Album 'In the Grace of our Love' bei dem renommierten Dance-Label DFA Records. "Die Intention, Post-Punk mit einem Dancefloor-Groove zu verheiraten, wurde von der Band aus New York noch nie so konsequent umgesetzt wie auf diesem Album", schrieb der Musikexpress, der 'In the Grace of our Love' zum Album des Monats kürte.

2) Weekend - Hazel
Auch auf diese Band bin ich durch einen Hörer aufmerksam geworden. Mag auch daran liegen, dass deren Debütalbum hierzulande nicht regulär erschienen ist, sondern nur als Import zu haben ist. Weekend aus San Francisco machen Garagen-Lo-Fi-Noise, vergleichbar mit den großartigen Japandroids oder auch Yuck. Auf ihrer letzten Monat erschienenen Red EP (von der der Song Hazel stammt) haben sich Weekend musikalisch noch weiterentwickelt und präsentieren sich "more agile and nuanced than some previously thought, able to make noise one part of its attack instead of the primary focus", so Pitchfork

3) Patti Smith - Free Money
Patti Smith, Jahrgang 1946, gehört zu den interessantesten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Die Rockpoetin gehörte im New York der 70er Jahre neben den Ramones und Television zu den Vorreitern der Punkbewegung. Ihr Debütalbum 'Horses' aus dem Jahr 1975 gilt noch immer als Meilenstein und verschaffte ihr den Ruf als 'Godmother of Punk'. Sehr erfolgreich war Smith auch als Künstlerin, Poetin und zuletzt auch Buchautorin. Für ihre Memoiren 'Just Kids' wurde Smith 2010 mit dem nationalen Buchpreis ausgezeichnet. Seit 2007 ist Smith in der Rock and Roll Hall of Fame. Letzten Monat wurde erstmals eine labelübergreifendes Best-of-Album von Smith veröffentlicht: 'Outside Society'.

4) Philip Boa & the Voodooclub - Pretty Bay
Der Konzerttipp beim Gelben Tango: Philipp Boa präsentiert zusammen mit seinem Voodooclub am Samstag 15. Oktober in der 60er-Jahre Halle der Faust seine legendären Alben Helios und Boaphenia. Von der Faust-Webseite:
"Phillip Boa and the Voodooclub. Diesen Namen könnte man jetzt satte fünf Minuten stehen und wirken lassen. Denn was hat der musikalische Tausendsassa und 'Godfather Of German Indie' mit seinem Voodooclub in 26 Jahren Bandgeschichte nicht alles gemacht? Unvergessliche Alben mit ebenso unvergesslichen Hits pflastern den Weg der Band und ihres charismatischen Frontmannes, unendliche Höhen und Tiefen haben sie durchlebt. Doch Boa hat sich - von der Presse oft schon für toter als tot erklärt - stets kometenhaft freigekämpft und ein ums andere Mal neu erfunden. 
Phillip Boa steht für eine Haltung, die, stets geprägt von einem aristokratischen Mittelfinger, für einen wahren Überzeugungstäter und musikalischen Indie-Visionär spricht. Und für einen absoluten Trend-Verweigerer, entzieht er sich doch seit Ende der 90er-Jahre stoisch den Massenmedien und ihren Formaten.  (...)
Und obwohl es bei Boa mit und ohne Voodooclub im jährlichen bis zweijährlichen Veröffentlichungs-Rhythmus weiterging, wurde es schließlich still um ihn. Waren er und seine Band doch eher der avantgardistische Indie-Gegenentwurf der mittleren Achtziger bis beginnenden Neunziger. Folgerichtig also, dass die beiden Alben 'Helios' und 'Boaphenia' nun remastered und neu herausgebracht wurden - als musikalisch visionärer Gemarkungsstein einer echten Zeitenwende, vom unterkühlten Hedonismus der Achtzigerer hin zum Grunge der Neunziger. Klingt gut. Boa wäre es vermutlich egal."
Der Song 'Pretty Bay' stammt vom 1991 erschienenen 'Helios'.

5) Peter Wolf Crier - Cut a Hand
Das Freak-Folk-Duo Peter Wolf Crier präsentiert sich auf seinem zweiten Studioalbum 'Garden of Arms' (VÖ: 09.09.) viel experimentierfreudiger als bisher. "Insbesondere Brian Moens Perkussion zaubert so einige neue Facetten in den Bandsound, die Peter Pisano freudig mit schrummeligen Gitarrenlinien konterkariert", schreibt Plattentests. "Die beiden probieren noch so sehr an ihren eigenen Idee von Folk herum, dass ihr Zweitling ein interessantes, wenn auch nicht immer schlüssiges Experimentierfeld geworden ist. Was gar nicht schlimm ist."

6) Lanterns on the Lake - Tricks
Als 'Cinematic Indie' bezeichnen Lanterns on the Lake ihre Musik selbst - und das trifft es sehr gut. Mit Hilfe eines Sammelsuriums an Instrumenten - darunter Gitarren, Geige, Mandoline, Klavier, Synthesizer, Glockenspiel und Kalimba - zeichnet das Sextett aus Nordostengland wunderbare Klangbilder. Eine Mischung aus Sigur Rós, Mazzy Star und Seabear. Der wundervolle Auftritt in der St. Pauli Kirche war eines der Highlights beim diesjährigen Reeperbahn Festival.

7) Future Islands - Give us the Wind
8) Future Islands - Close to none
Das Album des Monats Oktober, ganz exklusiv beim Gelben Tango: On the Water von Future Islands, das am 14. Oktober erscheinen wird.
Nach ihrem furios-euphorischen Thrill-Jockey-Debüt 'In Evening Air' klingt die Band aus Baltimore auf ihrem neuesten Werk weitaus melancholischer - und doch wieder sehr hymnenhaft und erhaben. In dem Song ' The Great Fire' stimmt der charismatische Frontmann Samuel Herring an zu einem Duett mit Jenn Wasner von Wye Oak. Der Promotext verspricht jedenfalls nicht zuviel: "On the Water is a record that aims to both break your heart and heal your wounds."

9) Apparat - The soft Voices die
"Goodbye Apparat-Rave - Hello Apparat-Band!" schrieb Sascha Ring im April auf der Facebook-Seite seines Projekts Apparat. Über seine Entwicklung "weg aus der Technoecke" spricht Ring dieser Tage sehr oft. "Ich finde es einfach wahnsinnig uninteressant, einfach noch mal die gleiche Platte zu machen", erklärte Ring just im Deutschlandfunk. "Wer braucht denn das? Und warum gibt es Leute da draußen, die genau das von dir wollen? Dafür bin ich nicht Musiker geworden. Da kann ich gleich in ein Büro gehen und den gleichen Job over and over again machen."
Neuestes Ergebnis dieser steten Weiterentwicklung ist 'The Devil's Walk' (VÖ: 23.09.), das sich auf eine gesellschaftskritische Schrift des britischen Romantikers Percy Bysshe Shelley, Gatte der Frankenstein-Erfinderin Mary Shelley, bezieht. "Der von der Popkritik gerne überstrapazierte Begriff Wall of Sound macht in Bezug auf dieses Album tatsächlich Sinn, die vielen Flächen und Klänge sind jedoch so kunstvoll übereinander geschichtet, dass Atmosphäre und kein Brei entsteht", schreibt Intro. "Ambientpop könnte man fast dazu sagen."

10) Baby Dee - Safe inside the Day (live)
Ein wahrer Spießroutenlauf muss für Baby Dee, 1953 als Junge geboren, die Kindheit im tristen Cleveland gewesen sein. Im jungen Erwachsenenalter machte sie ihre Transsexualität öffentlich und trat im Vergnügungspark von Coney Islands als musizierendes Zwitterwesen auf. In den 90ern lernte sie den ebenfalls transidentischen Antony Hegarty kennen und spielte 1998 auf dessen Debütalbum Harfe. 2001 folgte ihr Solodebüt, nach ihrem zweiten Album kehrte sie in ihre Heimatstadt Cleveland zurück. Als ein Arbeitsunfall sie finanziell an den Ruin brachte und arbeitslos werden ließ, ermutigte kein Geringerer als Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy sie dazu, ihre musikalische Karriere fortzusetzen. 'Safe Inside the Day' erschien 2008 bei dem renommierten Indie-Label Drag City, bei dem neben Oldham unter anderem auch Bill Callahan, Joanna Newsom oder die Silver Jews veröffentlicht haben. Am 30. September ist das Live-Doppelalbum 'Baby Dee goes to Amsterdam Dam Dam' erschienen.

11) Wilco - One Sunday Morning  (Song for Jane Smiley's Boyfriend)
Die Chicagoer Indie-Rock-Helden Wilco haben ihr neues Album 'The Whole Love' (VÖ 23.09.) auf ihrem neugegründeten eigenen Label dBpm Records veröffentlicht. Und diese neuen Rahmenbedingungen scheinen die Band um Frontmann Jeff Tweedy zu beflügeln. Gleich der Eröffnungstrack 'Art of Almost': Unterlegt von einem stoischen Krautrockrhythmus, endet er mit einem minutenlangem mäandernden Gitarrengeschrammel. Einer der besten Songs des Jahres!! Das gleiche gilt für den epischen 12-Minuten-Abschlusstrack 'One Sunday Morning'. Und dazwischen liegt ein unglaublich facettenreiches Album. Im Interview mit dem Musikexpress verrät Tweedy, dass er seine Strategie der stilistischen Verschiebungen und Bruchstellen für ein Gebot der Ehrlichkeit halte: "Die Kritiker lesen da immer so etwas abgehoben Künstlerisches rein. Dabei ist das doch ein ganz und gar menschlicher Wesenszug: Ich jedenfalls kenne nicht sehr viele Menschen, die nur eine Sache oder nur einen Stil mögen. In der Rockmusik herrschte lange die Idee vor. dass du dein Territorium markieren musst. Wenn du also eine Band magst, solltest du nicht auch die entgegengesetzte Musik mögen. Diese Denkweise hat mir nie gefallen. Warum soll ich nicht Neil Young mögen, auch wenn ich die Sex Pistols höre? Das kam mir schon als Kind idiotisch vor."
Danke Jeff, das sollte man sich einrahmen!!

Nächste Sendung am 17. Oktober um 23 Uhr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen