Montag, 7. November 2011

PLAYLIST VOM 7. NOVEMBER

1) Real Estate - Wonder Years
2) Real Estate - Out of Tune
"Besetzte Wall Street, Zelten vor der EZB, römische Unruhen", schreibt der Musikblog auftouren.de über DAYS, das neue Album von Real Estate. "In diesen protestgeladenen Tagen wirken die mühelos sanften Songs von Real Estate fast wie ein Ablenkungsmanöver der oberen 1%. Um die Straßen zu besänftigen, um bereits mit dem Bandnamen einen Begriff zu rehabilitieren, der zum tragenden Faktor in der amerikanischen Wirtschaftskrise wurde. Von Aufbäumen ist auf dem zweiten Album des Jersey-Trios nichts zu hören, keine Spur von Dissonanz und erst recht nicht von Dringlichkeit. Nein, Real Estate praktizieren aufs Wunderbarste die harmonische Entschleunigung, DAYS klingt, als hätten sie gänzlich mit Alltag und dem weiteren Weltgeschehen abgeschlossen." Das zweite Album der "Feelies-Erben" Real Estate ist am 14. Oktober auf Domino Records erschienen. Ein ganz wunderbares Album!!

3) MGMT - All we ever wanted was everything (Bauhaus Cover)
Bei Facebook haben MGMT fast drei Millionen Fans - welche »Indie»Band kann das schon von sich behaupten!? Nachdem ihr 2007er Debütalbum ORACULAR SPECTACULAR durch Discohits wie 'Kids' und 'Time to pretend' überraschend zum Verkaufsschlager wurde, hätten sie einen ähnlichen Weg einschlagen können wie unzählige Bands vor ihnen. Denkste. Auf ihrem Nachfolgewerk CONGRATULATIONS verabschiedete sich das Duo vom eingängigen Synthiepop und wandte sich den psychedelischen Klängen zu. Auch die von MGMT zusammengestellten LATE NIGHT TALES (VÖ: 30.09.) stehen im Zeichen dieser Psychedelik. Schließt man beim Hören dieser Compilation die Augen, könnte man denken, eine Zeitmaschine hätte einen ins San Francisco der späten 60er Jahre versetzt, Flower Power und so. Auf der CD befinden sich legendäre Bands wie The Velvet Underground, Spacemen 3, Television Personalities, Suicide oder Felt.
'All we ever wanted was everything' ist ein Cover der britischen Dark-Wave-Band Bauhaus, exklusiv eingespielt für die LATE NIGHT TALES. "Man, it was kind of hard to cover a Bauhaus song", schreibt die die Band im Booklet. "I mean, we don't really sound anything like Bauhaus! I wonder if any Bauhaus fans like MGMT." Bestimmt.

4) The Wake - Melancholy Man (MGMT Late Night Tales)
Zu den von MGMT handverlesenen Songs auf den LATE NIGHT TALES gehört auch dieser 1985er Klassiker von The Wake. Die Band wurde 1981 im schottischen Glasgow gegründet. Bekanntestes Mitglied war Bobby Gillespie, der die Band allerdings schon 1983 verließ, um kurzzeitig bei The Jesus and Mary Chain einzusteigen, bevor er mit der von ihm gegründeten Band Primal Scream den großen Durchbruch schaffte. Bis 1988 waren The Wake beim legendären Factory Records unter Vertrag. Sie gingen auf Tour mit ihren Labelkollegen New Order, mit denen sie oft verglichen wurden. Genervt von den ewigen New-Order-Vergleichen und der Gleichgültigkeit ihres Label, wechselten The Wake 1988 zum kleinen Kultlabel Sarah Records (u.a. The Field Mice).

5) The Chills - Pink Frost (MGMT Late Night Tales)
'Pink Frost' war der erste richtige Hit von The Chills - zumindest in ihrer Heimat Neuseeland. Auf Platz 17 der neuseeländischen Charts schaffte es der Song 1984. The Chills gehörten zu den Vorreitern des "Dunedin Sound", einer nach der Universitätsstadt Dunedin benannten Form des Indiepop, der in der Fachsprache als »jangly» bezeichnet wird. Die Bandformation wechselte zwischen 1980 und heute über zwanzig Mal, die einzige Konstante ist Singer/Songwriter Martin Phillipps. 

6) M83 - Steve McQueen
Über das Doppelalbum HURRY UP, WE'RE DREAMING (VÖ: 14.10.), das insgesamt sechste des in Los Angeles ansässigen Franzosen Anthony Gonzales alias M83, wurde in den letzten Wochen in sämtlichen Musikmagazinen viel geschrieben. "I always loved the idea of a double album", verriet Gonzales dem Guardian. "When you love big ambitious music projects you want to go for a double album one day, even if the music industry nowadays doesn't permit these kind of projects. This is what I like about this double album. It's a statement." Für einige ist dieses 'Statement' sogar das Dreampop-Pendant zum legendären Smashing-Pumpkins-Doppelalbum MELLON COLLIE AND THE INFINITE SADNESS. Beim nächsten Gelben Tango am 21. November wird es noch weiteren Song von diesem traumhaften Album geben.

7) The Dø - Quake, Mountain, Quake
"Ihre Lieder sind Kino, Ballett, Musical", schreibt Intro über BOTH WAYS OPEN JAWS, das neue Album der französischen Chartstürmer The (VÖ: 28.10.). "Was immer du willst und der Moment zulässt. Da schwingt der arty Hintergrund des finnisch-französischen Duos mit, das schon Musik für Film und Theater gemacht hat. Es wundert deswegen nicht so sehr, dass es neben Trompete, Cembalo und Saxofon nicht mal stört, wenn beim Hören eine Feuerwehr vorbeifährt. Die Sirene fügt sich nahtlos in das Bild ein. Und wem das Programm solch gern bemühten »Kopfkinos« zu abgefahren ist, dem sei BOTH WAYS OPEN JAWS beim Zugfahren am Fensterplatz empfohlen. Am besten mindestens dreimal um den Äquator fahren, bei nie endendem Tagesanbruch."

8) Sóley - I'll drown
Was Soléys Album angeht, ging's mir ähnlich wie der Spiegel-Online-Musikredaktion, deshalb gibt es das bereits im September auf Morr Music erschienene Debütalbum des Seabear-Mitglieds auch erst mit Verspätung hier beim Gelben Tango zu hören. Spiegel Online also: "Island, natürlich. Mehrere Wochen lag WE SINK hier nutzlos rum, obwohl doch das Cover so schön ist und Sóley Stefánsdóttir darauf so traumverloren nach unten blickt, als wolle sie sagen: Ich tauche noch ein letztes Mal durch das opalisierende, bläulich schimmernde Schreckenswasser, ganz nach unten, so lange bis ein Riss im Boden mich verschluckt. Nun ist endlich Platz für Sóley." Das reicht auch schon, den Rest der Spiegel-Online-Rezension spar ich mir, eigentlich hatte ich auch schon bei "opalisierend" genug ;) Und um es kurz zu machen: WE SINK ist ein ganz wundervolles Album, ein bisschen verschroben, aber vor allem wirklich: schön!!

9) Dillon - This Silence kills
10) Dillon - Texture of my Blood

Das Album des Monats November beim Gelben Tango: THIS SILENCE KILLS von Dillon, das am kommenden Freitag beim Berliner Label BPitch Control erscheinen wird.
Schon seit einigen Jahren heimst die gebürtige Brasilianerin Dillon (ihr voller Name lautet: Dominique Dillon de Buyington) von allen Seiten Lob ein - DJ Koze und Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow haben sich als große Anhänger geoutet und der Wahlberlinerin damit entsprechendes Vitamin B verschafft. Ihr Debütalbum ließ allerdings ziemlich lange auf sich warten. Das Warten hat sich gelohnt: THIS SILENCE KILLS bewege sich irgendwo Varieté, Lo-Fi, R'n'B und Kinderlied, schreibt Intro und bringt es zugleich auf den Punkt: "German Indie-Operette". Für Fans von CocoRosie und Joanna Newsom.

11) PeterLicht - Fluchtstück
PeterLicht ziert das Cover der aktuellen Intro. Oder auch nicht. Denn PeterLicht, sofern er denn wirklich so heißt, zeigt sein Gesicht in den Medien nicht. Demzufolge titelt die Intro auch: "Die Kunst der Leerstelle" und bezeichnet PeterLicht als "Künstler der Ambivalenzen." Das neue Album von PeterLicht, der vor zehn Jahren mit 'Sonnendeck' einen kleinen Hit landete, heißt DAS ENDE DER BESCHWERDE (VÖ: 28.10.). Sehr schöner eingängiger, intelligenter deutschsprachiger Indiepop - der oft an Blumfeld erinnert, manchmal auch an die Goldenen Zitronen.

12) Atlas Sound - Praying Man
Mit seiner Hauptband Deerhunter legte Bradford Cox 2010 eines der besten Alben des Jahres vor. Bei Pitchfork belegte HALCYON DIGEST sogar den dritten Platz in der Jahresliste. Mit seinem Nebenprojekt Atlas Sound hat Cox einen noch erstaunlicheren Output. Vor einem knappen Jahr stellte Cox seine zweieinhalbstündige BEDROOM DATABANK kostenlos ins Internet. Nun folgte sein drittes Studioalbum PARALLAX (VÖ: 04.11), mit der 27-Jährige einmal mehr unter Beweis stellt, "einer der besten Songwriter zurzeit" (Spiegel Online) zu sein. Mehr beim nächsten Gelben Tango.

13) Julian Lynch - Canopy
TERRA ist in Julian Lynchs US-Heimat bereits im Frühjahr erschienen, über Cargo Records ist das Album des Ethnomusikwissenschaftlers seit Ende September nun auch in Deutschland erhältlich. "The most impressive thing about TERRA, Julian Lynch's third album, is how much stylistic ground it covers", schreibt Pitchfork. "Taken as a whole, it's folksy post-rock, but broken down into parts, there are elements of Pharaoh Sanders' meditative jazz; blossoming, Eno-like song structures; George Harrison's Eastern flirtations; the monastic drones of mid-70s German music; and the hippyish optimism of a group like the Incredible String Band. Lynch's talent as a writer-- and as a listener before that-- is to hear how all these sounds essentially exist on the same spectrum: They're earthy, unhurried, and occupied by a hypnotic kind of beauty."

14) Sigur Rós - Hoppípolla (live)
15) Sigur Rós - Med blódnasir (live)

Über diese großartige isländische Band muss man nicht viele Worte verlieren. Heute endlich zum ersten Mal beim Gelben Tango!! Anlass dafür ist das Erscheinen von INNI, einer Doppel-Live-CD mit Konzert-DVD (VÖ: 04.11.). "Schwarzweiß, Gegenlicht, Schatten, Schleier-Effekte", beschreibt Intro den Mitschnitt. "Zwar wirkt die visuelle Inszenierung mächtig pathetisch - was aber würde besser passen zu einem Konzert der Isländer? Live erlebt man sie dabei neben den leisen Passagen überraschend krachig – manche kurzzeitig aufgeschüttete wall of sound würde hier sogar Mogwai Konkurrenz machen." 

Nächste Sendung am 21. November um 23 Uhr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen