Montag, 15. August 2011

PLAYLIST VOM 15. AUGUST

1) The Antlers - French Exit
Den Auftakt zu dieser kleinen New-York-Spezialsendung machen The Antlers aus dem Szenestadtteil Brooklyn. Auch wenn die Band von Peter Silberman eher die Gegenthese zum Brooklynschen Hipstertum ist. "Es ist, als schiebe man sich mit der Band durch das beklemmende Gefühl der Einsamkeit inmitten einer Metropole", schreibt Plattentests über das aktuelle Album 'Burst apart', das am 24. Juni erschienen ist.  

2) Beach Fossils - Adversity
3) Beach Fossils - Golden Age
Ein treuer Hörer dieser Sendung war kürzlich in New York und berichtete, dass die Beach Fossils dort zur Zeit ein ganz heißer Feger seien. Seit Ende Juli sind die beiden bisherigen Veröffentlichungen der Beach Fossils über Cargo Records nun auch in Deutschland zu haben: Das unbetitelte Debütalbum, das in den USA bereits vor einem Jahr veröffentlicht wurde, sowie die 'What a Pleasure EP' aus dem Frühjahr 2011. Fazit: Der Hype ist berechtigt, toller 60s-Surfpop irgendwo zwischen Crystal Stilts und The Drums, um an dieser Stelle zwei weitere Brooklyner Bands als Referenz zu nennen. Danke Axel.

4) Twin Shadow - I can't wait
"Immer wieder Brooklyn: In Sachen koketter Pop- und großzügig sprudelnder Rockmusik ist der New Yorker Bezirk ein gottverdammtes Nest famoser Künstler", konstatierte Plattentests Ende letzten Jahres. "Neu im erlesenen Zirkel sind Twin Shadow, die mit ihrem 80s-infizierten Besserwisser-Electro sogar schon Produzenten-Grizzly Chris Taylor mit ins Boot holen konnten. Das Debüt-Album 'Forget' bietet zeit- und zügellosen Synthie-Pop, der weitsichtiger und raffinierter kaum sein könnte. Eine Tatsache, die zweifelsfrei die Vermutung stützt, dass irgendwo in Brooklyn ein obdachloser Hobby-Miraculix für ein paar Zigaretten und eine Handvoll Cents Nachwuchskünstler in einen Kessel mit Zaubertrank hüpfen lässt. Newcomer mit Hang zum Hokuspokus, völlig kitschfrei, aber mit einer schönen Retro-Patina. (...) Dieses Debütalbum ist mehr als nur die nächste schillernde Seifenblase, die einem als 'Big thing' angepriesen wird: Hier regieren Abstraktionswut, Tapferkeit, bewusst inszenierte und unbewusst zur Schau gestellte Coolness. Die große Qualität der Platte ist gerade ihre wehmütige Unentschlossenheit, das wilde Oszillieren zwischen Kopf-, Bauch- und Beinmusik. Oder - um es anders auszudrücken: Wem die kontroversen Hurts zu affektiert und aufgedunsen sind, der könnte hier seinen wohlverdienten 80er-Segen finden. It's such a wonderful life."
Kein Zweifel: 'Forget' war eine der überragenden Platten des Jahres 2010. Die jüngste Veröffentlichtung von Twin Shadow ist übrigens ein Remix des Songs 'Heart in your Heartbreak' seiner New Yorker Kollegen The Pains of being pure at Heart, mit denen er zusammen auf Tour war.

5) Austra - Alone, together
6) Owen Pallett - Hard to explain 
"Im Indierock begannen die Nuller am 30. Juli 2001. An diesem Tag ließen die Strokes ihr erstes Album Is This It auf die Welt los", rekapitulierte der Musikexpress kürzlich anlässlich des neuesten Strokes-Albums. "Is This It war die Synthese aus 30 Jahren New Yorker Garagenbands - von The Velvet Underground über Suicide bis hin zu Television." The Strokes wurden damals zu den neuen Heilbringern des Gitarrenrock und darüberhinaus mit ihrem Retro-Kleidungsstil zum soziokulturellen Phänomen. Zehn Jahre ist das her, anlässlich des Jubiläums wurde nun das Is This It-Tributalbum 'Stroked' veröffentlicht, das man sich bei Stereogum kostenlos herunterladen kann. Zwei sehr tolle Coverversionen stammen von Austra sowie Owen Pallett. Weder Austra noch Pallett stammen im Übrigen aus New York, sondern aus der nicht minder bunten kanadischen »Indie»Szene. Das Debütalbum von Austra ('Feel it break', VÖ: 16.05.) ist übrigens sehr zu empfehlen - sowie alle Veröffentlichungen von Owen Palett/Final Fantasy, der ja bereits einige Male beim Gelben Tango zu hören war.

7) DM Stith - Braid of voices (brass version)
Über sein 2009 veröffentlichtes Debütalbum 'Heavy Ghost' sagte DM Stith einst, es sei wie das wahre Leben: Manchmal herausfordernd, manchmal verwirrend, aber letztendlich doch lohnenswert. "Alles ist und bleibt mysteriös auf Heavy ghost", schrieb auch Plattentests. "Nicht nur die Instrumentierung, sondern auch die Texte", wobei der New Yorker Multiinstrumentalist noch jenseitiger klinge als Thom Yorke. Und mit seinem Sirenengesang irgendwo zwischen Antony Hegarty, Tom Petty und Thom Yorke ist Stith nun auch auf dem aktuellen Album des Monats zu hören...

8) Son Lux - Rising
9) Son Lux - Let go
...und dieses Album des Monats August beim Gelben Tango heißt 'We are rising' und ist vergangenen Freitag erschienen.
Ein Album mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise an das Songwriting, welches verschiedene Elemente von neuartiger Elektronik und klassichem Pop miteinander vermische, schreibt byte.fm auf seiner Webseite. Dies mache Son Lux einzigartig, wenn nicht sogar zu einem Exoten oder einem Kleinkind in einem Wald der musikalischen Vielfältigkeit. "Grenzenlos und faszinierend, wie es sonst nur ein Peter Gabriel vermochte, allerdings mit einfacheren Mitteln. An der Produktion dieses erhabenen Werkes beteiligt waren unter anderem auch DM Stith, Peter Silberman (The Antlers), Shara Worden (My Brightest Diamond) und Midlake. Diese stechen aber niemals hervor, sondern halten sich gewollt im Hintergrund, um das Atmen von 'We Are Rising' nicht zu blockieren."

10) Other Lives - Dark Horse
Eines der heimlichen Highlights auf dem Haldern Pop Festival am vergangenen Wochenende war das Kammerfolk-Quintett Other Lives aus Oklahoma. Ein bisschen Fleet-Foxes-Hippietum, noch ein bisschen mehr Lost in the Trees (eine großartige Band, die auch längst überfällig ist für einen Auftritt beim Gelben Tango). Dass Other-Lives-Drahtzieher Jesse Tabish zu High-School-Zeiten einst Sänger der populären Emopopper The All-America Rejects war, ist eigentlich kaum zu glauben. Zu den größten Fans von Other Lives zählen übrigens prominente Namen wie Radiohead-Mastermind Thom Yorke und Flaming-Lips-Chef Wayne Coyne. Sowie die Macher so einiger TV-Serien wie Grey's Anatomy, in denen Other Lives bereits zu hören waren. Das neue Album 'Tamer Animals' erscheint am 26. August.

11) The War on Drugs - Taking the Farm
"The War on Drugs make excellent road-trip music", schrieb Pitchfork über das vor drei Jahren erschienene Debütalbum, das die Psych-Rock-Band aus Philadelphia einst auch im Café Glocksee vorstellte. "As its title implies, the Philly quintet's debut, 'Wagonwheel Blues', is Americana reimagined as blacktop and yellow lines, rubber tires, and overpriced gasoline. The album urges you along the interstate, but never burdens you with the stigma of roots music or reached-for authenticity." Kurz: Eine wundervolle Mischung aus Dylan, Springsteen und den Waterboys - gefiltert "through the noise of early Yo La Tengo and Sonic Youth". Das neue Album 'Slave ambient' erscheint Ende August und könnt ihr in der nächsten Sendung am 5. September hören.

12) How to dress well - Suicide Dream 2 (orchestral version)
"Tom Krell war mal Brooklyn-Hipster und ist jetzt Philosophie-Student in Köln. Vor allen Dingen ist Tom Krell aber How To Dress Well", war auf der Webseite von byte.fm zu Beginn des Jahres zu lesen. "Was die Musik ausmacht, ist der matschige, diffushallige R'n'B-Sound (...) wie vom feuchten Grund eines Brunnen. Zum R'n'B gehört es heute, möglichst "glossy", möglichst glatt zu klingen. In Krells Brunnen reflektiert nichts ungebrochen, der Sound stößt sich an den vielen Samples, an der Übersteuerung und wird dumpf und steigt geheimnisvoll empor." Der 'Suicide Dream 2' stammt von der jüngst auf Tri Angle Records erschienenen 'Just Once EP' (VÖ: 12.07.).

13) EF - Ett
Sorry schonmal für den nun folgenden etwas reißerischen Satz, mir ist einfach kein besserer Aufhänger eingefallen: Als EF im April letzten Jahres in Hannover auftraten, war das Publikum im gut gefüllten Cafe Glocksee hellauf begeistert, einzig "Unser Star für Oslo" Lena Meyer-Landrut schien gelangweilt von den Jungs aus Göteborg. Vielleicht lag's am Abi- oder ESC-Stress - es sei ihr jedenfalls verziehen. "Live immer wieder ein Erlebnis, zwar in ständig wechselnder Besetzung, aber stets nicht nur für die eine oder andere Überraschung, sondern auch für wahre Übersongs gut", schreibt Plattentests in der Rezension des aktuellen, 2010 erschienenen Albums 'Mourning golden morning'. Der Song Ett stammt vom 2006er Album 'Give me beauty or give me death'.
Beim Bootboohook spielen EF am Freitag 19. August um 21:00 Uhr auf der Green Stage, besser bekannt als 60er-Jahre-Halle. Große Vorfreude!

14) Tomte - Eine sonnige Nacht
"Niemand weiß genau, was kommen wird, wenn der große Uhlo zum Solo-Schlag ausholt", ist auf der Bootboohook-Webseite zu lesen. "Es gibt  keine Snippets, aktuellen Fotos oder Statusmeldungen und gerade Mal ein einziges verwackeltes Konzertvideo im Netz. Es heißt, er hat eine Band (nicht Tomte!), von Bläsern und Klavieren (Mehrzahl!) ist die Rede. Das Tuscheln schwillt an zum vielstimmigen Mutmaßungs-Chor. Und Thees selber? An der Bühnenkante mit riesigen Engelsflügeln wie Sufjan Stevens? Oder im Glitzeroverall kopfstehend auf einem der Klaviere wie der junge Elton John? Einzige Sicherheit: Er wird die Bühne und die umliegenden Grünflächen (am Ende wohl ganz Hannover) mit seiner ausufernden Seele füllen. Ein paar neue Zeilen hat er sich selbst schon vorausgeschickt: »Wenn es eine Lektion gibt, habe ich sie gelernt: Das Leben ist wie Feuer, es brennt und es wärmt, das Leben ist hart, aber das nehme ich in Kauf; zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinaufWillkommen zurück auf der Bühne, Herr Uhlmann!" Schöner hätte man es nicht schreiben können... Thees Uhlmann betritt Sonntag um 17:45 Uhr als vorletzter Act die BBH-Hauptbühne. Wir sehen uns!

Nächste Sendung am 5. September 23 Uhr

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