Donnerstag, 2. Juni 2011

PLAYLIST VOM 2. JUNI

1) The Feelies - Should be gone
Should be gone?! Die Feelies sind zum Glück nicht mehr 'gone' und sollten es auch nicht: Ganze zwanzig Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung erscheint am 17. Juni das fünfte Album der ehemals "besten New Yorker Underground-Band", die schon zusammen mit Showgrößen wie Lou Reed, Patti Smith, REM und Bob Dylan aufgetreten ist. Von ihrem jugendlichen Charme haben die Feelies nichts eingebüßt, 'Here Before' ist ein wundervolles Comeback-Album.

2) The Head and The Heart - Honey come home
Zufällig auf einem Open-Mic-Abend in Seattle lernten sich die Mitglieder von The Head and the Heart kennen. Die Harmonie war so groß, dass Sänger Jonathan Russell der Band zuliebe kurzerhand von der Atlantik- an die Pazifikküste zog und Co-Songwriter Josiah Johnson kam immerhin aus Kalifornien hoch nach Seattle. Schnell erspielten sich The Head and the Heart mit ihrem erfrischend-melancholischen Folk-Pop in der ehemaligen Grunge-Hochburg einen Ruf als exzellente Live-Band. Zunächst vermarkteten sie sich und ihr Debütalbum komplett selbst, bevor dann kein geringeres Label als Sub Pop anklopfte. Was für eine Erfolgsgeschichte - irgendwie auch typisch amerikanisch. Das selbstbetitelte Debütalbum ist in hiesigen Plattenläden seit dem 22. April zu haben.

3) The Sea and Cake - Covers
Zu den bekanntesten Bands des New Yorker Labels 'Thrill Jockey Records' gehören The Sea and Cake - und weil Thrill Jockey Mitte der 90er Jahre als "Epizentrum der Postrock-Szene" galt, wurden bzw. werden The Sea and Cake oft auch in diese Schublade einsortiert. Zumal Schlagzeuger John McEntire parallel auch bei der Postrock-Band Tortoise spielt. Egal ob Postrock oder nicht: Das neunte Album ('The Moonlight Butterfly', VÖ: 27.05.) der 1994 in Chicago gegründeten Band ist wieder richtig schön geworden. Der Bandname leitet sich übrigens ab aus einer bewussten Fehlinterpretation des Songs "The C in Cake" von Gastr del Sol.

4) Hauschka - Ping
Der Düsseldorfer Experimental-Pianist Volker Bertelmann alias Hauschka ist ein Meister des präparierten Pianos. Wer auf youtube nach Hauschka sucht, wird schnell zahlreiche Videos finden, in denen zu bestaunen ist, wie der Mittvierziger sein Klavier präpariert, um seine Klanglandschaften zu - im wahrsten Sinne des Wortes - basteln. Für sein beeindruckendes aktuelles Album 'Salon des Amateurs' (VÖ 29.04.) hat er in seinem eigenen Düsseldorfer Studio in Kleinstarbeit etliche nacheinander aufgenomme Tonspuren zusammengepuzzelt. Die zwanzig einzelnen Tonspuren aus Ping kann man sich hier zwecks eines (leider bereits abgelaufenen) Remix-Wettbewerbs herunterladen - oder einfach nur, um nachzuvollziehen, wie Hauschka seine Songs konstruiert. "Curious, constantly in motion, full of puzzle-like counterpoints and arresting chord changes", schreibt Pitchfork über Hauschkas aktuelles Album. "It's a joy to listen to, and one of the brightest, most invigorating records I've heard all year."
PS: Im Rahmen der Ballklang-Serie wird Hauschka am Freitag, 30. September im Ballhof Eins spielen. Schon mal vormerken, das wird großartig!!

5) 13&God - Janu Are
6) 13&God - Sure as Debt
"Own your Ghost" (VÖ 13.05.), das aktuelle Album des Monats beim Gelben Tango, entstand im Gegensatz zum Erstwerk des transatlantischen Projekts 13 & God nicht durch Austausch von Sounddateien per E-Mail, sondern in einem Studio im kalifornischen Oakland. "Es wird viel geknistert und verhallt, gesampelt und verschachtelt", schreibt Plattentests. "Die Kreuzung von experimentellem Indie-Pop mit experimentellem Psychedelic-Hip-Hop funktioniert bei 13 & God so gut und ist so einleuchtend, dass die Vielseitigkeit und Komplexität des Albums kaum auffällt." Wer mehr über The Notwist und deren zahlreiche Nebenprojekte wie 13&God oder auch das Tied & Tickled Trio erfahren möchte, dem sei die Lektüre des sehr interessanten taz-Artikels "Neues vom Kollektiv Weilheim - Alles ist Teil von allem" ans Herz zu legen.

7) Eddie Vedder - Longing to belong
Vor vier Jahren war Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder in aller Munde, als er zu dem großartigen Kinofilm 'Into the Wild' über den abenteuerlustigen Gesellschaftsaussteiger Christopher McCandless alias Alexander Supertramp einen nicht minder großartigen Soundtrack beisteuerte, der in den US-Billboard-Charts gar an den Top 10 kratzte. Dies mit dem neuen Album zu toppen quasi unmöglich - das wird sich auch Vedder gedacht haben. Deshalb schnappte er sich eine Ukulele und nahm damit ein komplettes Album auf ('Ukulele Songs', VÖ 27.05.). Hörenswert!

8) Wild Nothing - Summer Holiday
Durch einen Tipp einer Freundin aus Spanien (muchas gracias, Lucia!) bin ich auf dieses Ein-Mann-Projekt aus dem US-Ostküstenstaat Virginia aufmerksam geworden. Denn das 2010er Debütalbum 'Gemini' ist in Deutschland bislang - leider - nur als Import zu haben. Wild-Nothing-Mastermind Jack Tatum bedient sich für seine Musik bei 80er-Jahre-Größen wie The Smiths, den Cocteau Twins oder The Cure und spinnt daraus feinen Indie-Pop, der es durchaus mit populäreren Acts wie The Pains of being pure at Heart oder The Radio Dept. aufnehmen kann.

9) Atlas Sound & Laetitia Sadier - Quick Canal
Der Konzerttipp: Laetitia Sadier spielt am morgigen Freitag 3. Juni im Cafe Glocksee.
Zusammen mit ihrem langjährigen Lebenspartner Tim Gane gründete Sadier 1990 Stereolab (mehr Infos zu Stereolab findet ihr ein Stückchen weiter unten) und die derzeitige stereolabsche Kreativpause nutzte die gebürtige Französin, um vergangenes Jahr ihr Solodebüt 'The Trip' zu veröffentlichen. "Solo macht sie da weiter, wo Stereolab sich auch gerne rumtrieben, also irgendwo in frankophilen Post-Rock-Bereich mit einem Hang zum Pop und leichtem karibischen Sixties-Flair", schreibt die Glocksee in ihrer Ankündigung.
Der Song 'Quick Canal' erschien auf dem letzten Album von Atlas Sound ('Logos', 2009), dem Soloprojekt von Deerhunter-Mastermind Bradford Cox.

10) Stereolab - Metronomic Underground
Ein Dutzend Alben haben die Londoner Kraut-Postrocker Stereolab veröffentlicht, als gemeinhin bestes Werk wird oft das 1996er 'Emperor Tomato Ketchup' bezeichnet (hieraus stammt auch 'Metronomic Underground'). Im Vergleich zu den vorangegangenen Werken sei 'Emperor Tomato Ketchup' irgendwie grooviger, jazziger, zugänglicher und soundorientierter, jedoch keinesfalls konventioneller geraten, schrieb der werte LeineHertz-Musikredakteur Jens Dreiser, selbst ein großer Fan von Stereolab, einst in einer Musikzeitschrift. Co-produziert wurde 'Emperor Tomato Ketchup' - das nach einem obskuren japanischen Underground-Film aus den 70ern benannt ist - im Übrigen vom bereits weiter oben erwähnten John McEntire (The Sea and Cake/Tortoise). Da schließt sich - wie so oft - der Kreis.

11) Death Cab for Cutie - Monday Morning
Ihre Popularität verdanken Death Cab for Cutie zu großen Teilen der TV-Teenieserie "O.C., California". Einer der Hauptdarsteller ist ein großer Fan von DCFC und schwärmte auch in der Serie in schöner Regelmäßigkeit von seiner Lieblingsband. Der schöne Indie-Pop war zudem bestens geeignet zur emotionalen Hintergrunduntermalung. In einer Folge hatte die Band um Benjamin Gibbard und Chris Walla sogar einen Auftritt. "Wer oder was verbirgt sich eigentlich hinter DCFC", fragt der Musikexpress in seiner aktuellen Ausgabe, in der Death Cab ein zehnseitiges Dossier gewidmet ist. "Eine fragil-gefällige Emo-Band ohne Kajal? Eine Band, die vor allem auf Serien-Soundtracks glänzt und still und leise ganze Arenen ausverkauft? Oder einfach nur vier von süßem Schmerz geplagte Herren, die auf ihrem neuen Album langsam mit der Welt ihren Frieden schließen?" Fragen über Fragen, fest steht: Wenigen Bands gelingen so zuckersüße Melodien wie DCFC. Das gilt auch wieder für das neue Album 'Codes & Keys', das letzten Freitag erschienen ist.

12) Baths - Hall
Hintergrundtrack: Geotic - Union
Sowohl hinter Baths als auch Geotic steckt Will Wiesenfeld aus Los Angeles. Auf 'Cerulean', dem im Sommer 2010 veröffentlichten Debütalbum von Baths, ist es dem 1989 geborenen Soundtüftler auf faszinierende Weise gelungen, "ein Korsett aus HipHop-Beats, elektronischen Mustern und melancholischen Stimmen zu einer spannenden Gesamtheit zu vermengen, ohne dabei je angestrengt oder bemüht zu wirken", schreibt Plattentests. Eines der Highlights von 'Cerulean' ist der rückwärtsgaloppierende Track 'Hall'. Wiesenfelds jüngste EP mit dem Ambient-Projekt Geotic kann man sich seit zwei Wochen hier kostenlos herunterladen - neben zahlreichem anderen Material.

13) ClickClickDecker - Schutzraum (PEER Cover)
Als alter ClickClickDecker-Fan ist es mir eine Ehre, den neuesten Song des Hamburgers vorzustellen. Erst vor einer Woche ist das Cover eines Stückes der Berliner Band PEER fertig geworden, die 200 freien Downloads waren innerhalb weniger Stunden aufgebraucht. ClickClickDeckers letztes Studioalbum 'Den Umständen entsprechend' stammt aus dem Jahr 2009. Zuletzt erschien am - kein Scherz - 1. April das Live-Album 'Du ich wir beide zu den fliegenden Bauten'. Ansonsten betreibt Kevin Hamann, so sein bürgerlicher Name, noch einige weitere Projekte. Mit Der Tante Renate bildet er das Duo Bratze, eines der Aushängeschilder des beliebten Elektropunk-Labels Audiolith. Und Hamann engagiert sich übrigens auch als Radiomacher, und zwar mit der lobenswerten Initiative 'Herz Statt Kommerz'.

Nächste Sendung am 16. Juni um 23 Uhr.

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