Donnerstag, 21. April 2011

PLAYLIST VOM 21. APRIL

1) Yuck - Shook down
Yuck ist ein kindlicher Ausdruck, der soviel heißt wie "bäh" oder "igitt". Igittigitt ist an Yucks unbetitelten Erstwerk (VÖ: 22.04.) so rein gar nichts, nicht umsonst ist es das Album des Monats März beim Gelben Tango geworden. Der Musikexpress schreibt in seiner aktuellen Ausgabe: "Meist donnert und bratzt und brettert dieses Debütalbum, dass es eine wahre Pracht ist und man Angst haben muss, die Augen aufzumachen und plötzlich ist es wieder 1987. Die Helden, denen Yuck huldigen, allen voran Dinosaur Jr., sind so überdeutlich zu hören, dass man niemandem böse sein kann. Höchstens der Globalisierung, die daran schuld sein mag, dass so definitiv amerikanischer Indie-Rock mit Folk-Wurzeln neuerdings nicht mehr aus einer Garage im Mittleren Westen kommt, sondern aus London."

2) The Pains of being pure at Heart - Too tough
Auch The Pains of being pure at Heart und ihr neues Album "Belong" (VÖ: 25.03.) hatten wir schon in der Sendung, auch hier bedienen wir uns der Worte anderer: "Belong ist in seiner emotionalen Schwere, seiner Dichtheit und Eingängigkeit fantastisch", so Intro. "Dass so mancher Refrain ('Even in dreams I could not betray you') ein bisschen flach daherkommt, stört spätestens beim neunten Hören nicht mehr. Im Gegenteil: Die pophistorische Nostalgie der Beinahe-Jugendlichen aus New York wirkt hierdurch sogar noch authentischer. Fan-Werden kann manchmal so leicht sein."

3) My bloody Valentine - What you want
Wenn man bei plattentests nach My bloody Valentine sucht, findet man dort zwar kein einziges Album der irischen Shoegaze-Legenden - zu lange ist die letzte Veröffentlichung her. Was man jedoch findet sind Referenzen, und das en masse: 346 Treffer, darunter eben auch Yuck und The Pains of being pure at Heart. Das zeigt, wie einflussreich MBV sind, obwohl diese nur zwei Alben veröffentlicht haben.
Mit ihrem zweiten Album Loveless (1991), aus dem der Song "What you want" stammt, setzten My bloody Valentine laut Brian Eno einen neuen Maßstab für Pop-Musik: "It's the vaguest music ever to have been a hit." MBV-Mastermind Kevin Shields, bekannt als übereifriger Perfektionist, arbeitete über zwei Jahre an Loveless, das zu den drei Lieblingsalben von The-Cure-Frontmann Robert Smith zählt.

4) The Monochrome Set - He's Frank
5) The Monochrome Set - Apocalypso
Der Konzerttipp des Gelben Tango: Die britischen Post-Punk-Helden The Monochrome Set spielen am morgigen Freitag in der Sturmglocke.
Aus einer kurzlebigen College-Band namens B-Sides gingen 1977/1978 Adam & the Ants sowie The Monochrome Set hervor. Während Adam & the Ants zu UK-Chartstürmern wurden, waren auch The Monochrome Set in London eine ganz große Nummer - nur die Charterfolge blieben aus. So hangelte man sich von Plattenvertrag zu Plattenvertrag, 1985 folgte die Auflösung. Zwischen 1990 und 1998 und ab Ende der nuller Jahre begann die Band, die interessanterweise eine große Anhängerschaft in Japan hat, wieder auf Tour zu gehen.
Zu den prominentesten Fans gehören übrigens Franz-Ferdinand-Frontmann Alex Kapranos sowie Morrissey und Johnny Marr, die sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft für The Monochrome Set kennenlernten und kurz darauf The Smiths gründeten. "He's Frank" war die erste Monochrome-Set-Single und wurde 1979 bei dem bekannten Londoner Label Rough Trade veröffentlicht. "Apocalypso" erschien ein Jahr später - bereits bei einer anderen Plattenfirma.

6) Bill Callahan - Drover
Der 1966 im US-Bundesstaat Maryland geborene Singer-Songwriter machte seine erste Aufnahmen auf einfachen Vier-Spur-Rekordern und prägte damit das sogenannte Lo-Fi-Genre. Seit 1993 ist Callahan unter Vertrag bei dem Chicagoer Indie-Label Drag City (bei dem andere namhafte Indie-Interpreten wie Pavement, Silver Jews, Will Oldham oder Joanna Newsom ihre Werke veröffentlicht haben). Zunächst unter dem Pseudonym "Smog" und später unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlichte Bill Callahan mehr als ein Dutzend Studioalben. Das Neueste trägt den Titel "Apocalypse", steht seit 8. April in den Plattenläden - und ist ganz großes Kino.

7) Joanna Newsom - Soft as chalk
Mit seiner über fünfzehn Jahre jüngeren Drag-City-Labelkollegin Joanna Newsom hatte Bill Callahan einst eine Liaison. Für Klatschblätter und Paparazzi war das »Indie»Pärchen nicht interessant genug, von daher ist nicht viel bekannt über die Liebelei der beiden. Was auch nicht weiter schlimm ist. Fest steht jedoch: Die beiden sind kein Paar mehr. Und, was vor allem relevant ist für den Gelben Tango: Gemeinsame Musik scheint nicht entstanden zu sein. Schade. Wie wunderbar (wenn vielleicht auch schmalzig) doch ein verliebtes Duett der beiden gewesen wäre. Hach. Naja, dafür hat die zauberhafte Joanna nach ihrem 2006 erschienenen Meisterwerk "Ys" letztes Jahr ein über zweistündiges Dreifach(!!!)album nachgelegt. Das heißt "Have one on me" und beherbergt den wunderbaren Song "Soft as chalk". Entschädigung genug.

8) Eveline - Last Time at Alpha Centauri
Vor zwei Wochen zu Gast im Café Glocksee, jetzt mit ihrem neuen Album auch beim Gelben Tango zu hören. Die Musik der vier Italiener ist schwer zu beschreiben, eine Rezension auf musikreviews.de trifft es ganz gut: "Eher schon entdeckt man (...) Stoner-Elemente, Psychedelic-Rock-Orgeln, Jazzkonstruktionen, Indie- und Artpop-Gesten, Industrial-Konturen und Elektronika, und doch findet sich im Ganzen etwas derart Formloses wieder, dass man es weder Rock noch Pop noch Jazz nennen möchte." Evelines drittes Album namens "Alphaomega" ist am 25. März erschienen. Der gespielte Song bezieht sich auf das 1971 erschienene Album "Alpha Centauri" der Berliner Elektronikpioniere Tangerine Dream.

9) Tangerine Dream - Cloudburst Flight
Tangerine Dream formierten sich 1967 in West-Berlin und hatten 1968 inmitten der aufkommenden Studentenbewegung ihren ersten Auftritt an der Technischen Universität Berlin. Tangerine Dream etablierten sich zunächst als Krautrock-Band, wandten sich dann aber zunehmend der Elektronik zu. "Wo man früher Gitarristen, Bassisten und nen Schlagzeuger gesehen hat, sitzt da auf einmal einer mit tausend Kabeln so rumgesteckt", erinnert sich Klaus Schulze, der zu Beginn kurz Mitglied bei Tangerine Dream gewesen war und später auf Solopfaden mit über 60 Veröffentlichungen sehr geschäftig war. "Da laufen Lichter, die blinken. Und das macht der ganz allein. Eine Stunde lang macht der ein Stück. Und das bringt dich natürlich in Trance. (...) Aber es hatte für uns nichts mit hochgeistiger oder meditativer Sache zu tun. Es war einfach unser neues Musikgefühl, unsere neue Möglichkeit, eine andere Musik zu schaffen. Und wir haben schon Spaß daran gehabt."
Mit ihren elektronischen Klanglandschaften erschloss die Band um Edgar Froese (Gründer und einziges ständiges Mitglied von Tangerine Dream) vor allem in England ein größeres Publikum. Das Album "Phaedra", ihr erstes bei Virgin Records, schaffte es 1974 auf einen beachtlichen Platz 15 der UK-Charts. Noch wichtiger als die Charterfolge ist jedoch Tangerine Dreams musikhistorischer Einfluss. Namhafte Interpreten wie Radiohead, Porcupine Tree und DJ Shadow sind von der "Berliner Schule" maßgeblich beeinflusst worden, außerdem legten Tangerine Dream den Grundstein für Trance und Ambient. Fünf bei Virgin Records erschienene Werke wurden Anfang des Jahres zusammen mit Bonusmaterial in dem Boxset "The Virgin Years: 1974-1978" wiederveröffentlicht. Der Song "Cloudburst Flight" stammt aus dem 1979 erschienenen "Force Majeure".

10) Ja, Panik - Nevermind
11) Ja, Panik - The Horror
ADM ABG TIN ist DMD KIU LIDT - alles klar!? :-D
ADM ABG TIN = Album des Monats April bei Gelber Tango »Indie» Nacht
DMD KIU LIDT = Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit (VÖ: 15.04.) - auch wenn man sich bei Ja, Panik nie wirklich sicher sein kann, ob das wirklich stimmt oder nur ein Marketinggag sein soll. Das CD-Booklet, das sprachinvers verfasst ist (die englisch gesungenen Texte stehen dort auf deutsch und umgekehrt), liefert in den Lyrics des Titeltracks folgende Definitionen für DMD KIU LIDT:
Und jetzt ist dort nichts, wo ich immer gegessen habe, außer DMD KIU LIDT. *** Ich befürchte das ist nichts anderes als der alte, schmutzige Trick, du weißt schon DMD KIU LIDT. *** Das ist kein Abenteuer, nicht einmal ein Ausflug, das ist DMD KIU LIDT. *** Du glaubst du fühlst dich übel wegen all dieser Nächte, aber es ist nur DMD KIU LIDT. *** Es gibt nichts was ich machen kann, alles was ich mache, mache ich zugunsten von DMD KIU LIDT. *** Nichts konnte rein gar nichts ändern, außer DMD KIU LIDT. *** Da ist ein Feuer, das ich entfacht habe, es heißt DMD KIU LIDT. *** Du siehst irgendwie verliebt aus, aber eigentlich auch krank, ich bin mir sicher du schläfst mit DMD KIU LIDT. *** Also greife ich zu meiner Gitarre um ihr den Schlager zu singen, ihr wisst schon DMD KIU LIDT.
"Aber Stefan: Nevermind." 

12) Metronomy - The Look
Was die Electropopper Metronomy angeht, geht es mir ähnlich wie einem amazon-Kundenrezensenten, der jüngst gestand, dass ihm Metronomy im Zuge der Unmengen von gehypten Indie-Rock-Pop-Bands der letzten Jahre aus dem Vereinigten Königreich und sonst woher irgendwie am Allerwertesten vorbeigegangen seien. Bisher. Denn was man Metronomy-Mastermind Joseph Mouth zugute halten muss: Metronomy bleiben nicht auf der Stelle stehen und scheinen sich stetig weiterzuentwickeln. Mittlerweile hören sich Metronomy wie eine richtige Band an - und der neue "Look" vermag dem Gelben Tango zu gefallen. Das dritte Metronomy-Album namens "The English Riviera" ist am 15. April erschienen.

13) My First Trumpet - Dipl. Link
Der Hamburger Kevin Hammann ist bekannt als ClickClickDecker und noch bekannter als eine Hälfte des Audiolith-Elektropunk-Duos Bratze. 2007 hatte Hammann Lust auf etwas anderes als das, was er als ClickClickDecker und bei Bratze macht, und experimentierte bei sich Zuhause ein wenig herum. Das Ergebnis dieser "Bedroom Production" wurde über das Internetlabel Aerotone veröffentlicht. Das Projekt nennt (bzw. nannte) sich My First Trumpet, das Album trägt den Titel Frerk - "leichtfüßig, nachdenklich und voller traumwandlerischer Harmonien, weiß aber auch gezielt platziert Disharmonien zu streuen und sich selbst wieder in Einzelteile zu zerlegen", schreibt flamingyouth.de.

Hintergrundtrack:
Live Footage - Fatherado (aus "Willow Be", erschienen im Februar 2011)

Nächste Sendung am 5. Mai um 23 Uhr.

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