Donnerstag, 3. März 2011

PLAYLIST VOM 3. MÄRZ

1) Sonic Youth - Alice et Simon
Zu dem französischen Teenie-Thriller "Simon Werner a disparu" haben Sonic Youth den Soundtrack geschrieben (VÖ 25.02.). Der ist zwar nicht vergleichbar mit regulären Studioalben der New Yorker Indie-Legenden, allerdings ein kleiner Vorgeschmack auf Thurston Moores Soloalbum, das noch dieses Jahr herauskommen soll. Erschienen ist der Soundtrack auf ihrem eigenen Label SYR (Sonic Youth Recordings), das eher für experimentelle Veröffentlichungen bekannt ist.

2) Atlas Sound - Mona Lisa
Vom Nebenprojekt des Deerhunter-Frontmanns Bradford Cox gibt es bereits zwei Alben, Ende letzten Jahres folgte die vierteilige "Bedroom Databank", die auf deerhuntertheband.blogspot.com kostenlos heruntergeladen werden kann und aus der auch der Track "Mona Lisa" stammt. Die zweieinhalb Stunden Musik zeigen, wie vielseitig Cox ist - "one of indie's most fascinating characters and a guy that just has music pouring out of him", wie Pitchfork schreibt.

3) Owen Pallett (ehemals Final Fantasy) – This is the Dream of Win and Regine
"I tried and tried and tried and tried to keep the crowds away" singt Pallett in diesem Song über Win Butler und Régine Chassagne von der Indie-Überband Arcade Fire. Pallett ist eng mit Arcade Fire verbandelt: Auf allen drei Alben der Band aus Montreal schrieb Pallett die Geigenarrangements und ging mit Arcade Fire auch regelmäßig auf Tour. Als Solokünstler ist Pallett eine beeindruckende Ein-Mann-Show und weiß mit Geige, Keyboard und Loop-Pedal allerlei anzustellen. Drei Alben hat der 31-Jährige bisher herausgebracht, die ersten beiden unter dem Pseudonym "Final Fantasy", das letzte unter seinem bürgerlichen Namen. "This is the Dream of Win and Regine" stammt vom 2005er Debütalbum "Has a good home". 

4) Arcade Fire - We used to wait
"Hi, we are called the Arcade Fire. Check it out on google", sagte ein strahlender Win Butler mit einer kleinen Prise Häme, als sich seine Band bei den Brit Awards letzten Monat überraschend gegen Chartgrößen wie Eminem und Katy Perry durchsetzte und den Preis für das beste internationale Album abräumte. Kurz zuvor war "The Suburbs", das dritte Album der Kanadier, bereits mit einem Grammy ausgezeichnet worden. Der wie ich finde wunderbare Song "We used to wait" handelt von dem völlig aus der Mode geratenen Briefeschreiben und wie man früher ungeduldig darauf wartete, eine Antwort auf einen Brief zu erhalten. 

5) James Blake - Lindisfarne II
Der erste große Hype des Jahres 2011. James Blakes sehnsüchtig erwartetes Debütalbum (VÖ 04.02) hat fast überall Bestnoten bekommen und gilt schon jetzt als heißer Anwärter auf das Album des Jahres. Sein ebenso zartes wie basslastiges Cover von Feists "Limit to your love" hat bei youtube fast vier Millionen (!!!!) Aufrufe. Der 22-jährige Londoner, der aus der Dubstep-Szene kommt, vermengt auf seinem Album das vertrackte, elektronische Dubstep mit klassischen Songwriter-Elementen und macht es damit mehr oder weniger (indie)mainstreamkompatibel. Deshalb wird Blakes Musik auch oft als "Post-Dubstep" klassifiziert.

6) Roxy Music - Virginia Plain
Mit "Virginia Plain" von ihrem grandiosen Debütalbum hatten Roxy Music 1972 ihren ersten Auftritt in der TV-Chartshow "Top of the Pops". Wer sich einen Eindruck von der extravaganten Art-Rock-Band um Bryan Ferry und damals noch Brian Eno machen will, schaut sich am besten einfach mal das Video dazu an:



7) PJ Harvey - On Battleship Hill
Politisch und sozialkritisch ist das achte Studioalbum von PJ Harvey geworden, was für die mittlerweile 41-Jährige ungewöhnlich ist: Auf "Let England shake" (VÖ 11.02.) besingt die gute Polly Jean den - ihrer Meinung nach erbärmlichen - Zustand ihrer englischen Heimat. Aufgenommen wurde das Album in einer alten Kirche im Süden Englands, obwohl das mittlerweile gefühlt jede/r zweite angesagte Band/Künstler macht. Nichtsdestotrotz ist "Let England shake" ein Meilenstein in Harveys ohnehin schon imposanter Diskographie und eines der herausragenden Alben des jungen Jahres.

8) Nicolas Jaar - Specters of the Future
9) Nicolas Jaar - Trace (Interlude)
10) Nicolas Jaar - Variations
"Ein 20-Jähriger zog aus, um House zu machen und kam mit jazziger Electronica zurück", ist in der aktuellen Ausgabe des Musikexpress über Nicolas Jaar zu lesen. Dafür, dass diese Musik so häufig stillzustehen scheint, schreibt Intro, habe sie jede Menge Drive. "Space is only Noise", das Debütalbum des in New York geborenen und in Chile aufgewachsenen Produzenten, ist das Album des Monats Februar beim Gelben Tango und deshalb auch in dieser Sendung wieder mit dabei. Das Album des Monats März wird euch beim nächsten Gelben Tango am 17. März vorgestellt. 

11) Isbells - Reunite
In der Sendung vor zwei Wochen liefen The Black Atlantic aus den Niederlanden, diesmal gibt's eine Band aus dem Nachbarland Belgien, die ebenso schönen Songwriter-Folk-Pop macht: Die Isbells, deren Sänger Gaëtan Vandewoude zuvor fünfzehn Jahre lang in diversen Rockbands spielte. Das selbstbetitelte Debütalbum der Isbells erschien in Deutschland am 11. Februar über das Plattenlabel von Haldern Pop.

12) Rue Royale - Halfway Blind
Der Konzerttipp vom Gelben Tango: Rue Royale spielen am 10. März bei Feinkost Lampe!!
Das überaus sympathische anglo-amerikanische Ehepaar (Ruth stammt aus England, Brooklyn aus den USA), das bereits zweimal in Hannover zu Gast war, macht wunderbare verspielte Folkpopmusik. Im Gepäck haben Rue Royale ihr neues Album "Guide to an escape", das am heutigen 3. März weltweit veröffentlicht wird. Die erste Single "Halfway Blind" hat übrigens autobiographische Züge: Brooklyn ist auf einem Auge blind.

13) The Tallest Man on Earth - You're going back
Kauzigen Singer-Songwriter-Folk mit Gitarrengeschrammel gibt es wie Sand am Meer, doch The Tallest Man on Earth wird nicht umsonst oft mit Bob Dylan verglichen. Der 27-jährige schwedische Songwriter Kristian Mattson, der hinter the Tallest Man on Earth steckt, besticht auch durch seine charismatische Stimme. "You're going back" stammt von Mattsons Zweitwerk "The wild hunt", das im Frühjahr 2010 erschien.

14) The Field Mice - Sensitive
Das - und nicht Laura Branigan oder so ;) - sind für mich die 80er in ihrer coolsten musikalischen Blüte. The Field Mice existierten von 1987 bis 1991 und waren beim kleinen Indie-Label Sarah Records unter Vertrag, das sich dadurch auszeichnete, hauptsächlich Singles (und nicht Alben) zu veröffentlichen. "Sensitive" ist der bekannteste Song der Londoner Nagetiere und schaffte es 1989 unter die besten 30 besten Songs der BBC-Radiolegende John Peel.

15) The Pains of being pure at Heart - The tenure itch
The Pains of being pure at Heart griffen auf ihrem vor zwei Jahre erschienenen Debütalbum den Shoegaze-Sound von Bands wie The Field Mice oder Jesus and Mary Chain auf. Das Ergebnis war eines der besten Alben des Jahres 2009, aus dem auch der Song "The tenure itch" stammt. Das neue Album der vier New Yorker ist für Ende März angekündigt.

16) Yo La Tengo - I heard you looking
17) Yo La Tengo - When it's dark
Zum Abschluss eine meiner Lieblingsbands: Yo La Tengo. Seit 1984 glänzt die Band aus New Jersey mit ihrer vielseitigen Musik zwischen Indie, Noise-Rock und Dream-Pop. Seitdem habe das Trio alles ausprobiert, was mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang anzurichten sei, "bis sie eindeutig die besseren, weil weniger hermetischen Sonic Youth waren und sind", ist auf plattentests.de zu lesen. Der zuerst gespielte Song "I heard you looking" stammt vom 1993 erschienenen Album "Painful", während "When it's dark" auf dem aktuellen Album "Popular Songs" (2009) zu hören ist.



Achja, die vier Ehepaare aus dieser Sendung bin ich noch schuldig: Thurston Moore und Kim Gordon von Sonic Youth, Win Butler und Régine Chassagne von Arcade Fire, Brooklyn und Ruth Dekker von Rue Royale und Ira Kaplan und Georgia Hubley von Yo La Tengo. Bis zum nächsten Mal :)

Hintergrundtrack:
Aphex Twin - Fingerbib (aus "Richard D. James Album")


Nächste Sendung am 17. März um 23 Uhr.

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